Dienstag, Oktober 1

Der Hype um künstliche Intelligenz hat das Geschehen an den US-Aktienmärkten in der ersten Jahreshälfte dominiert. Vom Boom profitieren bisher aber nur Nvidia und wenige andere Konzerne. The Market zeigt auf, wie es im Tech-Sektor weitergehen könnte.

Jetzt ist es tatsächlich passiert: Getrieben von der Euphorie um künstliche Intelligenz ist der Chipdesigner Nvidia am Dienstag auch an Microsoft knapp vorbeigezogen und ist mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 3,3 Bio. $ zum wertvollsten Konzern der Welt aufgestiegen.

Die Rally ist atemberaubend. Erst vor einem Jahr erreichte Nvidia als erster Halbleiterkonzern einen Börsenwert von mehr als 1 Bio. $. In absoluten Zahlen betrachtet ist der Wertzuwachs seither beispiellos. Als Vergleich: Innerhalb von wenig mehr als zwölf Monaten hat das Unternehmen den dreifachen Börsenwert von Warren Buffetts Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway hinzugewonnen. Nvidia-Gründer und CEO Jensen Huang wird wie ein Rockstar gefeiert.

Es ist denn auch hauptsächlich Nvidia zu verdanken, dass der S&P 500 gestern Abend auf einem weiteren Allzeithoch geschlossen hat – bereits die 31. Bestmarke in diesem Jahr. Zum aktuellen Stand verbucht der US-Leitindex im ersten Semester einen Gewinn von annähernd 15%. Der Nasdaq 100 mit den grössten Technologiewerten steht 20% im Plus.

Der «Nvidia-Effekt» lässt sich anhand dieser Grafik von Citigroup gut veranschaulichen. Demnach haben die Aktien dieses Jahr mehr als 5 Prozentpunkte zur Performance des S&P 500 beigesteuert. Für weitere gut 4 Prozentpunkte kommen andere Tech-Schwergewichte aus dem Bund der glorreichen Sieben (Mag 7) wie Microsoft, Alphabet, Meta Platforms und Amazon auf.

Analysiert man den jüngsten Kursschub am US-Aktienmarkt genauer, lässt sich ein ebenso wichtiger Trend ausmachen. Das Stichwort heisst Momentum. Bezeichnet wird damit die Strategie, auf die Titel zu setzen, die zuletzt besonders gut gelaufen sind. Kein anderer Investmentansatz hat dieses Jahr bisher besser funktioniert.

Der kräftigste Treiber ist auch hier Nvidia. Die Valoren haben im iShares MSCI USA Momentum Factor ETF (MTUM) ein Gewicht von 7,5%. Zu den weiteren «Gewinneraktien», die im Fonds prominent vertreten sind, zählen unter anderen Broadcom, Eli Lilly, Meta Platforms, Costco, General Electric, Wells Fargo, Netflix und Qualcomm.

Der ausgeprägte Fokus auf Momentum-Aktien ist wesentlich verantwortlich dafür, dass die Marktbreite immer dünner wird. Das gilt sowohl für das Geschehen an den US-Börsen generell als auch für Tech-Aktien im Speziellen. Gut illustrieren lässt sich dies an der unterschiedlichen Performance des Nasdaq 100 und seinem gleichgewichteten Pendant, dem Nasdaq 100 Equal Weight.

Ein Blick auf die Zusammensetzung des Nasdaq 100 zeigt zudem, dass 40% der Titel seit Anfang Jahr im Minus notieren. Im Durchschnitt (Median) verzeichnet eine Aktie, die im Index vertreten ist, eine Performance von weniger als 5%.

Sogar im Halbleiter-Sektor selber nimmt die Diskrepanz immer extremere Dimensionen an. Der Branchenindex PHLX Semiconductor notiert seit Januar 35% fester, nachdem er bereits letztes Jahr 63% vorgeprescht ist. Der SPDR S&P Semiconductor ETF, in dem die grössten Namen aus dem Sektor gleichgewichtet werden, hinkt mit einer Performance von knapp 13% deutlich hinterher.

Soll man also noch auf den Zug aufspringen? Oder empfiehlt sich besser eine andere Strategie, falls Nvidia und anderen Momentum-Aktien plötzlich der Schwung ausgeht?

Dieser Frage geht «The Pulse» in der heutigen Ausgabe nach, wozu drei verschiedene Szenarien beleuchtet werden.

Szenario 1: «To Have and Have Not»

Eine Möglichkeit ist, dass es einfach im gleichen Stil weitergeht. Wie im Roman von Ernest Hemingway «Haben und Nichthaben», der vor dem Hintergrund der Grossen Depression spielt, bleibt die Gesellschaft an den Börsen stark zweigeteilt: Einigen wenigen läuft es ausgezeichnet, während der Rest weitgehend vernachlässigt wird.

Anders gesagt, auf der einen Seite des «Momentum Trade» fliesst mehr und mehr Kapital in ein paar wenige Aktien wie Nvidia. Ein vergleichbares Beispiel im Gesundheitssektor sind Hersteller von Abnehmpräparaten wie Eli Lilly oder Novo Nordisk. Auf der anderen Seite besteht ein unerbittlicher Druck auf die meisten anderen Titel, die abgestossen werden, um mit dem Erlös den Kauf von Gewinneraktien zu finanzieren.

Hilfreich ist in diesem Zusammenhang eine kurze Rückblende. Der Katalysator für den Hype um künstliche Intelligenz war die Lancierung des Textroboters ChatGPT am 30. November 2022. An der Börse brach das KI-Fieber dann im folgenden Januar richtig aus, als Microsoft satte 10 Mrd. $ in das Startup OpenAI investierte, das ChatGPT entwickelt hatte.

Seither vergeht kein Tag ohne eine Schlagzeile zu künstlicher Intelligenz. Mit dem schwammigen Begriff waren zuvor meist Technologien wie maschinelles Lernen oder neuronale Netze gemeint, die Anwendungen wie Spracherkennung am Telefon oder das frühzeitige Erkennen von Kreditkartenbetrug ermöglichten. Was demgegenüber seit gut anderthalb Jahren die Fantasie anheizt, wird als generative künstliche Intelligenz bezeichnet: Programme, die Texte, Bilder, Videos und andere Daten erzeugen.

Für die Börse kam der Schlüsselmoment Ende Mai 2023 mit dem Quartalsabschluss von Nvidia, genauer gesagt mit der Guidance: Konzernchef Huang pulverisierte mit dem Ausblick zum Umsatz die Konsensschätzung. «In den über fünfzehn Jahren, in denen wir in diesem Job sind, haben wir noch nie eine Prognose gesehen, wie sie Nvidia soeben veröffentlicht hat», kommentierte damals beispielsweise Stacy Rasgon, Halbleiteranalyst bei Bernstein Research.

Seither übertrifft Nvidia von Quartal zu Quartal die Schätzungen um Längen. Fast ausschliesslich verantwortlich dafür ist die Sparte Datacenter mit Prozessoren, die sich für die Rechenarbeiten zu generativer KI besonders gut eignen. Im laufenden Berichtszeitraum soll der Umsatz auf 28 Mrd. $ wachsen. Auf zwölf Monate hochgerechnet verdient kein anderer Konzern mehr mit Computerchips.

Die Nachfrage nach den Prozessoren von Nvidia wird von Investitionen in Rechenzentren getrieben, wo die Kapazitäten für das Wettrüsten im Bereich generativer künstlicher Intelligenz massiv ausgebaut werden. Nicht zufällig lässt sich die Umsatzentwicklung von Nvidia mehr oder weniger aus den Kapitalausgaben von Tech-Riesen wie Microsoft, Alphabet, Meta und Amazon ableiten.

Doch von diesem Investitionsboom profitieren bisher nur wenige. Ausser Nvidia zählt dazu vor allem Broadcom. Das Unternehmen hilft Tech-Unternehmen bei Netzwerk-Equipment und beim Design hauseigener KI-Prozessoren. Der Umsatz mit solchen Produkten soll im laufenden Rechnungsjahr von 3,6 auf 11 Mrd. $ wachsen. Mit einem Börsenwert von fast 840 Mrd. $ ist Broadcom unter die zehn grössten Konzerne im S&P 500 vorgerückt.

Wer auf Momentum setzt, wettet also im Prinzip darauf, dass die Gewinner wie bis anhin kräftig wachsen. Für Nvidia und andere KI-Stars müssen die Investitionen in Infrastruktur dazu weiter in bedeutendem Umfang fliessen. Hilfreich für ein solches Szenario wären ausserdem sinkende Zinsen, womit die sportlichen Bewertungen in der Wahrnehmung des Marktes weniger eine Rolle spielen.

Szenario 2: «The Good Place»

Auf mittlere bis lange Sicht gesünder wäre ein Szenario, in dem auch andere Aktien wieder vermehrt gefragt sind und die Hausse an Breite gewinnt. Für die Börsen wäre das sozusagen der Optimalzustand, wie er sich gegen den Schluss der populären Sitcom «The Good Place» nach diversen Irrungen und Wirrungen einstellt.

Die wichtigste Voraussetzung dafür ist, dass generativer künstlicher Intelligenz auch kommerziell der Durchbruch gelingt. Das bedeutet, Unternehmen und Konsumenten sehen darin einen echten Nutzen, für den sie zu zahlen bereit sind. Entscheidend dafür ist, dass die Technologie weniger anfällig für Fehler wird und sich damit verlässlich und sicher einsetzen lässt.

Als Paradebeispiel verweisen Optimisten diesbezüglich auf Klarna. Das schwedische Fintech-Unternehmen preist generative KI als grosse Chance zur Steigerung von Effizienz und Profitabilität. Im früheren Jahresverlauf kommunizierte es, dass sein KI-Chatbot bereits die Arbeit von 700 Mitarbeitenden im Bereich Kundendienst übernehme und dadurch 40 Mio. $ an Einsparungen ermögliche.

Der nächste grosse Test in Sachen kommerzielle Anwendungen steht in rund einem Monat mit den Abschlüssen zum zweiten Quartal an. Die meisten Tech-Konzerne versichern Investoren zwar immer wieder, dass sie unter dem Strich von den neuen KI-Technologien profitieren werden. Der Beweis, dass sich ihre milliardenschweren Investitionen wirklich lohnen werden, steht aber nach wie vor aus.

Eine Schlüsselrolle dürften diesbezüglich die Quartalsberichte der Branchenleader Microsoft, Alphabet und Meta spielen. Ein hilfreicher Anhaltspunkt wäre beispielsweise, wenn Microsoft erstmals konkrete Zahlen zu den Einnahmen mit dem KI-Assistenzdienst Copilot offenlegen würde. Im Fall von Alphabet und Meta wäre interessant, ob Werbekunden bereit sind, mehr auszugeben, um mit KI-Diensten die Rendite auf ihren Ausgaben für Werbekampagnen zu steigern.

Ebenso wichtig werden Hinweise zur Adaption von generativer künstlicher Intelligenz auf der Ebene von Endgeräten sein. Für KI-Modelle mit grossen Rechenanforderungen braucht es Datacenter. KI-Anwendungen, die direkt auf dem PC oder auf dem Smartphone ausgeführt werden, können demgegenüber schnellere Antworten, mehr Personalisierung, einen besseren Datenschutz und geringere Kosten ermöglichen.

Neue Impulse für Wachstum erhofft sich davon die PC-Industrie. Analysten von Bank of America schätzen, dass der Anteil von Desktop- und Laptop-Geräten, die mit spezieller Hardware für generative KI ausgestattet sind, dieses Jahr auf 18% wächst und bis 2026 weiter auf 49% zunimmt. Hersteller sollen davon durch höhere Erneuerungsraten und Preise profitieren. Im Prinzip das gleiche Muster gilt für die Smartphone-Branche.

In einem solchen Szenario sollten sich nicht nur vereinzelte Aktien wie Nvidia oder Broadcom erfreulich entwickeln, sondern praktisch der gesamte Tech-Sektor: Von PC-Herstellern wie Dell Technologies und HP über Chipproduzenten wie Intel, AMD, Qualcomm und Micron Technology bis hin zu Software- und Internetkonzernen wie Oracle, Adobe oder Salesforce.

Natürlich werden die Branchenriesen Microsoft, Apple, Alphabet, Amazon und Meta in einem solchen Umfeld ebenfalls gut laufen. Auch sollte die Entwicklung bei den Zinsen und bei anderen Makro-Faktoren weniger ins Gewicht fallen.

Szenario 3: «Night of the Living Dead»

Es besteht allerdings auch die Gefahr, dass sich die Situation weniger erfreulich entwickelt. Die Erwartungen sind hoch angesetzt. Erweist sich generative künstliche Intelligenz als unausgereifte Technologie, die sich nur für einige spezifische Anwendungen profitabel einsetzen lässt, sind grössere Enttäuschungen so gut wie sicher.

Oft zitiert wird in diesem Zusammenhang eine Studie der Venture-Capital-Firma Sequoia. Demnach hat die Tech-Branche letztes Jahr für KI-Modelle rund 50 Mrd. $ in Prozessoren von Nvidia investiert, damit aber lediglich 3 Mrd. $ Umsatz erwirtschaftet. Für jeden Dollar, der für einen KI-Chip von Nvidia ausgegeben wird, braucht es für die Nutzung zudem einen weiteren Dollar an Energiekosten in einem Rechenzentrum.

Aufhorchen lässt ebenso eine Umfrage zu KI des E-Commerce-Dienstleisters Lucidworks, die von April bis Mai weltweit unter rund 1000 Unternehmen aus mehr als einem Dutzend Branchen durchgeführt wurde. «Die anfängliche Euphorie ist einem gemässigteren Ansatz gewichen», heisst es darin. Zwar planen noch immer 63% der Firmen, ihre Ausgaben für KI in den nächsten zwölf Monaten zu erhöhen. Vor einem Jahr waren es jedoch 93%.

Ein Problem sei, dass sich Versuche, neue KI-Anwendungen in der Praxis einzusetzen, bisher nicht gelohnt hätten. «Leider ist der finanzielle Nutzen der umgesetzten Projekte eher bescheiden», resümiert die Studie, deren Resultate unlängst in der IT-Fachpublikation «The Register» veröffentlicht wurden. «42% der Unternehmen haben noch keinen signifikanten Vorteil aus ihren Initiativen im Bereich generative KI ziehen können», lautet das Fazit.

Ein weiterer Trend ist, dass die Zahl von KI-Modellen rasch zunimmt. Bei manchen ist der Code frei verfügbar (Open Source). «Je mehr Modelle es gibt, desto wahrscheinlicher scheint es, dass sie quasi zu Massengütern werden, die man zu Grenzkosten verkauft», glaubt der Branchenkenner Benedict Evans. Die Wertschöpfung werde deshalb wohl eher bei zusätzlichen Anwendungen stattfinden, die gängige KI-Modelle als Basis nutzen.

Das könnte vor allem in der Startup-Szene zum Problem werden, wo es bereits Anzeichen für Turbulenzen gibt. Gemäss dem Datendienst PitchBook sind Frühfinanzierungen für Jungunternehmen im Bereich KI im ersten Quartal eingebrochen. Auch bei KI-Firmen, die bereits besser etabliert sind, häufen sich negative Nachrichten.

Bei Inflection AI zum Beispiel haben der Mitbegründer und weitere Mitarbeiter im März abrupt zu Microsoft gewechselt. Bei Stability AI, dem Entwickler des KI-Bilderzeugungsprogramms Stable Diffusion, ist der CEO überraschend abgetreten. Wie es heisst, suchen viele Firmen nach einem Käufer.

Damit könnte ein Szenario wie im Horror-Klassiker «Night of the Living Dead» drohen: Durch den Zusammenbruch zahlreicher Startup-Firmen kommt es zu einer Art Zombie-Apokalypse, die schliesslich auf den gesamten Tech-Sektor übergreift. Problematisch erscheint diesbezüglich vor allem, dass Startups für einen bedeutenden Teil der Nachfrage nach Chips und Rechenleistungen für KI-Dienste verantwortlich sind.

Der «Worst Case» wäre in diesem Fall, wenn zusätzlich die Zinsen noch längere Zeit auf erhöhtem Niveau verharren sollten. In einem solchen Umfeld dürften die meisten Tech-Aktien einen schweren Stand haben. Als Ausnahmen könnten sich defensiv ausgerichtete Unternehmen mit einem robusten Cashflow, einer ansprechenden Dividende und eher geringem KI-Exposure wie Cisco Systems oder IBM profilieren.


Deep Diving

An dieser Stelle präsentieren wir wie immer einige Links, die einen vertieften Einblick in ein aktuelles Thema geben:

  • Alle Rettungsversuche sind fehlgeschlagen: Mit Fisker meldet ein weiterer amerikanischer Hersteller von Elektrofahrzeugen Konkurs an. Im hart umkämpften Markt haben in den letzten zwei Jahren bereits die Konkurrenten Proterra, Lordstown und Electric Last Mile Solutions einen Totalschaden erlitten. Die Bankrotterklärung von Fisker hatte sich seit Wochen abgezeichnet. Das Startup-Magazin «TechCrunch» hat die Hintergründe dazu.
  • Der mRNA-Technologie ist mit den Impfstoffen gegen Covid während der Pandemie der grosse Durchbruch gelungen. Die Frage ist, ob sich mit solchen Vakzinen auch andere Krankheiten wie Krebs erfolgreich bekämpfen lassen. Die Wissenschaftspublikation «Nature» berichtet in dieser Reportage über die jüngsten Fortschritte und Herausforderungen, die mRNA-Spezialisten wie Moderna und BioNTech in diesem Bereich verzeichnen.
  • Der folgende Beitrag geht in eine ähnliche Richtung. Mit Nanotechnologie kann heute bereits in Krebszellen und in arzneimittelresistente Bakterien eingedrungen werden. Das Magazin «The New Yorker» befasst sich in einem ausführlichen Bericht mit den künftigen Anwendungen, bei denen «Nanomaschinen» in der medizinischen Forschung zum Einsatz kommen könnten.

Und zum Schluss noch dies: Baywatch

Apple feiert ein eindrückliches Comeback. Dank des jüngsten Kursschubs notieren die Aktien des iPhone-Herstellers auf Rekordhoch. Mit einer Marktkapitalisierung von rund 3,3 Bio. $ steht er wieder auf Augenhöhe mit Microsoft und Nvidia an der Spitze unter den wertvollsten Konzernen Amerikas.

Von der phänomenalen Wertsteigerung der letzten Jahrzehnte profitiert auch Laurene Powell Jobs, die Witwe von Apple-Visionär Steve Jobs. Gemäss der Milliardärsliste des Wirtschaftsblatts «Forbes» umfasst das Vermögen ihrer Familie gegenwärtig 14,7 Mrd. $. Die Basis dafür haben die Aktien von Apple und Disney gebildet, die ihr von Steve Jobs nach seinem Tod im Oktober 2011 vererbt wurden.

Wer so viel Geld hat, kann sich einiges leisten. Das illustriert das Anwesen, das sich Laurene Jobs soeben in Malibu für 94 Mio. $ gekauft hat. Der Mega-Deal in der Küstenstadt, an deren Strand sich in den Neunzigerjahren «Baywatch»-Stars wie Pamela Anderson und David Hasselhoff in Szene setzten, wurde in aller Stille abgewickelt. Es gibt daher kaum Fotos von der Immobilie. Doch wie die «Los Angeles Times» berichtet, handelt es sich um ein Grundstück von etwa vier Hektaren mit einer L-förmigen Villa aus den Fünfzigerjahren.

Die Liegenschaft befindet sich in Paradise Cove. Die Enklave am Pazifik zählt zu den teuersten Landstrichen Amerikas und beherbergt diverse Tech-Milliardäre. WhatsApp-Gründer Jan Koum etwa hat 2021 für ein Anwesen in der Nähe 87 Mio. $ gezahlt. Wenig später kaufte sich der Venture-Capital-Mogul Marc Andreessen dort für 177 Mio. $ eine Luxusvilla. Es war der höchste Preis für eine Wohnimmobilie in Kalifornien, bis Jay-Z und Beyoncé im Mai 2023 den Rekord mit einer 200 Mio. $ teuren Mansion brachen, ebenfalls in Paradise Cove.

Laurene Jobs kennt sich in Paradise Cove bereits bestens aus. Seit 2015 hat sie insgesamt rund 80 Mio. $ für drei benachbarte Grundstücke ausgegeben, auf denen sie ein neues Anwesen errichtet. Ihr jüngster Erwerb ist der bisher grösste Hauskauf in Südkalifornien in diesem Jahr. Die Villa mit vier Schlafzimmern dürfte wahrscheinlich bald abgerissen werden, damit Jobs ihr Immobilienprojekt ausbauen kann.

Wie viele Apple-Aktien die 60-Jährige heute noch hält, lässt sich schwer sagen. Die letzte Beteiligungsmeldung des Laurene Powell Jobs Trust bei der US-Börsenaufsicht SEC datiert auf Anfang 2017, als sie die Hälfte ihres rund 4%-Anteils an Disney veräusserte. Ihr Mann war zeitweise der grösste Disney-Aktionär, nachdem er das von ihm gegründete Zeichentrick-Studio Pixar 2006 an die Medien- und Unterhaltungsgruppe verkauft hatte. Gemäss eigenen Aussagen hält sie weiterhin eine bedeutende Beteiligung an Disney.

Zu ihrem Portfolio zählen ausserdem das Magazin «The Atlantic» und eine Minderheitsbeteiligung an der Holding Monumental Sports mit dem NHL-Eishockey-Team Washington Capitals und dem NBA-Basketball-Club Washington Wizards. 2021 gründete sie die Waverley Street Foundation mit dem Versprechen, 3 Mrd. $ an Organisationen für den Klima- und Naturschutz zu spenden. Weiter engagiert sie sich für das Projekt California Forever; eine neue Stadt, die nördlich von San Francisco aus dem Boden gestanzt werden soll.

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