Mittwoch, Oktober 2

Die Grossbank nimmt Personalrochaden vor, welche die Handschrift von Präsident Colm Kelleher und CEO Sergio Ermotti tragen. Interne Kandidaten bekommen die Gelegenheit, sich für den Chefposten zu bewerben. Doch das ist nicht genug.

Am 20. Februar 2020, als UBS-Konzernchef Sergio Ermotti zusammen mit dem damaligen Präsidenten Axel Weber seinen Nachfolger vorstellte, sah er nicht besonders glücklich aus. Noch im Anschluss an die Medienkonferenz liess er durchblicken, dass ihn zwei Sachen ärgerten.

Zum einen, dass sich unter seiner Ägide (2012–2020) der UBS-Aktienkurs nicht besser entwickelt hatte. Zum andern bedauerte er, dass das Gremium um Präsident Weber die Kandidatinnen und Kandidaten, die Ermotti intern aufgebaut hatte, verschmähte.

Stattdessen entschied sich der Verwaltungsrat für Ralph Hamers. Man erinnert sich: Das war der niederländische Banker, der sich mit der Digitalisierung des Geschäfts seines vormaligen Arbeitgebers ING einen Namen gemacht hatte (und in der Schweiz flugs den Kosenamen «Google-Banker» verpasst bekam).

Das war aber auch der Mann, der zuerst einmal an das Kerngeschäft der UBS, die weltweite Vermögensverwaltung, herangeführt werden musste. Und der die alteingesessenen Kundenberater mit ephemeren Ausführungen zu agilem Arbeiten in flexiblen Teamstrukturen irritierte.

Die CS ändert alles

Doch dann scheiterte die Credit Suisse, und die UBS eilte am 19. März 2023 zur Rettung. Die Grossbank kaufte damit zwar auf einen Schlag relativ günstig Wachstum zu. Sie ging mit der Übernahme der Blackbox CS aber auch gewaltige Risiken ein – nicht nur finanzieller Art, sondern auch mit Blick auf die Beseitigung von Altlasten und die Integration der funktionierenden Teile.

Vor diesem Hintergrund entschloss sich der heutige Präsident und Wall-Street-Veteran Colm Kelleher, Hamers abzusetzen und Ermotti zurück an die UBS-Spitze zu holen. Seit der Übernahme der Credit Suisse sind nicht mehr blumige Purpose-Statements gefragt, sondern erfahrene Banker, die zupacken können. Ermotti und Kelleher erfüllen dieses Profil.

14 Monate danach kann man denn auch konstatieren, dass Ermotti seine zweite Runde an der Spitze der Bank nutzt, um die beiden Scharten auszuwetzen. Der Aktienkurs hat sich seit dem 19. März 2023 um über 50 Prozent erhöht, auch weil die UBS konsequent vorwärtsmacht mit der Integration der Credit Suisse. Zudem hat die Bank diese Woche das Rennen um die Ermotti-Nachfolge jetzt so richtig eröffnet.

Fünf valable Kandidaten

Aus den am Donnerstag vermeldeten Änderungen in der UBS-Konzernleitung stechen zwei Personalien hervor. Iqbal Khan, bisher alleiniger Chef des wichtigsten Bereichs, der weltweiten Vermögensverwaltung, wird neu nur noch Co-Chef sein, dafür aber die Region Asien übernehmen. Als Co-Chef des Global Wealth Management wird Khan Rob Karofsky, bisher Leiter Investment Banking, zur Seite gestellt. Er wird zudem für die Region USA verantwortlich zeichnen.

Diese Personalrochade trägt die Handschrift von Präsident Kelleher, der lange für Morgan Stanley tätig war. Beim Wall-Street-Riesen gibt es eine Art Rotationsprinzip. Es reicht nicht, in der zweiten Hierarchieebene unter dem Chef eine Abteilung zuverlässig und gut zu führen. Rollen werden verändert, erweitert, neu definiert.

Erst wenn man Führungskräfte aus ihrer Komfortzone holt – Khan war noch nie ausserhalb der Schweiz ansässig, Investmentbanker Karofsky trug nie echte Verantwortung in der Vermögensverwaltung –, können sie zeigen, was sie wirklich draufhaben.

Mit der Schweiz-Chefin Sabine Keller-Busse, Beatriz Martin Jimenez, die unter anderem die CS-Altlasten aufräumt, und Aleksandar Ivanovic, dem jüngst das Asset Management anvertraut wurde, haben drei weitere Konzernleitungsmitglieder Brocken vor sich, an denen sie sich abarbeiten und beweisen können.

Macht mindestens fünf interne Kandidaten, welche Kelleher und Ermotti jetzt testen. Die Chancen sind intakt, dass der UBS-Konzernchef, wenn er dereinst zum zweiten Mal verabschiedet wird, strahlend eine interne Nachfolge präsentieren kann – bei einem hoffentlich höheren Aktienkurs.

Es droht Betriebsblindheit

Doch gerade aus Sicht der Aktionäre ist es unabdingbar, dass die UBS nicht in Betriebsblindheit verfällt, sondern auch externe Kandidatinnen und Kandidaten beobachtet und – sind Potenzial und Fit da – gleich in die Bank holt.

Es gilt als ausgemacht, dass es mindestens noch drei Jahre dauert, bis die CS-Übernahme ganz verdaut ist und dass Sergio Ermotti so lange bleibt. Zeit genug, weitere Kandidaten on the job auf Herz und Nieren zu prüfen. Nicht dass Ermotti an diesem fernen Tag dann mit säuerlicher Miene neben einem Hamers-Wiedergänger stehen muss.

Exit mobile version