Das sind die vier Männer, die in der Crocus City Hall in Moskau knapp 150 Menschen getötet und mehr als 100 verletzt haben sollen. Sie sind alle aus Tadschikistan und gehören zu einer neuen Terrorgruppe – dem IS-K, einem Ableger des IS. Der IS-K plant auch Anschläge auf Europa. Frankreich hat nach dem Anschlag in Moskau die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen. Die deutsche Bundesinnenministerin Nancy Faeser sieht ebenfalls akute Terrorgefahr und den IS-K als «grösste islamistische Bedrohung». Wir erklären euch in diesem Video, wer hinter der Gruppe steckt.

Im August 2021 kommen die Taliban in Afghanistan wieder an die Macht. Während die Evakuierungen laufen, greifen Terroristen den Flughafen in Kabul an. 183 Menschen sterben. Die Terroristen gehören dem IS-K an, dem Islamischen Staat Khorasan. Die Gruppe ist 2015 als Ableger des IS entstanden und ist nach der Khorasan-Provinz benannt – das ist eine historische Region in Zentralasien, die neben Afghanistan unter anderem auch Teile von Usbekistan, Kirgistan und Tadschikistan umfasst. Sie ist zwar nach dem Islamischen Staat benannt, hat aber mit diesem nicht viel zu tun – die Organisation ist komplett dezentral, und jeder Ableger des IS macht eigentlich, was er will.

Der IS-K hat seine Basis in Afghanistan. Dort greift der IS-K vor allem die Taliban an – deren Herrschaft ist dem IS-K nicht streng islamistisch genug. Nur ist der IS-K in Afghanistan nicht besonders erfolgreich – er kontrolliert nur wenige Dörfer und kann immer weniger Anschläge ausüben. Wie das bei Terrororganisationen häufig der Fall ist, wird die Gruppe deswegen im Ausland aktiver. IS-K-Mitglieder erschiessen am 26. Oktober 2022 in einem Mausoleum im schiitischen Iran rund ein Dutzend Menschen; am 30. Juli 2023 bei einer Wahlveranstaltung in Pakistan mehrere Dutzend. Am 4. Januar 2024 greift der IS-K eine Trauerfeier für den iranischen General Kassem Soleimani an und tötet beinahe 100 Menschen.

Und zuletzt greift er die Konzerthalle in Moskau an – weil Russlands Präsident Putin Syriens Assad unterstützt und weil Putin vor 20 Jahren aufständische muslimische Tschetschenen brutal niedergeschlagen hat. Der IS-K rekrutiert in der gesamten Khorasan-Region, zunehmend eben auch in Tadschikistan, woher die Attentäter von Moskau stammen. Tadschikistan ist das ärmste Land in Zentralasien. Es ist ein autoritäres Land; der Präsident regiert seit 1992, und sein Sohn soll ihm folgen. Hoffnung auf ein besseres Leben für die Menschen gibt es kaum. Beste Voraussetzungen, um Terroristen zu rekrutieren. Und der IS-K expandiert mithilfe der neuen Rekruten nach Westen.

Die Niederlande und Schweden hat er bereits als Ziele genannt, weil dort Rechtsextreme den Koran verbrannt haben. Zu Weihnachten 2023 werden in Österreich vier Tadschiken festgenommen, in Deutschland sieben. Die Männer hatten jeweils Anschläge auf bekannte, zentral gelegene Kirchen geplant – in Köln auf den Kölner Dom und in Wien auf den Stephansdom. Der IS-K hat Europa also im Visier.

Dass der IS-K irgendetwas mit der Ukraine zu tun habe, ist übrigens ganz klar Desinformation, die die russische Regierung verbreitet. Hierfür gibt es keinerlei Belege – es ist aber natürlich praktisch, einen Sündenbock zu haben, zumal der russische Sicherheitsapparat in Moskau völlig versagt hat und die Warnung von US-Geheimdiensten vor einem Anschlag einfach ignoriert hat.

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