Sonntag, Januar 5

2024 haben die Dogs of the Swiss Leader Index den Vergleichsindex erneut klar geschlagen. In Deutschland und in den USA enttäuschte die Strategie jedoch. The Market präsentiert die Dividendenauswahl fürs neue Jahr.

Dividende gut, alles gut, denkt mancher Anleger. Und auf der Dividendenrendite basiert eine der wohl einfachsten Aktienstrategien überhaupt: Jeweils zum Beginn des Jahres investiert man zu gleichen Teilen in die zehn Aktien eines Index mit der höchsten erwarteten Dividendenrendite und lässt sie für die nächsten zwölf Monate im Depot. Dann wird das Portfolio überprüft und, falls nötig, umgeschichtet, sodass wieder die grosszügigsten Dividendenzahler ausgewählt sind.

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Das ist die Dogs-of-the-Dow-Strategie, die von den Vermögensverwaltern Michael O’Higgins und John Downes in ihrem Buch «Beating the Dow» popularisiert wurde. «Die Grundidee der Dogs-of-the-Dow-Strategie besteht darin, die Komplexität der Aktienauswahl zu reduzieren», sagt O’Higgins im Gespräch mit The Market.

Weshalb aber der Name «Dogs»? Bei den dividendenstarken Werten handelt es sich oft um Titel, die zuvor schlecht abgeschnitten haben – und als «Dog» wird in der amerikanischen Umgangssprache u.a. etwas qualitativ Minderwertiges bezeichnet, in diesem Fall die Nachzügler an der Börse. Bleibt die ausgeschüttete Dividende konstant und fällt der Aktienkurs, steigt die Rendite automatisch. Die Dogs-Strategie setzt demnach in der Tendenz auf unterbewertete Valoren mit hoher Ausschüttung.

Rekordjahr für Dividenden

Obwohl der Ansatz ursprünglich auf den US-Aktienindex Dow Jones Industrial angewendet wurde, lässt er sich auf die Schweiz übertragen. Dazu eignet sich der Swiss Leader Index (SLI), der die zwanzig Vertreter des Swiss Market Index plus die zehn grössten Valoren aus dem Swiss Mid Cap Index und damit die gleiche Anzahl Aktien wie der Dow Jones Industrial umfasst. Aus dieser Gruppe wählt The Market die zehn grosszügigsten Dividendenzahler aus.

Aber Achtung: Eine hohe Dividendenrendite allein garantiert noch keinen Anlageerfolg. Das haben die Jahre 2019 bis 2021 gezeigt, als die Dogs of the SLI hinter der Benchmark zurückgeblieben sind. Und 2024 erlitten die Dogs of the Dax ein Kursdesaster, obwohl der Dax kräftig zulegte – dazu unten mehr.

Nicht selten sorgen zudem kräftige Kurseinbrüche dafür, dass die Dividendenrendite optisch zu positiv erscheint. Da es diesen Unternehmen in der Regel operativ nicht läuft, folgt auf die Korrektur des Aktienkurses mit einer Verzögerung die Kürzung der Dividende. Entrichtet ein Unternehmen relativ zum Gewinn allzu grosszügige Ausschüttungen, kann das demnach ein Warnsignal sein. Global gesehen ist ein Dividendenrückgang allerdings selten.

So hat das Gros der Unternehmen weltweit auch heuer seine Ausschüttung entweder erhöht oder konstant gehalten. Der Vermögensverwalter Janus Henderson schätzt, dass das Dividendenvolumen 2024 um rund 4,2% auf ein Rekordhoch von insgesamt 1,73 Bio. $ zulegen wird. In der Schweiz werden gemäss Bank Vontobel voraussichtlich mehr als 60 Mrd. Fr. an die Aktionäre der im SPI vertretenen Unternehmen verteilt.

Schweizer Dogs bereiten Freude

Das abgelaufene Jahr war für Dividendenaktien eher schwierig. Zwar leiteten die wichtigsten Notenbanken einen neuen Zinssenkungszyklus ein, was typischerweise die Attraktivität von Dividenden erhöht. Allerdings bevorzugten die Anleger zunächst Unternehmen, die von den Entwicklungen auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz profitieren sollten. Als sich der Wahlsieg Donald Trumps abzeichnete, wurden auch zyklische Unternehmen und Finanzwerte vom Aufschwung erfasst. In der allgemeinen Euphorie waren «langweilige» Dividendentitel wenig gefragt. Dennoch schlugen sich die Dogs des SLI wacker.

Zur Erinnerung: Zur Auswahl der zehn grosszügigsten Dividendenzahler für das abgelaufene Jahr gehörten der Zementkonzern Holcim, die Privatbank Julius Bär, der Logistiker Kühne + Nagel, der Warenprüfer SGS, die Versicherer Swiss Life, Swiss Re, und Zurich Insurance, die Pharmakonzerne Novartis und Roche sowie der Telecomkonzern Swisscom.

Wer am ersten Handelstag im Januar 2024 zu gleichen Teilen in diese zehn Papiere investiert hatte, darf sich über eine Gesamtrendite von fast 20% freuen. Der Swiss Leader Index warf inklusive Dividenden «lediglich» 11% ab. Die Outperformance der Dogs von 8,7 Prozentpunkten (Pp) kann sich sehen lassen.

Damit überflügelten die Dogs den SLI zum dritten Mal in Folge. Seit 2000 – bis dann wurde der SLI zurückgerechnet – war ihnen nur einmal eine solche Strähne geglückt, nämlich in den Jahren 2008 bis 2010. Allerdings fiel der Vorsprung damals insgesamt geringer aus.

Auch langfristig überzeugen die Schweizer Dogs

Dank der starken Performance vermochten die Dogs ihren Vorsprung auf den SLI auszubauen: Wer seit Januar 2000 jedes Jahr auf die zehn Valoren mit der höchsten Dividendenrendite gesetzt hat, hat aus 100 rund 480 Fr. gemacht (6,5% p.a., die Transaktionskosten wurden allerdings nicht berücksichtigt).

Der SLI hat in den 25 Jahren inklusive Dividenden eine Rendite von rund 260% – oder 5,25% pro Jahr – abgeworfen. Seit 2000 haben die Dogs vierzehn Mal besser abgeschnitten als der SLI, elf Mal blieben sie zurück.

In Deutschland und in den USA hat es nicht funktioniert

Ganz anders das Bild in Deutschland, wo die Dividendenauswahl 2024 kläglich versagt hat: Während der Dax um 18,9% vorpreschte, büssten die Dogs of the Dax 8,6% an Wert ein. Nur gerade zwei der zehn Valoren beendeten das Jahr im Plus, nämlich Allianz (+28,7%) und Daimler Truck Holding (+13,6%). Die übrigen acht verloren zwischen 3,6% (E.On) und 42,3% (Bayer). Das enorme Klumpenrisiko im serbelnden Automobilsektor schlug gnadenlos auf die Performance durch.

In den USA enttäuschten die Dogs ebenfalls. Während diese eine Gesamtrendite von lediglich 3,4% abwarfen, rückte der Dow Jones Industrial um 15,1% vor. Wer auf Dividendenaktien gesetzt hatte, wurde demnach mit einer schmerzhaften Underperformance bestraft.

Kein Wunder, denn bei den Dogs dominierten Namen aus den Sektoren Energie, Basiskonsumgüter und Gesundheit, die Gegenwind verspürten, während das Thema künstliche Intelligenz sowie die glorreichen Sieben die Phantasie der Anleger beflügelten.

Die Schweizer Dogs für 2025

Wie sieht die Schweizer Auswahl für 2025 aus? Für das neue Jahr kommt es bei den Dogs zu zwei Auswechslungen. Per Stichtag 31. Dezember scheiden der Baukonzern Holcim sowie der Warenprüfer SGS aus der Auswahl aus. Die Aktien beider Unternehmen gehörten im abgelaufenen Jahr zu den Überfliegern: Holcim erzielte eine Gesamtrendite (inkl. Dividende) von 37,1%, SGS warf 30,1% ab. Nach der kräftigen Kursavance reicht die Dividendenrendite nicht mehr für einen Platz in den Top Ten.

Zurück ist dafür ein alter Bekannter, der Stellenvermittler Adecco, der es nach einem Jahr Absenz wieder die Selektion schafft. Dank einer Indexanpassung im Juli, im Zuge derer das Unternehmen die Roche-Inhaberaktien aus dem SLI verdrängt hat, ist Adecco wieder Teil des Index. Adecco lockt mit einer optisch sehr hohen erwarteten Rendite von 10,1%, womit es die zweitplatzierte Swiss Life (5,1%) klar distanziert. Allerdings bestehen Zweifel daran, ob die Dividende angesichts der hohen Verschuldung aufrechterhalten werden kann. Das Verhältnis von Nettoschulden zum Ebitda erreicht derzeit sportliche 4,3. Doch auch nach einer Halbierung der Ausschüttung wäre dem Personalvermittler ein Platz auf dem Podest sicher. Ob eine solche Kürzung von den Aktionären goutiert würde, ist eine andere Frage.

Der zweite Neuzugang ist der Nahrungsmittelkonzern Nestlé, der 2024 der mit einem Verlust von 20,8% der zweitschlechteste SMI-Titel war und dessen Aktienkurs rund 40% unter seinem Rekordhoch von vor genau drei Jahren notiert. Derzeit lockt das Unternehmen mit einer Rendite von mehr als 4%. Seit über dreissig Jahren hat Nestlé die Ausschüttung jährlich angehoben und wie das Unternehmen kommuniziert, soll die progressive Dividendenpolitik fortgesetzt werden.

Allerdings leidet der Konzern nicht nur unter hausgemachten Problemen – verzettelte Kräfte, negative Schlagzeilen u.a. wegen verunreinigten Wasserquellen in Frankreich oder Kontroversen um Lebensmittel mit beigefügtem Zucker in Afrika –, auch das Umfeld ist anspruchsvoll. Der gesamte Sektor kämpft nach der hohen Inflation in den USA und in Europa mit der geringen Kaufkraft und dem harten Wettbewerb. Auch die Aussicht auf Robert F. Kennedy Jr. als neuer US-Gesundheitsminister lastet auf den Aktien von Lebensmittelherstellern, hat sich Kennedy doch dezidiert gegen Fertiggerichte und Fast Food ausgesprochen. Der neue CEO Laurent Freixe, der Mark Schneider im August abgelöst hat, hat viel zu tun.

Die Finanzbranche ist mit der Privatbank Julius Bär und den Versicherern Swiss Life, Swiss Re und Zurich Insurance weiterhin prominent vertreten, während auch Pharma ein grosses Gewicht hat. Zyklische Unternehmen sind allerdings dünn gesät. Die zehn Titel versprechen im Schnitt eine Dividendenrendite von 4,9%, die dreissig Gesellschaften im SLI kommen auf 3%.

Die Dogs of the Dax 2025

Bei den besten Dividendenzahlern aus dem deutschen Aktienindex kommt es lediglich zu einer Anpassung: Bayer fällt aus der Auswahl, nachdem der Pharmakonzern die Dividende für drei Jahre auf das gesetzlich geforderte Mindestmass (von 2.40 auf 0.11 € je Aktie) gesenkt hatte, womit die Rendite bloss noch 0,5% beträgt. Der Immobiliendienstleister Vonovia, der mit einer Dividendenrendite von 4,1% lockt, rückt nach.

Die Dax-Auswahl verspricht im Durchschnitt eine Dividendenrendite von 5,8%, beim Dax sind es 2,8%. Aber auch bei dieser Selektion besteht eine hohe Branchenkonzentration. Wie bereits in den beiden Vorjahren stammen vier von zehn Valoren aus der angeschlagenen Automobilbranche, die zudem mit Mercedes-Benz, Volkswagen sowie Porsche Automobilholding die drei grosszügigsten Dividendenzahler stellt. Angesichts des eisigen Windes, der den Autobauern entgegenweht, könnte die eine oder andere böse Überraschung drohen.

Die US-Auswahl für das neue Jahr

Auch in den USA kommt es zu Auswechslungen. Sowohl die Titel des Detailhändlers Walgreens Boots Alliance, die 2024 mehr als 60% ihres Wertes einbüssten, als auch der Chemiekonzern Dow (–22,8%) sind nicht mehr Teil der Dogs. Da beide Aktien im Zuge der Indexanpassung im Februar und im November 2024 aus dem Dow Jones Industrial entfernt wurden, fallen sie auch aus der «Dogs of the Dow»-Auswahl – trotz optisch hoher Dividendenrenditen von 7% (Dow), respektive 10,4% (Wallgreens Boots Alliance).

Im Gegenzug gehören neu der Pharmariese Merck sowie der Hersteller von Haushaltprodukten Procter & Gamble zu den attraktivsten Dividendentiteln. Die Liste für das neue Jahr umfasst die folgenden Namen: Amgen, Coca-Cola, Chevron, Cisco Systems, IBM, Johnson & Johnson, Merck, Procter & Gamble, Verizon Communications und 3M. Im Schnitt versprechen sie eine Rendite von rund 3,5%, was deutlich über den 1,6% des Dow Jones Industrial liegt.

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