Hohe katholische Würdenträger äussern sich empört über das Deepfake, das den amerikanischen Präsidenten als Nachfolger des verstorbenen Franziskus zeigt. Während die Kontroverse noch andauert, sorgt Trump bereits mit dem nächsten KI-Foto für Diskussionen.
Das Bild, das Donald Trump von sich selbst als Papst postete, sorgt für heftige Reaktionen, vor allem unter den amerikanischen Katholiken. Der Präsident veröffentlichte das KI-generierte Foto am Freitag sowohl auf seinem persönlichen Truth-Social-Kanal wie auch auf dem öffentlichen X-Konto des Weissen Hauses. Thomas Paprocki, Bischof von Springfield in Illinois, forderte von Trump eine Entschuldigung. Der Präsident verhöhne mit dem Bild Gott, die katholische Kirche und das Papsttum, schrieb der Bischof auf X. Die Bibel sage, dass man keinen Spott mit Gott treiben solle.
«Machen Sie sich nicht über uns lustig»
Kardinal Joseph Tobin, Erzbischof von Newark in New Jersey, gilt als chancenreichster amerikanischer Anwärter auf die Nachfolge von Papst Franziskus. Als ihn Journalisten auf das Trump-Bild ansprachen, sagte er lediglich: «Es ist keinen Kommentar wert.»
Die New York State Catholic Conference, die die Bischöfe des Gliedstaates New York vertritt, teilte mit, es gebe nichts Cleveres oder Lustiges an diesem Bild. Man habe gerade den geliebten Papst Franziskus beerdigt, und die Kardinäle stünden kurz vor einem feierlichen Konklave, um ab Mittwoch einen Nachfolger zu wählen. Direkt an Trump gewandt, schlossen sie: «Machen Sie sich nicht über uns lustig.»
Der New Yorker Kardinal Timothy Dolan, der als einflussreichster Würdenträger der Katholiken in Amerika gilt, sagte zu Trumps Bild: «Ich hoffe, dass er nichts damit zu tun hatte.» Dann fügte er an: «Es war keine gute Sache. Die Italiener nennen so etwas ‹brutta figura›.» Der italienische Ausdruck bedeutet so viel wie «einen schlechten Eindruck machen» oder «Blamage».
Wenige Tage vor der Publikation des Bildes hatte Trump gegenüber Journalisten gesagt, dass er gerne das nächste Oberhaupt der Katholiken werden würde. Später sagte er, er habe keinen eindeutigen Favoriten, aber Timothy Dolan sei sehr gut. Dolan gilt als konservativ und als entschiedener Abtreibungsgegner. Trump selbst bezeichnet sich als konfessionslosen Christen.
Als Journalisten Trump am Montag auf das kontroverse Bild ansprachen, sagte er, er habe erst am Sonntag Abend davon erfahren. Es sei ein Spass, und seine Frau Melania finde es hübsch.
«Die Kombination Papst-Präsident hat viele Vorteile»
Rund 20 Prozent der Amerikaner sind Katholiken. Umfragen von November ergaben, dass etwa 60 Prozent der Katholiken bei den Wahlen für Trump gestimmt hatten.
Laut einer Pew-Umfrage missbilligen inzwischen 58 Prozent der Katholiken Trumps Kurs, 42 Prozent stimmen ihm zu. Unter der grossen Gruppe der katholischen Latinos beträgt die Unterstützung lediglich 26 Prozent.
Nicht alle ärgern sich allerdings über das Bild. Auf Truth Social erhielt es 36 000 Likes, auf X über 200 000. Der katholische Vizepräsident J. D. Vance, der Franziskus am 20. April noch besucht hatte, bevor der Papst am Tag darauf starb, sagte, er habe kein Problem mit Leuten, die Witze machten.
Der konservative Senator Lindsey Graham schrieb auf X, er sei ganz aufgeregt zu hören, dass Trump offen sei für die Idee, der nächste Papst zu werden. Die Kombination Präsident-Papst habe viele Vorteile.
Trump machte seit seinem Amtsantritt immer wieder Furore mit KI-generierten Bildern. Mitte Februar publizierte das Weisse Haus ein Porträt von Trump mit Krone und dem Slogan «Lang lebe der König», just nachdem er öffentlich mit dem Gedanken an eine dritte Amtszeit gespielt hatte.
Ebenfalls im Februar publizierte Trump ein Video, in dem seine Idee von Gaza als neuer «Riviera des Nahen Ostens» umgesetzt wird. Und zum 4. Mai, der in den USA als «Star Wars»-Tag gilt, veröffentlichte das Weisse Haus ein Bild, das Trump mit einem roten Lichtschwert zeigt.
Die offizielle Mitteilung dazu lautet: «Alles Gute zum 4. Mai an alle, auch an die linksradikalen Verrückten, die so hart dafür kämpfen, Sith-Lords, Mörder, Drogenbarone, gefährliche Gefangene und bekannte MS-13-Bandenmitglieder zurück in unsere Galaxie zu bringen. Ihr seid nicht die Rebellion – ihr seid das Imperium.»
«Star Wars»-Kenner kommentierten allerdings, dass das rote Schwert Trumps eigentlich zu den bösen Sith gehöre, während die guten Jedi mit einem grünen Schwert kämpften.