Donnerstag, Mai 8

Die US-Regierung steht unter dem Druck der Finanzmärkte, ihre Zollpolitik zu korrigieren.

US-Präsident Donald Trump hat für den heutigen Donnerstag den Abschluss eines «bedeutenden Handelsabkommens» angekündigt. Am Mittwoch schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social, für den heutigen Donnerstag sei «eine grosse Medienkonferenz» geplant, auf der dieses Abkommen «mit einem grossen und hoch respektierten Land» bekanntgegeben werde. Laut Berichten der «New York Times», der «Financial Times» und verschiedenen Agenturberichten soll es sich dabei um Grossbritannien handeln.

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DAX knapp vor Rekordhoch

Details zu dem Abkommen lagen am Mittwochmorgen noch nicht vor. Trump könnte aber in seiner Zollpolitik weiter zurückrudern. Laut Agenturberichten könnte es aber unter anderem um die Zölle auf Stahl und Autos gehen. Bei dem Abkommen werde es sich um «das erste von vielen» handeln, kündigte Trump weiter an.

Die Hoffnung auf ein weiteres Einlenken in der Zollpolitik hat an den Finanzmärkten positive Reaktionen hervorgerufen. Der amerikanische Standardwerte-Index S&P 500 lag am Mittwochmorgen vorbörslich mit 1 Prozent im Plus. Viele europäische Aktienbörsen eröffneten am Donnerstag mit Kursgewinnen. Der Euro-Stoxx-50, der Index der 50 grössten kotierten Unternehmen der Euro-Zone, lag um 11:30 Uhr mit 1,1 Prozent im Plus. Der deutsche DAX legte ebenfalls um 1,1 Prozent zu auf 23 367 Punkte. Damit liegt er nicht mehr allzu weit entfernt von seinem Rekordhoch von 23 476 Zählern. Der Schweizer Leitindex eröffnete den Handel zunächst praktisch unverändert.

Negative Reaktion auf Trumps Zollpolitik

Nach der Ankündigung des US-Präsidenten an dem von ihm so genannten «Liberation Day» am 2. April, die Zölle auf US-Importe für sehr viele Handelspartner massiv zu erhöhen, hatten die Börsen negativ reagiert.

Der Druck auf die US-Regierung, bei der geplanten Zollpolitik Veränderungen vorzunehmen, wuchs zunehmend. Dabei soll vor allem der Anstieg der Renditen von US-Staatsanleihen ein Umdenken bei Trump bewirkt haben. Zudem ging in Umfragen auch die Zustimmung im amerikanischen Volk zur Wirtschaftspolitik der US-Regierung zurück. Trump reagierte mit einer 90-tägigen Aussetzung vieler Zölle und kündigte Verhandlungen an.

Die Trump-Regierung habe ihre Neigung zu maximalen Zöllen als Reaktion auf die erhöhten Marktturbulenzen abgeschwächt, kommentierten Ökonomen der Grossbank UBS am Donnerstag. Dies deute eine gewisse Sensibilität gegenüber Stressphasen am Markt an. Zudem stehe die US-Regierung unter Druck, in der Zollpolitik Ergebnisse zu präsentieren. Daher sei zu erwarten, dass innerhalb der 90-tägigen Aussetzung der Zölle eine Reihe von Abkommen vereinbart oder Ausnahmen für Sektoren entschieden würden. Ein solcher Deal mit Grossbritannien wäre der erste mit einem grossen Handelspartner seit Trumps «Liberation Day» am 2. April.

Turbulenzen an den Finanzmärkten haben sich beruhigt

In den vergangenen Wochen haben sich die Turbulenzen an den Finanzmärkten wieder beruhigt und viele Börsen haben die Verluste nach Trumps «Liberation Day» wieder wettgemacht. Laut Daniel Hartmann vom Vermögensverwalter Bantleon könnte der «Trump-Crash» von Anfang April in weiten Teilen bereits verdaut sein. Viele Börsenindizes notieren bereits wieder oberhalb ihrer Niveaus von Anfang April.

Als wichtiger Grund für die wachsende Zuversicht der Investoren gelten auch die geplanten Gespräche zum Zollstreit zwischen den USA und China. Diese sollen diese Woche in der Schweiz stattfinden. US-Finanzminister Scott Bessent soll dafür am heutigen Donnerstag in die Schweiz reisen. Auch hier gibt es Hoffnungen auf eine Entspannung.

An den Finanzmärkten wurden auch die Aussagen des Präsidenten der US-Notenbank Federal Reserve, Jerome Powell, vom Mittwoch positiv bewertet. Die Federal Reserve hatte bei ihrer Sitzung den Leitzins unverändert belassen, er liegt weiterhin in der Spanne von 4,25 bis 4,5 Prozent. Beobachter werteten dies als Zeichen dafür, dass sich die Fed nicht von der US-Regierung unter Druck setzen lasse, was ihre Glaubwürdigkeit unter Beweis stelle.

Powell hatte zudem die US-Wirtschaft als weiterhin robust eingeschätzt, das Fed habe es mit Zinssenkungen nicht eilig. Die Zölle dürften wahrscheinlich bald die Preise im Konsumentenpreisindex nach oben treiben, weshalb die Fed keine Eile haben dürfte, mit Zinssenkungen zu beginnen, kommentierten die UBS-Ökonomen. Sie rechnen für dieses Jahr mit einer Verlangsamung des US-Bruttoinlandprodukts (BIP) von 2,8 Prozent im Vorjahr auf 1,4 Prozent. Eine ausgewachsene Rezession werde wahrscheinlich vermieden, falls es Fortschritte bei den Handelsabkommen gibt und die US-Zölle von ihren Höchstwerten reduziert werden.

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