Freitag, Januar 10

Mit der Schliessung des Warenhauses Jelmoli Ende Februar geht in Zürich eine weitere traditionsreiche Einkaufsadresse verloren. Trotz dem zunehmenden Verschwinden einheimischer Geschäfte gibt es in der Zürcher Altstadt noch einige Lokale mit langer Geschichte. Wir haben zehn Lokale ausfindig gemacht.

Das Traditionsgeschäft für Stickereien und Spitzen wurde im Jahr 1920 von der Familie De Giacomi gegründet und verkauft Tischdecken, Taschentücher und Blusen. Nachdem das Lokal nach über neunzig Jahren die Liegenschaft an der Börsenstrasse verlassen musste, befindet es sich seit 2016 an der Torgasse im Zürcher Niederdorf.

Laut Romeo De Giacomi, der den Laden mit seiner Schwester in dritter Generation weiterführt, ist der Familienbetrieb mittlerweile das einzige Fachgeschäft in der Schweiz, das eine solche Auswahl an Handstickereien anbietet. Neben den Stammkunden, die das Spitzenhaus über die Jahrzehnte gewonnen hat, stossen die Handstickereien auch bei Touristen auf grosses Interesse.

Das Spitzenhaus De Giacomi eingangs Niederdorf verkauft auch handbestickte Taschentücher.

Adresse: Spitzenhaus De Giacomi, Torgasse 11, 8001 Zürich.

Läuft man wenige Minuten vom Spitzenhaus De Giacomi Richtung Grossmünster, erscheint am Ende der Strasse das Schuhgeschäft Gräb. Gegründet wurde es im Jahr 1882, seit 1911 befindet es sich an der Oberdorfstrasse. Für Generationen von Zürcherinnen und Zürchern steht das Haus für Qualität und eine Vielfalt an bequemen und robusten Schuhen.

Obwohl der Verkauf in den letzten Jahren nach Aussagen einer Mitarbeiterin zunehmend schwieriger geworden sei, könne Gräb nach wie vor auf eine grosse Stammkundschaft zählen. Die Leute schätzten den umfassenden und fachkundigen Service, auf den das Schuhhaus nach wie vor grossen Wert lege. Eine solche Beratung sei in anderen Schuhläden der Stadt kaum mehr zu finden, betont die Mitarbeiterin. Dies dürfte ein wesentlicher Grund dafür sein, weshalb das Unternehmen bereits in der dritten Generation geführt wird.

Adresse: Schuhhaus Gräb, Oberdorfstrasse 27, 8001 Zürich.

Eine der wohl ältesten und bekanntesten Adressen im Zürcher Niederdorf ist H. Schwarzenbach. Ursprünglich in St. Gallen im Jahre 1864 von Heinrich Schwarzenbach gegründet, verkauft das Geschäft seit 1912 an der Münstergasse eine hochwertige Auswahl an Delikatessen und Gewürzen. Das Unternehmen wird heute in der fünften Generation geführt, die sechste Generation arbeitet sich zunehmend in das Geschäft ein.

Beim Betreten des Ladens findet man sich in der Ladeneinrichtung von 1912 wieder, sowohl die Verkaufstheke und die Wandgestelle als auch die Bodenbeläge und Lagerräumlichkeiten wurden bewusst so belassen. Dies ist ein schönes Beispiel für den innovativen Umgang der Familie Schwarzenbach mit Alt und Neu. Auch im Sortiment spiegelt sich dies wider – während Kaffee, Gewürze und Dörrfrüchte von Anfang an und bis heute zu kaufen sind, passte das Unternehmen das Sortiment laufend an und erweiterte es.

Adresse: H. Schwarzenbach, Münstergasse 17/19, 8001 Zürich.

Nach einem fünfminütigen Fussmarsch erreicht man von der Oberdorfstrasse aus den Zürcher Neumarkt. Das dortige Haus zur Löwengrub ist, wie die meisten Häuser in diesem Quartier, mehrere hundert Jahre alt. Nicht ganz so alt, aber ebenfalls eine Zürcher Besonderheit ist der sich darin befindende Laden Bärenstark.

Begonnen hat seine Geschichte im Jahr 1996 mit Meinrad’s Bären- und Puppenladen. Meinrad Röösli verkaufte dort jahrelang selbstgemachte Teddybären und Plüschtiere, altes Spielzeug reparierte er fachgerecht. Inzwischen hat das Lokal den Besitzer gewechselt, die Teddybären und Plüschtiere sind aber nach wie vor am Neumarkt zu finden – manche stammen sogar noch aus Meinrads ursprünglichem Bestand.

Adresse: Bärenstark, Neumarkt 12, 8001 Zürich.

Auf der gegenüberliegenden Seite der Limmat befindet sich das Zürcher Familienunternehmen Max Affolter Uhren & Bijouterie. Max Affolter gründete das Geschäft an der Strehlgasse mitten in der Zürcher Altstadt im Jahr 1948, Tochter Andrea Ricklin führt es heute in zweiter Generation.

Neben einem breiten Uhren- und Schmucksortiment ist Max Affolter für seine Kuckucksuhren bekannt. Diese seien vor allem bei Touristen eine Attraktion und sorgten für Laufkundschaft, meint ein Angestellter. Doch wie die meisten alteingesessenen Läden in Zürich verfüge auch Max Affolter Uhren & Bijouterie über eine treue Stammkundschaft. Mit einem eigenen Uhrmacheratelier bietet das Geschäft neben dem täglichen Service Reparaturen und Revisionen von alten und modernen Uhrenmodellen an.

Im Laden von Max Affolter hängen an einer Wand ausschliesslich Kuckucksuhren.

Adresse: Max Affolter Uhren & Bijouterie, Strehlgasse 25, 8001 Zürich.

Zwei Gassen weiter, schon von weitem an seiner Blumenpracht im und vor dem Schaufenster erkennbar, liegt der Blumenladen Fitze. Seit 1936 existiert das Geschäft an der Ecke Augustinergasse/Widdergasse. In dieser Zeit wurde es von insgesamt vier unterschiedlichen Besitzern geführt.

Seinen jetzigen Namen erhielt der Laden von Christine Malorny-Fitze, welche das Geschäft 1968 übernommen hatte und fast vierzig Jahre leitete. 2007 hat Maja Remund, eine langjährige Mitarbeiterin, die Führung übernommen. Das Unternehmen legt grossen Wert auf Qualität, die Floristinnen nutzen für ihre Kreationen wenn immer möglich regionale Blumen.

Adresse: Blumen Fitze, Augustinergasse 20, 8001 Zürich.

Folgt man der Augustinergasse in Richtung Bahnhofstrasse, befindet sich auf der linken Seite das Geschäft des Zürcher Traditionshauses Meister 1881 für Silber und Tafelkultur. Nicht weit entfernt – direkt an der Bahnhofstrasse –liegt sein Juwelier- und Uhrenladen. Das Unternehmen kann auf eine besonders lange Geschichte zurückblicken: Der Goldschmied Emil Meister gründete im Jahr 1881 ein Geschäft für den Handel mit Schmuck und Silberwaren, das heute in der vierten Generation als Familienunternehmen geführt wird. Meister 1881 zeichnet sich besonders durch seine Handarbeit aus: Zum Unternehmen gehören eine eigene Silberschmiede, eine Goldschmiede und ein Gravuratelier.

Adressen: Meister 1881 Silber & Tafelkultur, Augustinergasse 17, 8001 Zürich und Meister 1881 Juwelier & Uhren, Bahnhofstrasse 33, 8001 Zürich.

Eine weitere interessante Adresse für Schuhe stellt der Laden Day dar. Gegründet wurde das Geschäft von der Zürcher Familie Day im Jahre 1935 und befand sich an der Bahnhofstrasse. Angeboten wurden damals nicht nur Schuhe, sondern auch hochwertige Kleidungsstücke.

Als die Familie den Schuhladen aus Altersgründen an den jetzigen Eigentümer und Designer Licio Greco verkaufte, erkannte dieser das bedeutende Erbe des Unternehmens und führte es unter dem Namen Day weiter. Heute spezialisiert sich der Laden ausschliesslich auf Schuhe, besonders bekannt sind seine klassischen Ballerinas in verschiedenen Farben. Alle Schuhe werden in Italien handgefertigt und sind in Zürich in drei verschiedenen Filialen erhältlich.

Adressen: Day, Löwenstrasse 29, Rennweg 6 und Stadelhoferstrasse 42, 8001 Zürich.

Unweit der Day-Filiale am Rennweg befindet sich ein drittes alteingesessenes Zürcher Schuhgeschäft. Das Schuhhaus Schulthess liegt ebenfalls am Rennweg und wurde 1882 von Jakob Schulthess gegründet. Heute wird das Unternehmen als Familien-AG von Lukas Kindlimann weitergeführt.

Im Gegensatz zum Schuhladen Day hat sich Schulthess von Anfang an auf den Verkauf von Schuhen spezialisiert. Wie beim Schuhgeschäft Gräb steht auch bei Schulthess die kompetente und persönliche Beratung der Kunden stets im Vordergrund. Dies sei, so Kindlimann, einer der wichtigsten Faktoren, um ein solches Unternehmen erfolgreich in die Zukunft zu führen.

Adresse: Schuhhaus & Schuhmacherei Schulthess, Rennweg 29, 8001 Zürich.

Geht man den Rennweg weiter hinunter und biegt rechts in die Oetenbachgasse ein, entdeckt man auf der rechten Seite ein kleines Schild mit der Aufschrift «Keck». Das Spezialfachgeschäft Keck wurde im Jahr 1902 von Luise Keck gegründet und verkauft ein schweizweit einzigartiges Sortiment an Knöpfen, Bändern, Mercerie- und Schneiderzutaten. Heutiger Inhaber ist Peter Keck, der in vierter Generation im Unternehmen tätig ist.

Seit vielen Jahren bietet das Geschäft neben Knöpfen und Mercerieartikeln zahlreiche Accessoires an, die Peter Keck selbst auf Modemessen einkauft. Mit seinem vielfältigen Angebot möchte das Unternehmen einen klaren Gegentrend zur Massenproduktion und Wegwerfgesellschaft setzen und seinen Kunden eine kreative Alternative aufzeigen.

Adresse: Keck, Oetenbachgasse 15, 8001 Zürich.

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