Sonntag, September 8

Bei der Zürcher Kantonalbank läuft es rund. Dank boomendem Zinsgeschäft und Neugeldzufluss steigt der Jahresgewinn um 17 Prozent auf 1,24 Milliarden Franken. Der Kanton und die Gemeinden erhalten eine rekordhohe Gewinnausschüttung.

Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) bekennt sich schon im Firmennamen zu ihrer Herkunft. Auf der Website heisst es denn auch, bei der zu 100 Prozent vom Kanton Zürich kontrollierten Bank sei das Denken und Handeln primär auf den Kanton Zürich gerichtet. Und dennoch, die «nahe Bank», so das Werbeversprechen, scheint die Nähe zur grössten Schweizer Stadt zusehends als Einschränkung zu empfinden. Jedenfalls drängt es die Bank verstärkt in Gebiete auch ausserhalb von Zürich.

Rekordhoher Konzerngewinn

Jüngst sorgten gleich zwei Ankündigungen für Aufmerksamkeit: So gab die Bank kurz vor Weihnachten bekannt, in der ganzen Schweiz unter dem Namen «ZKB Banking» ein neues digitales Bankangebot ohne Jahresgebühren für Privatkonten oder Debitkarten einzuführen. Und Ende Januar doppelte man nach und kündigte an, die Beratung für Pensionskassen und institutionelle Kunden in der Westschweiz stärken zu wollen und hierzu auch ein Büro in Lausanne zu eröffnen.

Die geografische Ausdehnung erfolgt aus einer Position der Stärke. Das zeigen die am Freitagmorgen publizierten Zahlen zum Geschäftsjahr 2023. So hat die neuerdings zweitgrösste Universalbank im Land den Konzerngewinn im vergangenen Jahr um 17 Prozent auf 1,24 Milliarden Franken erhöht. Das erlaubt es, die Eigenmittel weiter zu stärken und mit 528 Millionen Franken die bisher höchste Gewinnausschüttung an den Kanton Zürich und seine Gemeinden vorzunehmen.

Verantwortlich für die sprudelnden Einnahmen ist vor allem die von der Schweizerischen Nationalbank eingeleitete Zinswende. Zwar haben alle drei Geschäftsbereiche der ZKB zur Ertragssteigerung beigetragen. Klar am stärksten, und zwar um 30 Prozent im Vorjahresvergleich, hat aber der Nettoerfolg im Zinsgeschäft zugelegt. Die zwei anderen Bereiche, das Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft sowie das Handelsgeschäft, verbesserten sich demgegenüber um nur rund 1,5 Prozent.

Hoher Zufluss neuer Gelder

Beim breit abgestützten Neugeldzufluss von 37 Milliarden Franken dürfte die Staatsbank 2023 von den Unruhen rund um die Credit Suisse profitiert haben. So hat mancher verunsicherter CS-Kunde sein Geld in den sicheren Hafen der vom Staat garantierten Bank getragen haben. Die ZKB vergütet die Staatsgarantie zwar leicht höher, und zwar mit 30 statt 28 Millionen Franken. Dieser Betrag ist in Relation zum grossen Wettbewerbsvorteil gegenüber der privaten Konkurrenz aber nach wie vor ein vernachlässigbar kleiner Betrag.

Dass man mit ZKB Banking, das im Januar 2024 zu deutlich mehr Kontoeröffnungen als im Vorjahr führte, das Glück verstärkt auch ausserhalb Zürichs sucht, hat nicht zuletzt mit der Digitalisierung zu tun. Online-Produkte sind auch im Bankengeschäft relativ einfach skalierbar und können entsprechend rasch ausserkantonal angeboten werden. Das ist kein Novum in der Welt der Kantonalbanken. Schon 2020 lancierte die ZKB beispielsweise schweizweit Frankly, eine Säule-3a-App. Zuvor hatte die Glarner Kantonalbank 2012 landesweit bereits die Online-Hypothek Hypomat auf den Markt gebracht.

Blick in die Westschweiz und nach Deutschland

Führt die geografische Expansion der ZKB zu bösem Blut bei anderen Kantonalbanken? Der Verband Schweizerischer Kantonalbanken (VSKB) will die jüngsten Entscheide der ZKB auf Anfrage nicht kommentieren. Indes wehrt man sich gegen die bisweilen gehörte Vermutung, zwischen den Kantonalbanken gebe es eine stillschweigende Übereinkunft, wo ausserkantonale Angriffe grundsätzlich toleriert würden (Private Banking und Firmenkunden) und wo eher nicht (Retail Banking).

Es gebe keine Vereinbarung zwischen den Kantonalbanken, welche die ausserkantonale Geschäftstätigkeit der Banken regle oder einschränke, heisst es beim VSKB, zumal dies wettbewerbsrechtlich problematisch wäre. Eine Einschränkung ergebe sich höchstens durch kantonale Gesetze, die oft den Kanton als Hauptgeschäftsgebiet definierten und Geschäfte in der übrigen Schweiz nur zuliessen, «solange daraus keine unverhältnismässigen Risiken für die Bank erwachsen».

Im Falle der ZKB gehen die Geschäfte aber gar über die Schweiz hinaus. So erhielt die Bank vor Jahresfrist aus Deutschland eine «vereinfachte Freistellung». Das bedeutet, dass sie aus der Schweiz heraus vermögende Private-Banking-Kunden in Deutschland aktiv ansprechen und beraten darf, ohne dass sie eine lokale Niederlassung betreiben muss. Wie viel Geld diese Neuerung 2023 in die Kasse spülte, bleibt offen, da die ZKB keine Segmentberichterstattung kennt und die Zahlen nicht publiziert.

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