Die Zoll-Ankündigungen von US-Präsident Trump schrecken auch die Investoren am hiesigen Aktienmarkt auf. The Market zeigt eine Liste von Kaufkandidaten, bei denen sich im Ausverkauf eine Einstiegsmöglichkeit ergeben könnte.

Die Schockwelle, die Donald Trump durch die globalen Finanzmärkte sendet, ebbt nicht ab. Auch am dritten Handelstag seit den Zoll-Ankündigungen des US-Präsidenten vom 2. April setzt sich der Ausverkauf an den globalen Börsen fort. Die Schweizer Börse bleibt nicht verschont. Der Swiss Performance Index hat seit Donnerstag rund 13% eingebüsst.

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Angesichts der fragilen Situation und der Tatsache, dass niemand weiss, was Donald Trump als nächsten Schritt plant, macht The Market keinen Marktausblick und gibt auch keine unmittelbare Kaufempfehlung. Niemand kann derzeit abschätzen, wie stark die Kurse noch fallen werden und wann ein Boden erreicht sein könnte. Doch solche Phasen bieten immer auch Kaufgelegenheiten.

Wenn sich der Staub gelegt hat, sollten Anlegerinnen und Anleger bereit sein, am richtigen Ort zuzugreifen. Eine Watchlist mit Aktien, die man schon immer kaufen wollte, die aber bisher zu teuer erschienen und nach einem Kursrutsch attraktiv bewertet sein könnten, kann da helfen. In Extremphasen wie dieser werden auch qualitativ hochwertige Titel abgestraft.

The Market zeigt eine Liste von Schweizer Kaufkandidaten, von denen die Redaktion fundamental überzeugt ist und bei denen sich im Ausverkauf eine Einstiegsmöglichkeit ergeben könnte.

Galderma verliert den grössten Malus

Der Schweizer Börsenliebling von 2024 erreichte zuletzt schwindelerregende Höhen: Noch Anfang Februar notierten die Aktien von Galderma bei knapp 120 Fr. Bereits in den Wochen darauf hat etwas Vernunft eingesetzt – jetzt sind auch sie klar zurückgefallen und werden wieder attraktiv.

Hautpflege und insbesondere die therapeutische Behandlung von Hautkrankheiten sind attraktive Wachstumsmärkte, Galderma verfügt darin über ein starkes Portfolio. Die Eigentümerschaft rund um die Investmentgesellschaft EQT und das Management haben die Publikumsöffnung der ehemaligen Nestlé-Tochter im vergangenen Frühjahr sehr gut aufgezogen. 2025 wird zum Jahr der Bewährung für die Hoffnungsträger Nemluvio und Relfydess am Markt. Das schnelle Wachstum dürfte indes weitergehen, damit steigen Cashflow und Rentabilität, die Verschuldung sinkt weiter. Mit der Korrektur in den vergangenen Tagen hat sich der grösste Malus abgeschwächt; die Bewertung der Galderma-Aktien ist deutlich gesunken.

UBS-Aktien wird Opfer des allgemeinen Pessimismus

Massiv unter Druck stehen die Aktien von UBS. Seit dem Zusammenschluss mit Credit Suisse haben sich die Titel der Grossbank bis Anfang Februar auf 32.88 Fr. verteuert. Seit den Zollankündigungen sind sie in Richtung 21 Fr. eingebrochen.

Bankaktien reagieren sehr stark auf allgemeine Verunsicherung, wie etwa beim Ausbruch der Pandemie. Doch sie erholen sich, sobald die Stimmung wieder bessert – und kein irreparabler Schaden entstanden ist.

Sicher: Das Gewinnpotenzial der UBS würde in einer Rezession unter schneller als erwartet sinkenden Zinsen und abnehmenden Kundenvermögen leiden. Unklar ist, ob solche Ereignisse das langfristige Gewinnpotenzial der UBS anhaltend beschädigen werden – oder ob der derzeitige Kurseinbruch primär die Angst davor spiegelt. Und es gibt durchaus aufbauende Aspekte: Das Finanzgeschäft ist nicht direkt von Zöllen betroffen. Zudem dürfte die Verunsicherung – gerade auch unter vermögenden US-Bürgern – dazu führen, dass sie diversifizieren, wovon die UBS als Schweizer Bank profitieren könnte.

Zudem steckt UBS in der Integration der Credit Suisse. Auch wenn das turbulente Umfeld die Aufgabe erschwert, hat das Management unabhängige eigene Hebel in der Hand, um die Bank bis Ende 2025 auf ein neues Rentabilitätsniveau zu hieven. Sollte sich das Marktumfeld wieder zu stabilisieren beginnen, stehen die Chancen gut, dass die Aktien der UBS von ihrem derzeit gedrückten Niveau zu neuen Höchstständen aufsteigen.

Givaudan liefert stetiges, profitables Wachstum

Die Aktien von Givaudan fielen in den letzten Tagen dadurch auf, dass sie kaum auffielen. Seit der Rede von Donald Trump am 2. April hielten sich die Aktien des Duft- und Aromenherstellers bis Freitag leicht im Plus. Das Unternehmen dürfte von US-Zöllen kaum betroffen sein. Im heutigen Ausverkauf knicken auch sie ein.

Ein tieferer Kurs lockt bei Givaudan langfristig zum Einstieg. Das Konkurrenzumfeld der Genfer ist mit Symrise aus Deutschland und International Flavors & Fragrances überschaubar, zudem schafft es Givaudan stets stärker als der Markt zu wachsen. Mit der steigenden Parfümnachfrage in jüngeren Generationen und dem Trend zu weniger zucker- und salzhaltigen Nahrungsmitteln im Aromasektor profitiert Givaudan von strukturellen Wachstumstrends. Nicht zuletzt überzeugt die Kapitalrendite (ROIC), die stets über den Kapitalkosten liegt.

Roche reisst das Ruder herum

Noch sind Pharmaprodukte von den US-Zöllen verschont – doch Präsident Donald Trump hat bereits signalisiert, dass auch dieses Segment bald an die Reihe kommen könnte. Entsprechend bleibt auch Big Pharma dieser Tage nicht vom Börsenausverkauf verschont. Die Titel von Roche haben ihren Jahresgewinn inzwischen vollständig eingebüsst. Ein Rückschlag in der Forschung mit dem hochdosierten Multiple-Sklerose-Mittel Ocrevus in der vergangenen Woche hat nicht geholfen.

Doch Roche ist in der US-Zollthematik dank ihrer starken Präsenz in den USA gut aufgestellt. Dort deckt der Konzern die gesamte Wertschöpfungskette im Bereich Pharma und Diagnostik ab. Zudem dürften grosse Pharmaunternehmen allfällige Zölle dank ihrer ausserordentlich hohen Bruttomargen besser verkraften als viele andere Branchen. Darüber hinaus ist Roche weiterhin gut für Wachstum positioniert – anders als viele Konkurrenten steuern die Basler auf keine nennenswerte Patentklippe zu. Das Wachstum der Pharmasparte ist bis weit über das Jahr 2030 hinaus durch bereits am Markt befindliche Medikamente gesichert.

VAT sichert sich dank Technologieführerschaft eine hohe Marge

VAT Group ist der weltweit führende Anbieter von Vakuumventilen – einer zentralen Komponente in der Halbleiterfertigung – und das einzige Unternehmen, das sich ausschliesslich auf diese Nische konzentriert. Mit einem Marktanteil von rund 70% dominiert es die Branche, der nächstgrösste Wettbewerber kommt nur auf einen einstelligen Prozentsatz. Wachstumschancen ergeben sich durch Megatrends wie künstliche Intelligenz, steigende Datenmengen und autonomes Fahren, die die Nachfrage nach Hochleistungshalbleitern antreiben.

Die Technologieführerschaft basiert auf konsequenter Innovationsarbeit: VAT investiert jährlich rund 6% des Umsatzes in Forschung und Entwicklung – so viel wie kein anderer Anbieter im Markt. Diese Ausgaben werden auch in konjunkturell schwächeren Phasen nicht angetastet. Dank langen Entwicklungszyklen (zwei bis fünf Jahre) und unveränderten Designs über die gesamte Lebensdauer der Maschinen sichert sich das Unternehmen eine stabile Profitabilität.

Die Aktien sind in den Turbulenzen auf das Niveau von 2022 zurückgefallen – und damit ist auch die zuvor hohe Bewertung auf ein attraktives Niveau gesunken: Basierend auf den Konsensschätzungen für die nächsten zwölf Monate liegt der Unternehmenswert (EV) beim rund 21-Fachen des Ebitda – deutlich unter dem langjährigen Schnitt von 26.

Accelleron bietet hohe Planungssicherheit

Accelleron, der weltweit führende Hersteller von Turboladern für Grossmotoren – etwa in Schiffen, Lokomotiven oder Kraftwerken –, erzielt rund drei Viertel seines Umsatzes mit Wartung und Ersatzteilen. Dieser hohe Anteil an wiederkehrenden Erlösen sorgt für eine gute Visibilität und verringert die Zyklizität des Geschäftsmodells deutlich.

Dies hat die Aktien nicht davor gefeit auf das Niveau vom letzten Juni zurückzufallen. Auf Basis der Konsensschätzungen für die nächsten zwölf Monate liegt der Unternehmenswert (EV) beim rund 14-Fachen des Ebitda – deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 15.

Die frühere ABB-Tochter profitiert von hohen Markteintrittsbarrieren – der Aufbau einer profitablen Basis dauert rund 15 Jahre. Mit über 180’000 betreuten Turboladern und einem Servicenetz von über 100 Standorten ist das Unternehmen global stark aufgestellt. Wartungen sind alle 5000 bis 7000 Betriebsstunden zwingend, was für planbare Einnahmen sorgt. Der Burggraben ist tief, auch finanziell überzeugt Accelleron: eine geringe Nettoverschuldung (0,9× Ebitda) und eine hohe Kapitalrendite (ROIC) zeugen von effizientem Kapitaleinsatz.

Geberit ist selbstbewusste Marktführerin

Die Sanitärprodukte und -systeme von Geberit aus Rapperswil-Jona kommen weltweit im Wohn- und Gewerbebau zum Einsatz. Zu den Klassikern zählen Spülsysteme für Toiletten, inklusive deren Kästen sowie Rohrleitungstechnik für Trinkwasser, Heizung und Gas. Darüber hinaus bietet das Unternehmen Badkeramik, Möbel, Duschen, Badewannen, Armaturen und Bedienelemente sowie moderne Dusch-WC an.

Dank ihrer Marktführerschaft in fast allen Produktsegmenten profitiert Geberit von einer starken Preissetzungsmacht, was sich in den Gewinnmargen zeigt. Der wichtigste Markt für Geberit ist Europa, wo rund 90% des Umsatzes erwirtschaftet werden. Besonders aktiv ist das Unternehmen in Deutschland (29% des Umsatzes). Auf den amerikanischen Kontinent werden nur etwa 3% des Umsatzes generiert. Das kleine Sortiment wird vor Ort produziert.

Die Rendite auf dem investierten Kapital (ROIC) reduzierte sich im vergangenen Jahr minimal, hauptsächlich wegen der seit 2024 höheren Steuerrate (neue OECD-Mindestbesteuerung), betrug aber immer noch hohe 23% (Vorjahr 23,6%). Insgesamt gelingt es Geberit, eine ROIC von konsistent mehr als 20% zu erwirtschaften. Der Konzern schafft damit Jahr für Jahr Wert für seine Aktionäre.

Belimo kühlt Gebäude und die Nerven der Anleger

Der Hinwiler Hersteller von Steuerungsgeräten für die Klimatechnik Belimo konnte vergangenes Jahr mit einem Umsatzwachstum in Lokalwährung von 13,1% die hohen Erwartungen übertreffen. Im weiten Feld der Klimatechnik für Gebäude gelingt es dem Unternehmen, lukrative Nischen zu identifizieren und sich dort als verlässlicher Anbieter zu etablieren. Zusammen mit einer geringen Fertigungstiefe schafft das Raum für gute Margen.

Belimos Steuergeräte sind für die effiziente Kühlung von Gebäuden, aber für auch grosse Rechenzentrenanlagen (12% der Einnahmen) unerlässlich. Das Unternehmen ist weltweit tätig, produziert viel vor Ort und verfügt über eine grosse Preissetzungsmacht. 2024 konnten die Preise durchschnittlich 2,9% angehoben werden.

Mit einer Börsenkapitalisierung von 6 Mrd. Fr. und einem Umsatz von knapp unter 1 Mrd. Fr. ist das Unternehmen zwar immer noch stattlich bewertet. Grössere Rückschläge wie derzeit machen die Titel daher attraktiv für den Einstieg.

Sandoz erwärmt Investorenherzen

Es hat eine Weile gedauert, bis sich Investoren für Sandoz erwärmen konnten. Doch im Verlauf des vergangenen Jahres haben sie erkannt, dass die ehemals zweitrangige Novartis-Tochter in der Eigenständigkeit mehr ist als nur eine Generikaherstellerin. Denn als solche ist der Wettbewerb hart, die Konkurrenz ist nicht zwingend besser, aber auch nicht wirklich schlechter als Sandoz.

Der Trumpf der Schweizer ist ihre Stärke bei Biosimilar, sprich bei Kopien von biotechnologisch, aus lebenden Zellkulturen hergestellten Eiweissverbindungen. Dieses Geschäft ist zwar riskanter, aber eben auch lukrativer. Sandoz ist Pionierin und weiterhin die klare Nummer eins in Europa sowie die Nummer vier in den USA. Auch künftig wird der Fokus auf dem alten Kontinent liegen, was im gegenwärtigen Umfeld Musik in den Ohren von Investoren sein dürfte. Der US-Markt bleibt aber dank der dort erzielbaren Margen attraktiv, auch hier peilt Sandoz die Marktführerschaft an. Das Unternehmen will das Angebot insgesamt kräftig ausbauen. Das verspricht ein starkes Wachstum, das auch dank steigender Profitabilität aus dem starken Cashflow finanziert werden kann.

Die Korrektur hat die Sandoz-Aktien zurückgeworfen, das Vertrauen der Anleger dürfte aber schnell zurückkehren.

Holcim bietet eine nachhaltige Perspektive für Aktionäre

Im Juni erfolgt die Abspaltung des Nordamerikageschäfts von Holcim. Aktionäre erhalten zusätzlich Amrize-Aktien ins Depot. Holcim wird künftig von Miljan Gutovic geführt, Amrize von Jan Jenisch. Beide Unternehmen sind strategisch gut positioniert, um nachhaltigen Wert für Aktionäre zu schaffen – auch nachdem die Aktien jüngst ihre Spin-off-bedingten Kursgewinne wieder abgegeben haben.

Holcim rechnet zukünftig mit steigenden Margen – dank höherwertiger und umweltfreundlicher Produkte, einer besseren Auslastung in Europa und starker Entwicklung in Lateinamerika. Der ROIC soll bis 2030 von 11% auf rund 14% steigen. Gleichzeitig wird der Umsatzmix schrittweise in Richtung einer 50/50-Verteilung zwischen Building Materials (Zement und Zuschlagstoffe) und Building Solutions (Transportbeton und Solutions & Products) verschoben.

Amrize wird klarer Marktführer im wachsenden US-Zementmarkt – einem strukturellen Defizitmarkt, in dem nur rund 80% des Bedarfs (ca. 120 Mio. Tonnen) lokal gedeckt werden. Teure, zollbelastete Importe treiben die Preise und stärken die Margen heimischer Anbieter wie Amrize. Auch im Segment Building Envelope (Dächer und Fassaden) wird mit beschleunigtem Wachstum gerechnet – insbesondere durch Übernahmen ausserhalb des Kerngeschäfts mit kommerziellen Dachsystemen.

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