Donnerstag, Februar 13

Im letzten Jahr sind noch knapp 14 000 Personen in den Kanton gezogen. Dieses Plus ist eines der geringsten der letzten zwanzig Jahre.

Die Bevölkerung des Kantons Zürich wächst weiter, aber nicht mehr im Tempo früherer Jahre. Dies geht aus den jüngsten Zahlen des Statistischen Amts hervor.

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Gemäss den Daten ist die Einwohnerschaft im Jahr 2024 auf 1,62 Millionen Einwohner gewachsen. Das ist ein Plus von rund 14 000 Personen, beziehungsweise 0,9 Prozent. Im Jahr davor waren noch rund 24 000 Personen in den Kanton gekommen (+1,5 Prozent). Der letztjährige Zuwachs ist einer der tiefsten der letzten zwanzig Jahre. Abgesehen von den Corona-Jahren 2021 und 2022 lag das Wachstum zum letzten Mal 2006 vergleichbar tief.

Nach wie vor ist der Anstieg in erster Linie auf die Zuwanderung aus dem Ausland zurückzuführen. Rund 85 Prozent des Wachstums im letzten Jahr entfielen darauf, schreibt der Kanton.

Bemerkenswert ist der deutlich gesunkene Zustrom von Schutzsuchenden aus der Ukraine. 2023 kamen rund 8500 Menschen aus dem kriegsgeplagten Land in den Kanton Zürich, im Jahr darauf waren es weniger als 2000. Dennoch haben sich die Ukrainer als eine der wichtigsten Ausländergruppen etabliert; es gibt im Kanton Zürich inzwischen mehr Ukrainer als Franzosen.

Insgesamt hat etwas mehr als jeder vierte Einwohner (28,8 Prozent) des Kantons einen ausländischen Pass. Die grössten ausländischen Bevölkerungsgruppen sind die Deutschen (88 200 Personen) und die Italiener (61 300).

Auch das Weinland wächst

Wie der Kanton Zürich weiter mitteilt, ist das Bevölkerungswachstum geografisch recht unterschiedlich verteilt. Besonders stark gewachsen sind Gebiete im Norden und Osten der Stadt Zürich, also das Furttal, das Unterland und das Glatttal. Aber auch das ländliche Weinland ganz im Norden des Kantons konnte überdurchschnittlich zulegen. Im Limmattal und auf dem Pfannenstiel war der Zuwachs bescheidener.

Im Weinland befindet sich die Zürcher Gemeinde, die prozentual am stärksten gewachsen ist: Ossingen. Das kleine Dorf an der Grenze zum Thurgau ist in nur einem Jahr von knapp 1700 auf gut 1800 Personen gewachsen, das ist ein Plus von 7,4 Prozent.

Bei den Zuzügern nach wie vor beliebt sind die Städte. Die Stadt Zürich, in der nicht ganz ein Drittel der Kantonsbevölkerung lebt, hat im letzten Jahr netto knapp 2500 neue Einwohner gewonnen. In Winterthur waren es rund 1150, in Dübendorf etwa 1000.

Nicht überall geht es aber nach oben. In rund 40 Gemeinden, also etwa jeder vierten im Kanton, ist die Bevölkerung im letzten Jahr nicht gewachsen oder sogar leicht gesunken. Dies ist in erster Linie in kleineren Gemeinden an der Peripherie des Kantons der Fall. Dachsen im Zürcher Weinland etwa hat im letzten Jahr etwa jeden 50. Einwohner verloren.

Es gibt nicht genügend Zürcher Babys

Wachsen kann eine Bevölkerung nicht nur über den Zustrom von aussen, sondern auch über Geburten. Zürich gehört zu den Kantonen mit einem positiven Saldo; es sind also mehr Babys auf die Welt gekommen, als Einwohner gestorben sind. Etwa 15 Prozent des Bevölkerungswachstums seien auf Geburten zurückzuführen, schreiben die Statistiker des Kantons.

Dennoch bereitet die Entwicklung der Geburten Sorgen. Ihre Zahl ist 2024 weiter zurückgegangen. Dies, obwohl die Zahl der gebärfähigen Frauen, gemeint sind alle zwischen 15 und 49 Jahren, stetig ansteigt.

Die Geburtenrate liegt im Kanton Zürich bei 1,3 Kindern pro Frau und damit weit unter den 2,1 Kindern, die notwendig wären, damit sich eine Population aus eigener Kraft erhalten kann. In der Schweiz wurde diese Schwelle zuletzt vor mehr als 50 Jahren erreicht.

Bereits Anfang Januar hatte die Zürcher Volkswirtschaftsdirektion gemahnt, dass die tiefe Geburtenrate früher oder später Probleme auf dem Arbeitsmarkt mit sich bringen dürfte. Die Zürcher Wirtschaft kann Arbeitskräfte, die sich in die Pensionierung verabschieden, nicht mehr mit eigenen jungen Berufseinsteigern ersetzen. Weil gleichzeitig die Lebenserwartung der Bevölkerung weiter steigt, sinkt der Anteil der Bevölkerung, die im Erwerbsleben steht.

Eine Kompensation über die Zuwanderung wird nach Ansicht der kantonalen Experten zunehmend schwierig. Gerade die für den hiesigen Arbeitsmarkt so wichtigen europäischen Herkunftsländer werden mit ähnlichen Problemen wie die Schweiz konfrontiert sein. Sie dürften ihre Anstrengungen vermehren, die eigenen jungen Arbeitnehmer bei sich zu behalten.

Wachstum innerhalb der Prognosen

Aber zurück zu den kantonalen Wachstumszahlen aus dem vergangenen Jahr. Vergleicht man das Plus von insgesamt rund 14 000 Personen von 2024 mit den Bevölkerungsszenarien des Kantons Zürich, liegt der Zuwachs in etwa im Rahmen der mittelfristigen Erwartungen.

Die Kantonsregierung hatte 2023 in einer Klausur mögliche Entwicklungen von 2020 bis 2050 diskutiert. Damals ging der Regierungsrat von einem jährlichen Anstieg von rund 15 000 Personen aus. Das bedeutet, dass der Kanton Zürich bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts die Marke von 2 Millionen Einwohnern erreichen wird, mit entsprechenden Folgen für die Raumplanung, den Wohnungsbau, die Gesundheitsversorgung und die Bildung.

So braucht es bis 2050 rund 200 000 neue Wohnungen, dazu Kapazitäten im Umfang von etwa acht Kantonsschulen und acht Regionalspitälern.

Kirchen verlieren weiter Mitglieder

Das statistische Amt hat nicht nur die Einwohnerzahlen erhoben, sondern auch die Mitgliederzahlen der anerkannten Religionsgemeinschaften. Bei den zwei grössten, den Katholiken und den Reformierten, setzt sich der Abwärtstrend fort. Schon heute bezeichnet sich etwa die Hälfte der Zürcher Bevölkerung als säkular, sie sind also weder besonders religiös noch spirituell.

Die römisch-katholische Kirche hat im vergangenen Jahr rund 10 000 Mitglieder verloren (–2,9 Prozent), die evangelisch-reformierte sogar fast 12 000 (–3,1 Prozent). Die Reformierten zählen gegenwärtig noch rund 360 000 Mitglieder im Kanton Zürich, die Katholiken etwa 340 000. Geht der Abwärtstrend so weiter wie im letzten Jahr, stehen die beiden grossen Zürcher Kirchen bis in etwa dreissig Jahren ohne Mitglieder da.

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