Sonntag, November 24

Die Organisation Fashion for Relief sollte Gelder für wohltätige Zwecke sammeln. Doch von mehreren Millionen Pfund wurden laut einer Untersuchung nur wenige hunderttausend tatsächlich ausbezahlt.

Das britische Supermodel Naomi Campbell darf in England und Wales fünf Jahre lang keiner wohltätigen Organisation mehr vorstehen. Grund für die Sperre ist eine Untersuchung der britischen Aufsichtsbehörde Charity Commission. Diese hat schwere Mängel bei Fashion for Relief, der Wohltätigkeitsorganisation von Campbell, aufgedeckt.

Fashion for Relief wurde im Jahr 2005 von Campbell gegründet. Die Organisation setzte sich das Ziel, Armut zu verringern und Gesundheit sowie Bildung zu fördern. Dafür sollte bei mit Campbell und weiteren Stars besetzten Mode-Events in London, Cannes und an anderen Orten Geld gesammelt werden. Das Geld sollte dann anderen Organisationen bereitgestellt werden. Doch laut der Untersuchung ist nur ein Bruchteil der dabei gesammelten Millionen Pfund tatsächlich für wohltätige Zwecke eingesetzt worden.

Naomi Campbell gehörte in den 1990er Jahren neben Claudia Schiffer und Cindy Crawford zur Riege der Supermodels. Sie war das erste schwarze Model, das auf den Titelseiten des Magazins «Time» und der französischen «Vogue» abgebildet wurde. In der Vergangenheit machte sie jedoch auch Schlagzeilen, weil sie gegenüber Angestellten übergriffig wurde. Deswegen wurde sie mehrfach wegen Körperverletzung verurteilt.

Heute setzt sich die 54-jährige Campbell für mehr Diversität in der Mode ein und engagiert sich für wohltätige Zwecke. Mit Fashion for Relief wurden unter anderem Events für die Opfer des Hurrikans Katrina 2005 und jene der Erdbeben in Japan 2011 abgehalten. Auch das Kinderhilfswerk von Nelson Mandela oder Organisationen gegen Brustkrebs unterstützte Campbell.

Campbell ist «sehr besorgt» über Ergebnisse

«Ich habe erst am Donnerstag von den Ergebnissen erfahren und bin sehr besorgt», sagte Campbell der Nachrichtenagentur AP. Sie sei nicht die Person, die die Geldflüsse bei Fashion for Relief kontrolliere. Sie lasse nun untersuchen, wie es zu den Verfehlungen gekommen sei. «Alles, was ich tue, und jeder Penny, den ich verdiene, geht an wohltätige Organisationen», sagte Campbell weiter.

Im am Donnerstag publizierten Untersuchungsbericht werden Campbell sowie zwei früheren Vorständen von Fashion for Relief Fehlverhalten und Missmanagement vorgeworfen. Die Untersuchung startete, nachdem zwei Wohltätigkeitsorganisationen vor vier Jahren gegen Campbells Organisation eine Beschwerde bei der Aufsichtsbehörde eingereicht hatten.

Die Untersuchung kam zu dem Schluss, dass Fashion for Relief zwischen 2016 und 2021 insgesamt 4,8 Millionen Pfund (5,5 Millionen Franken) eingenommen habe. Davon seien lediglich 8,5 Prozent oder 389 000 Pfund (441 780 Franken) an Partnerorganisationen weitergeleitet worden.

Bei Finanzen und Buchführung hätten in der Organisation chaotische Zustände geherrscht. Belege für Rechnungen, Quittungen oder Protokolle von Sitzungen und Entscheidungen seien nicht aufbewahrt worden. Dabei müssten Wohltätigkeitsorganisationen sie laut Gesetz eigentlich aufbewahren. Auch die vorgeschriebenen Jahresabschlüsse und Berichte seien jeweils nur mir Verspätung eingereicht worden.

Hohe Beträge für Hotel und Spa-Behandlungen

Fashion for Relief soll laut dem Untersuchungsbericht über 14 800 Pfund für einen Flug an einen Mode-Event in Cannes im Mai 2018 für einen nicht namentlich genannten Vorstand und einen nicht namentlich genannten Spender bezahlt haben.

Bei diesem Mode-Event in Cannes war auch Campbell selbst anwesend. Sie wohnte laut dem Untersuchungsbericht in einem Fünfsternehotel, das die Organisation insgesamt 9400 Euro kostete. Weiter fielen Sicherheitskosten über 4000 Euro an. Campbell soll im Rahmen des Events zudem Ausgaben über 7900 Euro für Spa-Behandlungen, Zimmerservice, Zigaretten und andere Hotelprodukte angehäuft und der Organisation belastet haben.

Campbell und ein früherer Vorstand gaben an, dass die Hotelkosten später von einem nicht namentlich genannten Spender gedeckt worden seien. Doch laut dem Untersuchungsbericht konnten dafür keine Beweise gefunden werden. Weiter stellte die Aufsichtsbehörde fest, dass an einen der Vorstände zwei Jahre lang ein nicht bewilligtes Beratungshonorar über 290 000 Pfund sowie 26 000 Pfund Reisespesen ausbezahlt wurden.

Vorstände handelten nicht im Sinne der Organisation

Laut der britischen Aufsichtsbehörde sind Vorstände gesetzlich dazu verpflichtet, Entscheidungen zu treffen, die im besten Sinne ihrer Wohltätigkeitsorganisation liegen. Die Untersuchung habe ergeben, dass dies bei Fashion for Relief nicht der Fall gewesen sei. Das habe die Behörde dazu veranlasst, Campbell und zwei weitere Vorstände für mehrere Jahre zu sperren. Das bedeutet, dass sie keiner Wohltätigkeitsorganisation mehr vorstehen dürfen.

Fashion for Relief wurde bereits im März 2024 aufgelöst. Zuvor konnten von der Aufsichtsbehörde eingesetzte Treuhänder noch 345 000 Pfund bei der Organisation sicherstellen. Das Geld ging zum Teil an die beiden Organisationen, die Beschwerde eingereicht hatten. Weiter wurden damit ausstehende Verpflichtungen von Fashion for Relief beglichen.

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