Donnerstag, Januar 23

Per 2029 warten neben dem Letzigrund rund 50 000 Quadratmeter auf eine neue Nutzung.

In vier Jahren ist auf dem Schlachthofareal in Zürich Schluss mit Schlachten. Dann laufen die Mietverträge der Stadt mit dem Schlachtbetrieb Zürich AG (SBZ AG), der Metzgerei Angst AG und Frischeparadies Zürich aus. Über 50 000 Quadratmeter Fläche werden damit frei für eine neue Nutzung – in der dicht bebauten Stadt Zürich eine einmalige Gelegenheit.

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Bis Ende 2027 will die Stadt einen Masterplan für das Areal definieren. Ziel ist, pünktlich zum Ende der Mietverträge ein fertiges Projekt vorliegen zu haben.

Seine eigenen Wünsche hat der Stadtrat bereits definiert. Er möchte das Gebiet, welches gemäss regionalem Richtplan als Industrie- und Gewerbezone klassiert ist, als Arbeitsstandort erhalten. Im Fokus soll weiterhin das Essen stehen. Weiter sind Schul- und Freiräume auf der stadträtlichen Wunschliste.

Angesichts der angespannten Lage auf dem hiesigen Wohnungsmarkt will die Stadtregierung auch den Bau von Wohnungen prüfen. Eine vollständige Umzonung zur Wohnnutzung steht allerdings nicht zur Debatte.

Die Bevölkerung kann ihre Wünsche im Rahmen von Workshops und Dialogveranstaltungen einbringen. Erste Veranstaltungen haben bereits stattgefunden, so beispielsweise Anfang Dezember. Dort wünschten sich die Anwesenden insbesondere eine Öffnung des Areals, Freiräume sowie Platz für das Gewerbe.

Viele Gebäude stehen unter Denkmalschutz

Einer kompletten Neugestaltung des Areals sind auch dadurch Grenzen gesetzt, dass ein grosser Teil der bestehenden Gebäude unter Denkmalschutz steht – insbesondere die grossflächige Verbindungshalle aus Backstein, die das Areal massgebend prägt.

Geht es nach der SVP, soll in dieser Halle ein Markt Einzug halten. In einem Vorstoss fordert die Partei den Stadtrat auf, den Betrieb einer Markthalle zu prüfen. Als Vorbild sollen beispielsweise der Mercato Centrale in Florenz oder der Marché des Enfants Rouges in Paris dienen.

«Wir wollen in den Hallen keine Startups», so begründete der SVP-Gemeinderat Jean-Marc Jung den Vorstoss am Mittwochabend. Für Jungfirmen gebe es in nicht geschützten Nebengebäuden genug Platz. Auch könnte eine Markthalle einen wichtigen Begegnungsort für die Anwohnerinnen und Anwohner bieten, deren Quartier sich stark im Wandel befinde und in zehn Jahren nicht mehr wiederzuerkennen sein werde. Der Fokus bei dem grössten «Transformationsareal» der Stadt Zürich solle weiterhin auf Food und Gewerbe liegen.

Der FDP-Gemeinderat Flurin Capaul fand zwar das von der SVP gezeichnete Bild einer Markthalle nach mediterranem Vorbild durchaus reizvoll, gab aber auch zu bedenken, dass die Stadt Zürich bereits über zahlreiche Wochenmärkte verfüge, unter anderem auf dem Helvetia- und dem Bürkliplatz. Produktionsflächen für Lebensmittel seien derweil rar.

Die Vergangenheit habe zudem gezeigt, wie schwierig es sei, neue Märkte in Zürich auf die Beine zu stellen, sagte Capaul. Die Markthalle bei den Viaduktbögen habe lange gebraucht, bis sie etabliert gewesen sei. Andere Angebote hatten weniger Glück. So erinnerte Capaul an das Markt- und Gastronomieangebot «Bridge» an der Europaallee unweit vom Zürcher Hauptbahnhof: Nur drei Jahre nach der Eröffnung hatte die Migros letzten September den Verkauf des Gastrotempels bekanntgegeben.

Auch die AL stellte sich gegen den Vorstoss. Michael Schmid begründete die Ablehnung damit, dass die Testplanung für das Schlachthofareal erst gerade angelaufen sei. Sie werde von Veranstaltungen begleitet, in deren Rahmen die verschiedenen Anspruchsgruppen ihre Anliegen einbringen könnten. Dieser Planung solle die Politik nicht vorgreifen.

Dank der Unterstützung der SP wurde der SVP-Vorstoss dennoch mit 66 zu 45 Stimmen an den Stadtrat überwiesen. Pascal Lamprecht sagte, es gebe viele spannende Ideen für das Schlachthofareal, die prüfenswert seien, auch eine Markthalle. Wichtig sei lediglich, dass der Funktion des Areals als Scharnier zwischen Altstetten und Aussersihl Rechnung getragen werde.

Auch ohne das Zutun der Politik sind rund um den Schlachthof Veränderungen im Gang. So hat das Restaurant Schlachthof am Rand des Areals Konkurs angemeldet. Wie der scheidende Wirt gegenüber den Tamedia-Zeitungen sagt, sind die Gäste nach der umfassenden Renovation ausgeblieben.

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