Donnerstag, Januar 16

Fast vier Millionen Franken gibt die Stadt aus, um die Bevölkerung zu mehr Nachhaltigkeit zu bewegen.

Es war der Aufreger des Jahres 2024 in der Zürcher Stadtpolitik: Die Stadträtin Simone Brander (SP), von Amtes wegen die oberste Abfallbeauftragte, schaffte die beliebten Entsorgungscoupons ab. Und löste damit einen Sturm der Entrüstung aus.

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Politikerinnen und Politiker von links bis rechts – ausser den Grünen – reichten im Parlament Vorstösse ein, um die Gutscheine zu retten. Doch Brander blieb hart. Die «Subventionierung der Wegwerfgesellschaft» sei nicht mehr zeitgemäss und widerspreche den städtischen Klimazielen, erklärte sie zuletzt an der Budgetsitzung im Parlament.

Das heisst konkret: Die alten Coupons sind noch bis zum 30. April gültig. Danach kostet das Entsorgen.

Hintergrund sind die städtischen Klimaziele. Sie verlangen eine Reduktion der indirekten Emissionen um 30 Prozent gegenüber 1990. Dabei handelt es sich um den CO2-Ausstoss, der etwa beim Fliegen, bei der Produktion von Lebensmitteln oder ganz allgemein beim Konsum anfällt. Gratis entsorgte Kaffeemaschinen machen sich schlecht in der Klimabilanz.

Nun kann die Stadt den Zürchern nicht verbieten, Fleisch zu essen oder mit dem Flugzeug nach New York zu reisen. Auch alte Möbel können in Zürich noch immer abgegeben werden, einfach nicht mehr gratis.

Stattdessen versucht es die Stadt nun mit positiven Anreizen, wie sie am Mittwoch bekanntgegeben hat: Sie will die Bevölkerung dazu motivieren, defekte Lampen oder alte Kleidung zu flicken, statt diese wegzuwerfen. Und weil die Stadt weiss, dass reparieren oft teurer ist als neu kaufen, beteiligt sie sich künftig mit einem «Bonus» an den Reparaturkosten.

Das Prinzip funktioniert so: Ab Anfang 2026 schaltet die Stadt eine Online-Plattform mit registrierten Reparaturbetrieben auf. Personen mit Wohnsitz in der Stadt Zürich können einen individuellen Bonuscode generieren und reservieren damit den Maximalbetrag von 100 Franken für eine Reparatur. Der Code ist 30 Tage gültig, danach verfällt er, und der reservierte Betrag wird wieder freigegeben.

Die Auszahlung des Bonus erfolgt an die Reparaturbetriebe, ebenfalls über die Online-Plattform, wie ein Sprecher von Entsorgung und Recycling Zürich gegenüber der NZZ sagt. Kundinnen und Kunden zahlen den reduzierten Betrag.

Drei Jahre lang dauert das «Pilotprojekt zur Reparaturförderung», das sich die Stadt 3,9 Millionen Franken kosten lässt. Die Art und die Zahl der Reparaturen werden erfasst, um später über einen allfälligen Weiterbetrieb des Angebots entscheiden zu können.

Die Stadt rechnet mit 40 000 Reparaturen, die mit durchschnittlich 75 Franken unterstützt werden. Diese Zahl von Reparaturen soll rund 960 Tonnen CO2-Äquivalente einsparen. Die Masseinheit wird verwendet, um die Wirkung verschiedener Treibhausgase auf den Klimawandel zu vergleichen.

Die Entsorgungscoupons sollen definitiv Geschichte werden. Dabei hatte eine breite Allianz im Stadtparlament einen Vorstoss überwiesen mit der Bitte, der Stadtrat möge wenigstens zwei statt vier Gutscheine verschicken, um den Abschiedsschmerz ein wenig zu lindern. Vergebens. Aus Sicht der Stadt ist der Reparaturbonus ein «zukunftsweisender Ersatz» für die Coupons.

Ob auch das Parlament die Idee für zukunftsweisend hält oder ein weiteres Mal auf dem guten alten Entsorgungscoupon beharrt, wird sich in einer der nächsten Sitzungen zeigen. Es hat das letzte Wort.

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