Freitag, Oktober 18

Die Drohne einer pro-iranischen Miliz hat am Sonntag eine Militärbasis an der syrisch-jordanischen Grenze getroffen. Bei dem Angriff kamen drei amerikanische Armeeangehörige ums Leben, 34 weitere Soldaten wurden verletzt. Der amerikanische Präsident Biden kündigt Vergeltung an.

Bis jetzt haben sich die Amerikaner in der sich zuspitzenden Krise im Nahen Osten militärisch zurückgehalten. Das könnte sich nun ändern, nachdem sie die ersten Todesopfer zu beklagen haben. Bei einem Drohnenangriff in Jordanien sind am Sonntag drei amerikanische Soldaten getötet und 34 weitere verletzt worden. Der Anschlag im Nordosten des Landes in der Nähe der syrischen Grenze sei von radikalen, vom Iran unterstützten militanten Gruppen verübt worden, die in Syrien und im Irak operierten, sagte der amerikanische Präsident Joe Biden am Sonntag. Der Drohnenangriff traf offenbar den Militärstützpunkt Tower 22. Man sei noch dabei, die Fakten zusammenzutragen, sagte Biden. «Aber haben Sie keinen Zweifel – wir werden alle Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen, zu einem Zeitpunkt und in einer Weise, die wir wählen», sagte er weiter.

Erste amerikanische Todesopfer seit Beginn des Gaza-Krieges

Laut amerikanischen Medien ist es das erste Mal seit Beginn des Gaza-Kriegs im Oktober, dass amerikanische Soldaten im Nahen Osten durch einen feindlichen Angriff getötet wurden. Der Sender CNN berichtete, dass die Drohne zwar von Kämpfern kam, die vom Iran unterstützt werden, aber offenbar in Syrien startete. Es sei unklar, warum die Abwehr die Drohne, im Gegensatz zu früheren solchen Attacken, nicht habe abfangen können. Die USA haben immer wieder die Befürchtung geäussert, dass sich der Konflikt zwischen Israel und der Hamas zu einem regionalen Krieg ausweiten könnte.

Militärstützpunkt Tower 22, Jordanien

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete, die Truppen des von den USA geführten Bündnisses hätten nahe der syrischen Grenze mit Jordanien und dem Irak eine Drohne pro-iranischer Milizen abgeschossen. Diese hätten versucht, den von amerikanischen Truppen genutzten Militärstützpunkt al-Tanf in Syrien anzugreifen. Die Beobachtungsstelle zählte seit Mitte Oktober mehr als hundert Angriffe auf Stützpunkte der Koalition in Syrien. Vereinzelt griffen die USA daraufhin auch Ziele proiranischer Milizen an.

Es blieb zunächst unklar, ob es am Sonntag mehrere Angriffe hintereinander auf den Stützpunkt gegeben hatte. Der Nachrichtensender al-Jazeera zitierte einen jordanischen Regierungsvertreter, der sagte, der angegriffene Stützpunkt der USA befinde sich ausserhalb Jordaniens.

Jordanien ist ein enger Verbündeter der USA

Die USA haben bisher immer betont, dass sie sich in der Region nicht im Krieg befänden. Sie führten allerdings Schläge gegen die Huthi in Jemen aus, nachdem die Rebellen Handelsschiffe im Roten Meer angegriffen hatten. Die Huthi werden von Iran unterstützt, ebenso die Hamas und die Schiitenmiliz Hizbullah, die von Libanon aus Israel bedroht.

Einer Hamas-Sprecher, Sami Abu Zuhri, brachte die Tötung der amerikanischen Soldaten in direkte Verbindung mit dem Gaza-Krieg. Der Angriff sei eine Botschaft an die Regierung der USA, dass sie das ganze Land gegen sich aufbrächten, wenn die Tötung von Unschuldigen in Gaza nicht aufhöre. «Die andauernde amerikanisch-zionistische Aggression kann die ganze Region in Brand setzen», sagte er.

Laut der Presseagentur Reuters hat Washington seit dem Ausbruch des syrischen Krieges Jordanien mit rund einer Milliarde Dollar unterstützt, um die Grenze zu Syrien zu sichern. In den letzten Wochen sei diese Hilfe aufgestockt worden. Jordanien ist damit einer der grössten Empfänger von amerikanischen Militärgeldern. Zugleich hält das Land regelmässig Übungen mit amerikanischen Instruktoren und Soldaten ab. Es ist allerdings nicht bekannt, wie viele amerikanische Soldaten sich genau in Tower 22 aufhalten und welche Waffen dort lagern.

Der Nahe Osten als Spielball im amerikanischen Wahlkampf

Von welcher Miliz der Angriff gegen die Amerikaner ausging, ist bis jetzt unklar. Die Rede war unter anderem von der iranisch gestützten Gruppe «Islamischer Widerstand im Irak». Diese hat am Sonntag mitgeteilt, sie bekenne sich zu vier anderen Drohnenangriffen, unter anderem auf den Militärstützpunkt al-Tanf, allerdings nicht zu jenem auf Tower 22, der die Soldaten traf. Die Militärbasis Tower 22 liegt im äussersten Nordosten Jordaniens, an der Grenze zu Syrien und dem Irak; al-Tanf, das von Tower 22 unterstützt und mit Nachschub versorgt wird, ganz in der Nähe, auf der syrischen Seite der Grenze.

Später am Sonntag bekannte sich dann laut der «New York Times» die «Achse des Widerstands», eine antiisraelische und antiwestliche Koalition unter der Führung Irans, zum Anschlag. Sie bezeichnete den Angriff als «Fortführung des Widerstands gegen die amerikanischen Besatzungsmächte im Irak und in der Region».

«Die toten Soldaten werden den Druck auf Biden verstärken, im sich verschärfenden Nahost-Konflikt entschiedener zu intervenieren», schreibt die «New York Times». Dieser Druck wird um so grösser, als sich die USA mitten im Vorwahlkampf befinden und sich die Parteien gegenwärtig gerne auch aussenpolitischer Themen bedienen, um sich zu profilieren und sich von der Gegenseite abzugrenzen, sei es um Stärke zu demonstrieren, sei es um Isolationismus zu propagieren.

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