Donnerstag, Januar 30

Der Textilmaschinenhersteller Rieter enttäuscht bei Umsatz und Auftragseingang und schickt die Aktien auf Talfahrt. Warum Anleger dennoch optimistisch in die Zukunft blicken können.

Der Schweizer Textilmaschinenhersteller Rieter ist am Mittwoch an der Börse nach der Präsentation der Jahresumsatzzahlen unter Druck geraten. Die Aktien verlieren in der Spitze 11% auf 87.60 Fr. Damit schrumpft das seit Jahresbeginn erzielte Kursplus auf knapp 6%.

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Die zyklische Erholung des Textilmarktes verläuft weiterhin schleppend. Im Gesamtjahr 2024 erzielte Rieter einen Umsatz von 859,1 Mio. Fr. Noch im Dezember hatte Konzernchef Thomas Oetterli gegenüber The Market einen Umsatz von rund 900 Mio. Fr. in Aussicht gestellt – eine Prognose, die auch von Analysten erwartet worden war.

Die heftige Kursreaktion überrascht Zana Mamelli, Analyst bei Baader Helvea, nicht: «Die vorläufigen Zahlen für 2024 haben die Erwartungen massiv verfehlt», sagt er. Tatsächlich gelang es dem Unternehmen nicht, die bereits mehrfach nach unten korrigierte Umsatzprognose zu erreichen – ursprünglich hatte man sogar mit 1 Mrd. Fr. gerechnet.

Erholung verzögert sich

Auch der Auftragseingang blieb hinter den Erwartungen zurück: Mit Bestellungen im Wert von 725,5 Mio. Fr. lagen die Neuaufträge rund 15% unter den Prognosen. Der Auftragsbestand sank auf 530 Mio Fr. Das Verhältnis von Auftragseingang zu Umsatz liegt bei nicht nachhaltigen 0,84.

«Die Erholung des Marktes für Textilmaschinen verläuft langsamer als ursprünglich erwartet, und ich habe das Vertrauen in eine kurzfristige Besserung verloren», sagt Mamelli.

Während sich das Komponenten- und After-Sales-Geschäft nur leicht rückläufig bis stabil zeigt, bleibt die Nachfrage nach neuen Maschinen gering. Hohe Finanzierungskosten und eine verhaltene Konsumentenstimmung bremsen Investitionen in neue Spinnereien.

Für das laufende Jahr gibt es vom Rieter-Management noch keine konkreten Prognosen. Der niedrige Auftragsbestand deutet jedoch auf einen verhaltenen Start hin. «Die Markterholung kommt nur in kleinen Schritten voran. Es ist zäher und dauert länger als erwartet», sagt Walter Bamert, Analyst bei der Zürcher Kantonalbank. Besonders geopolitische Faktoren spielten eine Rolle, weil die Textilindustrie stark von Zöllen beeinflusst wird.

Ebit-Marge als Hoffnungsschimmer für Aktionäre

Dennoch gibt es eine positive Nachricht für Rieter-Aktionäre: Trotz rückläufiger Umsätze hat das Unternehmen sein oberstes Ziel erreicht, nicht in die Verlustzone zu rutschen. Ein Sparprogramm sollte eine Ebit-Marge zwischen 2 und 4% sicherstellen – und tatsächlich zeichnet sich nun eine Marge im oberen Bereich dieser Bandbreite ab.

«Dementsprechend dürfte das Ergebnis 2024 trotz schwacher Auftragseingänge und Umsätze im Rahmen der Erwartungen liegen», meint Bamert. Den deutlichen Kursrückgang hält er im Gegensatz zu seinem Branchenkollegen für eine Überreaktion.

Das Engagement des Ankeraktionärs Peter Spuhler bei Rieter (33,1%) wirkt als Stabilitätsfaktor. Dadurch kann das Management geplante Massnahmen, wie die Reduzierung der Basiskapazitäten im Neumaschinengeschäft, konsequent umsetzen, um über den Zyklus hinweg höhere Margen zu erzielen. Dies gilt auch für die mittelfristigen finanziellen Ziele: Rieter strebt eine Ausschüttungsquote von mindestens 40% (2023: 18%) an und plant, die Eigenkapitalquote wieder auf über 35% (2023: 29%) zu steigern

Die genauen Gewinnzahlen werden am 13. März veröffentlicht.

Wann kommt die Erholung?

Früher erholte sich das Geschäft innerhalb weniger Monate – nun erlebt der Textilmaschinenmarkt die längste Flaute seit einem Jahrzehnt. «Die Weltbevölkerung wächst, die Kaufkraft nimmt zu, und niemand will in Spinnereien arbeiten. Rieter wird von der steigenden Nachfrage und dem Trend zur Automatisierung profitieren», prognostiziert der Analyst der ZKB. Die Frage ist nur: Wann?

Rieter-Aktien sind keine Langfristinvestition, sondern vielmehr eine klassische zyklische Wette. Die Aktien eignen sich zum Kauf, wenn die Textilbranche in die Erholungsphase eintritt – der Aktienkurs und der Auftragseingang korrelieren positiv. Ein Kauf könnte deshalb in der anhaltenden Schwächephase weiterhin interessant sein. Sobald die Investitionsbereitschaft steigt, zieht meist auch der Aktienkurs an.

Das Unternehmenswert-Umsatz-Verhältnis auf Basis der Schätzungen für die nächsten zwölf Monate liegt mit 0,64, beim Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Ein vorteilhaftes Bild bietet das Kurs-Buchwert-Verhältnis, das derzeit 1,2 beträgt.

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