Samstag, Januar 4

Die Gesundheitsgefahren durch E-Zigaretten werden oft unterschätzt. Doch als Ausstiegshilfe aus der Tabaksucht sind sie sehr effektiv.

E-Zigaretten und Vapes werden immer populärer: Dampfte laut dem schweizerischen Gesundheitsobservatorium (Obsan) 2017 erst rund ein Prozent der Schweizer ab 15 Jahren, waren es 2024 bereits gut vier Prozent. Besonders hoch ist der Anteil unter den 15- bis 25-Jährigen.

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Ist das ein Grund zur Sorge? Oder können E-Zigaretten auch ein Segen sein, indem sie Rauchern helfen, dem Tabak abzuschwören?

Die Antwort ist ein klares «Ja» – auf beide Fragen.

E-Zigaretten verdampfen sogenannte Liquids, die typischerweise aus den Trägern Glycerin und Propylenglykol sowie Aromastoffen bestehen. Optional kommt noch der Suchtstoff Nikotin hinzu.

Dampf ist ein kleineres Übel als Rauch. Aber er bleibt ein Übel

Nach Einschätzung von Fachleuten und Behörden ist der Dampf, der beim Erhitzen dieser Gemische entsteht, eindeutig das kleinere Übel im Vergleich zum Tabakrauch mit seinen zahllosen krebserregenden Inhaltsstoffen. Letzterer ist in der Schweiz laut Bundesamt für Gesundheit für 9500 Todesfälle im Jahr verantwortlich. Und das, obwohl nur noch rund 16 Prozent der Bevölkerung über 15 Jahre regelmässig rauchen.

Doch so harmlos, wie es sich Dampfer gerne einreden, sind auch E-Zigaretten nicht: Durch das Erhitzen des Liquids entstehen gesundheitsschädliche Substanzen wie das krebsfördernde Formaldehyd.

Apfel, Erdbeere, Zimt: Aromen werden zum Problem

Die grosse Unbekannte in der Risikobewertung von E-Liquids sind die zahllosen Aromastoffe. Sie stammen zumeist aus der Lebensmittelindustrie und gelten dort als sicher. Doch das sagt wenig über ihre Wirkung beim Inhalieren aus, zumal aus den Zusätzen durch die Hitze völlig neue Schadstoffe entstehen können. Inzwischen mehren sich die Hinweise aus Studien auf schädliche Wirkungen auf Lunge und Kreislauf. In den USA gibt es zudem Berichte über akute Lungenschäden durch E-Dampf, der in den meisten Fällen mit Cannabis-Ölen versetzt war.

Noch ein Grund zur Vorsicht: E-Zigaretten wurden erst in den letzten fünfzehn Jahren zum Massenphänomen. Es gibt also keine Langzeitstudien zu möglichen Schäden. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass fruchtig aromatisierte Vapes für Jugendliche eine Einstiegsdroge zum Rauchen sein können.

All das sind genug Gründe für eine klare Ansage: Wer noch gar nicht raucht und seine Lungen liebt, sollte sich von E-Zigaretten fernhalten. Das gilt insbesondere für nikotinhaltige Liquids, denn die machen obendrein ebenso abhängig wie Tabak.

E-Zigaretten als Ausstiegshilfe

Auf der anderen Seite können nikotinhaltige Liquids aber auch ein Segen sein: für ausstiegswillige Raucher. Zu diesem Schluss kommt eine Übersichtsarbeit des renommierten Forschungsnetzwerks Cochrane auf Basis von 88 Studien mit mehr als 27 000 Rauchern, die den Nutzen von E-Zigaretten im Vergleich zu anderen Ausstiegshilfen untersuchte. Das als «hoch vertrauenswürdig» bewertete Ergebnis: E-Zigaretten mit Nikotin helfen deutlich besser beim Ausstieg als die klassische Ersatztherapie mit Nikotinpflastern und Lutschtabletten.

Allerdings bedeutet der Wechsel vom Tabak auf die E-Zigarette für viele Betroffene den Umstieg von der einen langjährigen Abhängigkeit in die nächste. Dieses Problem tritt mit Pflastern deutlich weniger auf. Abschliessend lässt sich sagen: E-Zigaretten sind gerade für Menschen, die mit anderen Hilfsmitteln für den Tabakentzug gescheitert sind, eine interessante Option – aber nur für diese.

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