Samstag, Oktober 5

Der Zufluss zur Limmat soll in einigen Jahren ökologischer sein und seine Ufer zugänglicher.

Wie rasch ein Fluss und manchmal selbst ein vermeintlich harmloser Bach bei Starkregen eine zerstörerische Wirkung entwickeln kann, hat sich in diesem Sommer mehrfach gezeigt. In der Schweiz richteten plötzlich anschwellende Wassermassen im Maggiatal, im Misox und im Wallis verheerende Schäden an. Jüngst wiederholte sich das auf ähnliche Weise in Österreich, Tschechien und Polen.

Nicht nur im Hochgebirge, auch in den Voralpen besteht ein Risiko. Zumal mit der Klimaerwärmung die Häufigkeit und die Intensität extremer Wetterereignisse zunehmen wird. Deshalb ist der Kanton daran, Zürich bestmöglich vor einer Überflutung grosser Teile der Stadt durch die Sihl zu bewahren. Zu den umfangreichen Massnahmen gehört ein Entlastungsstollen, der derzeit vom Sihltal bis zum Zürichsee bei Thalwil gebohrt wird.

Hohes Schadenspotenzial

Auch die Reppisch könnte sich eines Tages in einen reissenden Strom verwandeln. Das Gewässer ist etwa 20 Kilometer lang und verbindet den Türlersee im Knonauer Amt mit der Limmat. Es nicht ganz klar, ob man es als Bach oder Fluss bezeichnen soll. Doch im untersten Abschnitt fliesst sie in einem ziemlich engen Bett mitten durch das Zentrum von Dietikon.

Mit dem Projekt «Zukunft Reppisch» will der Kanton Zürich laut einer Mitteilung der Baudirektion den Hochwasserschutz verbessern. Laut den Unterlagen führt die Reppisch im Jahresdurchschnitt 1200 Liter Wasser pro Sekunde. Unter Starkregen steigt diese Menge rasch um das 100- bis 200-Fache an.

Tritt die Reppisch bei einem sogenannten Jahrhunderthochwasser über die Ufer, kann sie Schäden von geschätzt etwa 80 Millionen Franken anrichten. Bei noch extremeren Ereignissen, und wer will die heute ausschliessen, könnten die Kosten gegen eine Milliarde Franken steigen.

Das Projekt sieht vor, die Reppisch zwischen dem Gebiet Grunschen am südlichen Rand von Dietikon und der Einmündung in die Limmat auf einer Länge von drei Kilometern auszubauen. Um ihr Fassungsvermögen zu erhöhen, wird insbesondere die Flusssohle vertieft. An einigen Stellen wird das Flussbett verbreitert, indem die Ufer abgeflacht oder leicht erhöht werden.

Ausserdem werden einige Brücken umgebaut oder ersetzt. Hier besteht sonst die Gefahr, dass sich bei Hochwasser Geschiebe verfängt, das dann den Fluss staut, so dass er in die angrenzenden Wohngebiete überschwappt.

Für den Ausbau der Reppisch wird relativ wenig Land beansprucht. Das Flussbett wird nur an einzelnen Stellen um maximal zwei Meter verbreitert. Hochwasserschutz ist heute im Siedlungsgebiet fast einfacher zu realisieren. Im offenen Gelände geraten Massnahmen oft in Konflikt mit den Interessen der Landwirtschaft.

Kiesinseln und Sitzgelegenheiten

Noch ist es zu früh, um die Kosten von «Zukunft Reppisch» abzuschätzen. Nach Planung und Bewilligung soll das Projekt von 2030 bis 2032 umgesetzt werden. Sicher ist jedoch, dass auch die Bevölkerung und die Natur allgemein einen Gewinn haben sollen, ähnlich wie das in weit grösserem Stil an der Limmat geplant ist.

So ist vorgesehen, die heute stark verbaute Reppisch naturnaher und vielfältiger zu gestalten. Dazu gehören Elemente wie Kiesinseln und Blocksteine im Wasser, die neuen Lebensraum und Schutz für Tiere und Pflanzen schaffen, sowie das Erstellen von Fischrampen. Einzelne Ruhezonen sollen ganz der Natur vorbehalten bleiben.

An anderen Abschnitten soll der Fluss für die Menschen leichter zugänglich werden. Es entstehen Sitzgelegenheiten, und die Ufer werden begrünt, um den Aufenthalt am Wasser attraktiver zu machen. Die Reppisch, ohnehin ein unterschätztes Gewässer, wird damit auch in ihrem unteren Teil, was sie weiter oben längst ist: ein wichtiges Naherholungsgebiet. Bereits mit dem Bau des Waffenplatzes bei Birmensdorf hat man sie aus ihrem früheren schnurgeraden Korsett befreit und ihr mehr Platz eingeräumt.

Am Samstag, 2. November, laden die kantonale Baudirektion und die Stadt Dietikon zu einem Projektspaziergang entlang der Reppisch ein. Eine Anmeldung ist erforderlich.

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