Liteville aus Tacherting in Deutschland gilt unter Mountainbikern als Geheimtipp: Mit Fachverstand und hochwertigen Komponenten baut die Firma seit über 20 Jahren Mountain- und Gravelbikes mit oder ohne Motor. Im Test: das neue E-MTB-Topmodell mit technischen Leckerbissen.

Velo-Kennern ist die Marke Syntace ein Begriff: Der Hersteller aus Tacherting im Allgäu entwickelt und produziert edle Bike-Komponenten wie Lenker, Vorbauten oder Laufräder. 2004 gründete man die Eigenmarke Liteville: Bei den Rohrsätzen kommen hochwertige 6069er-Aluminiumlegierungen oder Karbon zum Einsatz.

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Eine weitere Besonderheit: Anders als die meisten Konkurrenten bringen die Oberbayern nicht alle Jahre etwas komplett Neues, sondern entwickeln ihre Modelle kontinuierlich weiter. So entstehen durchnummerierte Velos mit fortlaufenden Modellziffern, die regelmässig Preise gewinnen und auch fahrdynamisch überzeugen.

Zum Saisonauftakt wählten wir die auf 400 Stück limitierte, speziell lackierte Jubiläums-Edition 301CE Mk2: Mit rund 24 Kilogramm ist das E-MTB zwar kein Leichtgewicht, bietet aber einen integrierten 725-Watt-Akku und damit eine ansprechende Reichweite.

Ausstattung

Dieses Pedelec gibt es in den Grössen S, M, L und XL. Bei den verbauten Komponenten sind die besten gerade gut genug: Syntace-W33i-Aluminium-Laufräder mit 29 Zoll vorne und 27,5 Zoll hinten, dort passend zum fortschrittlichen Evo6-Standard, von Syntace als Weiterentwicklung des Boost-Standards entwickelt, also mit symmetrischer Speichenanordnung.

Passend dazu gibt es einen Kohlefaserrahmen und den zu Evo6 passenden Leichtmetall-Hinterbau. Weitere Spezialität: die patentierte, «eigenstabile Präzisionslenkung» K. I. S. (Keep It Stable): Ein justierbarer Seilzug innerhalb des Lenkkopfs agiert als mechanische Vorspannung, reduziert unnötige Korrekturen um bis zu 30 Prozent. Der Hersteller verspricht damit mehr Kontrolle und weniger Kraftaufwand für weniger ermüdendes Fahren.

Die Federung des Fully ist eine Kooperation der Fahrwerksspezialisten DVO und WP; letzterer stattet normalerweise Sportmotorräder aus. Das Ergebnis verfügt über eine aufwendige, besonders feinfühlig ansprechende Kegelventil-Dämpfung mit üppigen 170 Millimetern Federweg vorne und 160 Millimetern hinten. Druck- und Zugstufen sind vorne wie hinten komplett verstellbar. Schaltung und Motor stammen von Shimano, der Antrieb ist speziell für Liteville optimiert worden. Die leichte wie ungewöhnlich lange Sattelstütze kommt von Eightpins (NGS2), der Sattel von SQLab, die Number-Nine-Titan-Pedalerie von Syntace und die Mischbereifung von Maxxis.

Verarbeitung

Die Pulverbeschichtung der Teile und alle Passungen präsentieren sich tadellos, hinterlassen einen durchdachten, langlebigen Eindruck. Das gilt nicht zuletzt für die bei Fullys dieses Herstellers typische, verschraubte Spange der Hinterradfederung. Liteville gewährt selbstbewusst zehn Jahre Garantie.

Fahreindruck

Sind wir nach der Winterpause noch ein wenig trittschwach, kommt uns der kraftvolle Antrieb dieses Liteville entgegen: Der in seiner Abstimmung optimierte Shimano-Motor unterstützt von sanft in «Eco» über assistierend in «Trail» und geht in «Boost» richtig nach vorne, ist also ein angenehmer Begleiter, aber auch nicht besonders leise.

Der Antrieb lässt sich komplett abschalten, dann ist man auch ohne Tretwiderstand unterwegs. Auf unserer knapp 25 Kilometer langen Berg-und-Tal-Normrunde Richtung Berner Oberland verbrauchten wir trotz zügiger Fahrt gerade einmal ein Drittel der möglichen Reichweite, und am steilen Stockhorn blieb nach 20 Kilometern bergan immer noch die Hälfte übrig.

Das in der Grösse passend gewählte 301CE Mk2 überzeugt mit optimaler Geometrie, ist sehr schön balanciert und läuft entsprechend ausgezeichnet geradeaus. Das KIS-System ist aber eher eine Spielerei für Tech-Fetischisten: Wir haben anfänglich etwas justiert, schnell die passende Stufe gefunden und die Einstellung danach nie wieder angepasst.

Gefallen haben auch das in der Hinterradnabe untergebrachte Bordwerkzeug, die griffigen Pedale, die superschnell verstellbare Teleskop-Sattelstütze oder die (optionale) LED-Beleuchtung mit Fernlichtautomatik von Lupine. Einziges Problem am Test-Bike: Die MT5-Magura-Bremse überhitzte sich auf unserem Downhill, verzog sich in der Folge, eierte ein wenig – und wäre ein Garantiefall gewesen.

Fazit

Kompakt, agil, schnell und mit viel Reichweite gesegnet: Das Liteville 301CE Mk2 fährt sich harmonisch und ist eines der besten hochwertigen E-MTB, die wir bisher bewegen durften. Wer sich nicht allzu sehr anstrengen, aber rasch vorwärtskommen will, wird hier bestens bedient. Einen guten Eindruck hinterliessen auch das Fahrwerk und die Ausstattung. Minuspunkte gibt es nur im Detail: die Neigung zu leichtem Knacken beim Schalten unter Volllast oder die am Unterrohr positionierte und damit unpraktische Drehverriegelung des Batteriefachdeckels. Angesichts des attraktiven Preises sind solche Kleinigkeiten aber zu verschmerzen.

Velo à la carte: In der Schweiz wurden 2024 über 150 000 E-Bikes verkauft. Damit ist der Markt leicht rückläufig, aber immer noch stark und bietet zahlreiche neue Modelle. Die wichtigsten, innovativsten und spektakulärsten testen wir hier in loser Reihenfolge. Die Produkte werden uns von den Herstellern/Importeuren für die Zeit der Tests zur Verfügung gestellt.

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