Donnerstag, Januar 9

Das autonome Kulturzentrum schliesst nach Übergriffen und Gewalt für zwei Wochen. Stellt man sich nun den Fakten?

Die Berner Reitschule, eine Ikone im links-grünen Bern, eine Illusion fast schon angesichts der herbeigesehnten buntesten Welt der Geschichte: Sie hat in der Wirklichkeit, ein weiteres Mal, grössere Probleme.

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In den letzten Jahren geriet sie regelmässig in die Kritik, weil Linksextreme – teilweise auf brutale Weise – die Polizei angegriffen hatten. Die Gewalt wurde als Widerstand verkauft. Als Klassenkampf. Damit kam man ganz gut durch. Sozialromantik ist in Bern noch gerne gesehen. Ein bisschen RAF-Sympathie ist schon okay. Und manchmal brennen halt die Barrikaden.

Nun jedoch muss das Kulturzentrum selbst auf einen Missstand reagieren. Es schliesst für zwei Wochen. Aus einem unangenehmen Anlass: Die Sicherheit war nicht mehr zu gewährleisten. Die Gründe: eskalierende Gewalt, Übergriffe auf Gäste, Drogenexzesse. Für die autonomen Kräfte, die in der Berner Reitschule wirken, muss ein solch repressiver Vorgang wie eine Schliessung wohl das Schlimmste sein. Denn er setzt die Erkenntnis voraus, dass auch Freiraum seine Grenzen hat, nicht beliebig ausdehnbar ist.

Auch die Schuldigen sind nicht mehr so leicht benennbar. Darum wirkt die Schliessung wie ein Eingeständnis. Das diverse, inklusive, multikulturelle Miteinander, brav gegendert, mit einer schönen Portion Staatsablehnung angereichert, garniert von einer Prise gewalttätigem Polizistenhass: Es wirkt, selbst in der links-grünen Hochburg Bern, wie ein Anachronismus – eine vergilbte Erinnerung an die Zeiten, als man sich die Bünzli-Revoluzzer-Attitüde noch leisten konnte. Nun kollidiert die Realität mit dem Weltbild. Nur bunt und einträchtig funktioniert die Wirklichkeit nicht.

Denn unter den Störenfrieden und Delinquenten befinden sich nicht wenige Männer aus fremdem Kulturraum. Doch die sind in unserem System arm dran: Das ist die Mentalität, die in der Reitschule vorherrscht. Dass diese Männer wohl eher weniger Interesse am queerfeministischen Raum in der Reitschule haben, sondern mit dieser progressiven Art fremdeln und lieber Frauen anmachen: Das stellt die Reitschüler vor eine Belastungsprobe. Die eigene Ideologie kollidiert mit der Realität.

Nie würden die Kollektivisten der Reitschule das zugeben, dabei wäre dieser Missstand eine gute Gelegenheit, sich den Fakten zu stellen. Auch in der Schweiz, selbst in Bern, ist die Delinquenz von Ausländern aus fremden Kulturen ein Problem. Das Sicherheitsgefühl sinkt. Die Polizei gibt schon Tipps – nicht nur im Gebiet der Reitschule, sondern in der gesamten Stadt –, dass die Berner keine grossen Geldbeträge oder Wertsachen auf sich tragen sollen. Das Kollektiv zeigt mit dem Finger jedoch auf den Staat. Der soll bei seiner Asyl- und Drogenpolitik versagt haben.

Dabei hat kaum eine andere Institution in Bern so viel Einfluss wie die Reitschule. Wer die staatliche Förderung kürzen oder sogar streichen will, bleibt chancenlos. Die «Berner Zeitung» hat es zum 30-Jahr-Jubiläum im Jahr 2017 richtig geschrieben: «Die Reitschule kann sich, im von ihrem Geist durchwirkten Bern, sehr, sehr viel leisten. Es ist unvorstellbar, dass jemand, der politisch gegen sie antritt, mehrheitsfähig wird.» Mehr Macht geht nicht.

Dass die Verantwortung auf die – zur Reitschule sehr freundlichen – Stadt geschoben wird, soll auch das eigene Versagen kaschieren. Der Laden hat auch schon mehr gebrummt, die Gäste bleiben gemäss Reitschule immer mehr aus. Warum wohl, wenn der Ort nicht mehr vertrauenswürdig erscheint? Würde die Reitschule nur etwas Realitätssinn erkennen lassen und hätte sie schon früher bei Vergehen gegen die sexuelle Integrität oder bei Diebstählen und Drogendelikten hingeschaut. Oder bei krassen Fällen sogar die Polizei gerufen.

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