Mit Versace hat die Prada Group einen grossen italienischen Modenamen unter ihre Fittiche genommen. Donatella Versace freut sich auf eine neue Familie.

Drei Mal in drei Sätzen. So oft nutzte Donatella Versace das Wort «family», als sie diese Woche auf Instagram ihre Freude darüber teilte, dass Versace nun «Teil der Prada-Familie ist». Das ist Modesprache für: Die italienische Prada Group hat die Marke Versace für 1,25 Milliarden Euro einer amerikanischen Holdingfirma abgekauft. Doch Donatella Versace, 69, nimmt man die Sache mit der «family» ab. Ihr Leben ist ein Familiendrama. Ihre Arbeit sowieso.

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Berühmt wurde Donatella Versace als Komplizin ihres älteren Bruders Gianni, der 1978 das Modelabel Versace gründete. Er war das kalabrische Mode-Genie mit einem Faible für bunt bedruckte Seidenhemden, Sex-Appeal und Seneca. Sie war der kreative Resonanzkörper mit platinblonden Haaren und geschickt kultivierten Beziehungen zu Prominenten. Gemeinsam machten sie Versace zu einem globalen Phänomen. Als Gianni im Sommer 1997 auf den Treppen zu seiner Villa in Miami von einem Serienmörder erschossen wurde, trat Donatella an seine Stelle.

Doch wie führt man das Modelabel seines verstorbenen Bruders weiter, ohne es zu einem Tribut mit Ablaufdatum zu machen? Nicht immer wusste Donatella Versace, mittlerweile zweifache Mutter, die Antwort auf diese Frage. Sie wurde süchtig nach Kokain und in den nuller Jahren clean, entwarf üppig mit Gold verzierte Kollektionen und setzte dann wieder auf zurückhaltendes Braun. CEO kamen und gingen. Der Gewinn auch.

Die Konstante war Donatella selbst. Sie wurde zum liebenswürdigen, aber nicht immer ernst genommenen Maskottchen der Modewelt, die Stimme rau von Marlboro Reds, die Augen seit Teenager-Jahren von dunklem Eyeliner umrandet. Dieser kompromisslose Glamour schien aus einer anderen Zeit zu stammen und war gerade darum so beliebt.

Ob der Verkauf des Familiennamens an die Firma Capri Holdings 2018 ein Fehler war? Auf jeden Fall holperte die Zusammenarbeit bald. Versaces Vision vertrug sich laut Berichten schlecht mit jener des CEO, der die Marke schlichter und teurer machen wollte. «Wenn man versucht, es zu vielen Leuten, zu vielen Managern recht zu machen, ist die Kreativität dahin», sagte Donatella Versace im Februar 2025. Im März verliess sie ihren Posten als Kreativdirektorin. Entwerfen wird sie nicht mehr. Stattdessen ist sie nun «Chief Brand Ambassador». Eine Rolle, die sie schon fast ihr gesamtes Leben verkörpert.

Mit dem Prada-Deal geht es für Versace nun zurück nach Italien. Zurück zu einem Familienunternehmen. Und zu Miuccia Prada, der gewieften, unerschöpflichen Modegigantin aus Mailand. Im Internet feiert man sie jetzt schon als Donatella Versaces lang verschollene Schwester.

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