Samstag, April 19

Der Aufschwung ist abgesagt. Die Zölle unter Präsident Trump hemmen den internationalen Güteraustausch. Die WTO rechnet für 2025 mit einem Rückgang des Welthandelsvolumens um 0,2 Prozent.

Die Zollpolitik von Donald Trump hat beim Welthandel zu einer Schubumkehr geführt. Nachdem noch zu Jahresbeginn alles auf ein solides Wachstums des internationalen Güteraustausches hindeutete, stellt sich die Situation heute völlig anders dar. Das verdeutlichen die jüngsten Prognosen der Welthandelsorganisation (WTO), die den Effekt der US-Handelspolitik erstmals zu quantifizieren versucht.

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Ein Minus von 0,2 Prozent

Hatte die WTO noch im Januar für 2025 dank rückläufiger Inflation und günstigen makroökonomischen Daten mit einem Anstieg des globalen Handelsvolumens um 2,7 Prozent gerechnet, wird neu eine Schrumpfung um 0,2 Prozent in Aussicht gestellt. Das steht in scharfem Kontrast zum letztjährigen Wachstum um 2,9 Prozent. Damals hatte der Welthandel erstmals seit längerer Zeit wieder stärker zugelegt als das globale Bruttoinlandprodukt – und damit für wachsende Zuversicht gesorgt.

Nun hat die Stimmung gedreht. Eine klare Sicht wird dabei erschwert durch ständige Veränderungen der US-Handelspolitik. Die Prognose der WTO basiert auf der Annahme, dass die derzeitigen Bestimmungen bestehen bleiben. Angenommen wird also ein von den USA erhobener Grundzoll von 10 Prozent, ein Satz von 25 Prozent auf Stahl und Aluminium und die Beibehaltung der momentan fast prohibitiv hohen Zollsätze im Güteraustausch zwischen den USA und China.

Ausgeklammert bei der Prognose bleiben die sogenannten reziproken Zölle. Diese hatte Trump in seiner Rede vom 2. April gegenüber vielen Ländern angekündigt, nur wenige Stunden nach deren Inkrafttreten aber für 90 Tage ausgesetzt. Würden diese Zölle, die im Falle der Schweiz bei 31 Prozent liegen, doch noch angewendet, würde dies das globale Handelsvolumen 2025 noch stärker schrumpfen lassen. Der Rückgang käme dann laut WTO statt bei 0,2 Prozent bei 0,8 Prozent zu liegen.

Mehr chinesische Exporte nach Europa

Wenig überraschend wird beim Handel in Nordamerika der grösste Rückgang erwartet. Gemäss WTO wird die Region dieses Jahr 12,6 Prozent weniger exportieren und 9,6 Prozent weniger importieren. Der Einfluss Nordamerikas drückt dabei das Welthandelsvolumen um 1,7 Prozentpunkte. Asien und Europa dürften demgegenüber weiterhin einen leicht positiven Beitrag zum Welthandel leisten, wenngleich auf einem deutlich niedrigeren Niveau als noch vor kurzem erwartet.

Unklar bleibt auch, wie sich der Zollstreit zwischen den USA und China entwickeln wird. Eine rasche Lösung ist nicht absehbar. Das dürfte zur Umlenkung von Handelsströmen in Drittländer führen, wo die Besorgnis vor wachsender Konkurrenz aus China denn auch steigt. Unbegründet scheint die Furcht nicht. Die WTO erwartet, dass Chinas Warenexporte in allen Regionen ausserhalb Nordamerikas um 4 Prozent bis 9 Prozent steigen wird; für Europa wird mit einem Plus von 6 Prozent gerechnet.

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