Mittwoch, Oktober 2

Mehr Velowege und mehr Bäume, dafür weniger Autos: Das ist die Essenz eines neues Strategiepapiers der Stadtregierung.

Der Röschibachplatz im Zentrum des Zürcher Quartiers Wipkingen steht nicht nur beispielhaft für die rasche Aufwertung und Gentrifizierung eines einstigen Arbeiterquartiers. Er dient der Stadträtin Simone Brander (SP) auch als Vorbild für städtebauliche und verkehrsplanerische Vorhaben der Zukunft.

Am Röschibachplatz besteht seit 2015 eine sogenannte Begegnungszone. Sie bietet viel Platz für Fussgänger und Velofahrer. Auf der Nordstrasse darf nur 20 km/h gefahren werden – hält der Trolleybus an der Haltestelle «Bahnhof Wipkingen», müssen Autos waren. Der Platz selbst wurde begrünt und lebt heute von seiner Boulevardgastronomie.

Schon bald sollen viele weitere Flächen in ähnlicher Weise wie der Röschibachplatz umgestaltet werden – «wipkingisiert», wenn man so möchte. Das ist in der neuen Strategie «Stadtraum und Mobilität 2040» des Zürcher Stadtrats vorgesehen. Diese wurde unter Einbezug mehrerer Dienstabteilungen der Stadtverwaltung erarbeitet, federführend war die Tiefbauvorsteherin Simone Brander. Besonders an dem 90-seitigen Papier ist, dass es erstmals städtebauliche und verkehrsplanerische Visionen der Stadtregierung verbindet.

Am Mittwoch vor den Sommerferien (10. 7. 24.) luden Brander und Michael Baumer (FDP), der Vorsteher der industriellen Betriebe, zu einer gemeinsamen Medienkonferenz. Offizieller Anlass war die Bekanntgabe der neuen Strategie.

Inoffiziell dürfte es der Stadträtin und dem Stadtrat aber auch um eine kleine Zwischenbilanz zur Jahresmitte gegangen sein. Sie stellten zahlreiche abgeschlossene Projekte vor, wie ebenjenes am Röschibachplatz. Als weitere Erfolgsgeschichte wurde die Begrünung des Papierwerdareals hinter dem Globus-Provisorium genannt. Brander und Baumer nutzten solche Beispiele, um aufzuzeigen, wie sich Zürich in den kommenden fünfzehn Jahren weiterentwickeln wird.

Brander sprach von einer «Umverteilung des Raums»

Im Zentrum der Strategie steht der Kampf gegen Hitze und Dichtestress. «Wir wollen nicht nur den Asphalt, sondern auch das Bild der autozentrierten Innenstadt aufbrechen», sagte Brander am Mittwoch. Will heissen: Wo dies möglich ist, sollen Böden entsiegelt, Plätze begrünt, Parkplätze abgebaut und Strassen zu Velowegen umgenutzt werden.

So sollen öffentliche Flächen zu «Begegnungsräumen» werden, in deren Mittelpunkt nicht mehr der motorisierte Individualverkehr, sondern die Bewohnerinnen und Bewohner des Quartiers stehen. Brander nutzte die Gelegenheit der Medienkonferenz, um noch einmal die Idee der Quartierblöcke beliebt zu machen. Das sind autofreie Perimeter, deren Gestaltung und Nutzung den Anwohnern obliegt.

Die «Umverteilung des Raums» vom Auto zu den Menschen, wie Brander es nannte, sei aber auch ökonomisch wertvoll. Denn sie käme der Lebensqualität der Bevölkerung zugute und sei somit ein «zentraler Standortfaktor» für Zürich. Ein Vorher-nachher-Bild des Röschibachplatzes diente zur Illustration.

Bis 2035 nur noch elektrische Fahrzeuge im öV

Michael Baumer ergänzte, dass auch der öffentliche Verkehr profitieren würde, wenn in der Stadt weniger Autos unterwegs wären. Um Kapazität und Zuverlässigkeit von Tram- und Buslinien zu gewährleisten, seien mehr eigene Trassen nötig – und neue Linien wie das Tram Affoltern. Dieses Projekt befindet sich derzeit im Plangenehmigungsverfahren. Wenn alles gut läuft, verkehrt das Tram 11 ab 2029 bis nach Affoltern.

Damit die ÖV-Wende den ambitionierten Klimazielen der Stadt Zürich gerecht wird, wollen die VBZ bis 2026 mindestens 70 Prozent aller Trolleybusse rein elektrisch fahren lassen. Bis 2035 sollen dann ausschliesslich elektrische Fahrzeuge im Betrieb sein.

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