40 Jahre nach dem ersten Film hat sich nichts geändert. Die Action ist angenehm altmodisch, Eddie Murphy macht wie früher die Labertasche.

Sehen wir es einmal positiv. Hollywood produziert nachhaltig. Darum all die Fortsetzungen: Nichts wird weggeworfen, aus allem kann man immer noch etwas machen. Auch «Beverly Hills Cop» ist noch gut, hat man sich anscheinend gesagt. Pünktlich zum 40-Jahre-Jubiläum des ersten Films und dreissig Jahre nach dem dritten kommt jetzt noch einmal ein neuer.

Nun sind vierte Teile, ähnlich wie zweite, dritte oder fünfte, tendenziell eher schlecht. Weil «Beverly Hills Cop: Axel F» ausserdem nur auf Netflix läuft, es also keinen Kinostart gibt, sind die Erwartungen umso tiefer.

Der neue Film lässt sich nun aber überraschend nett an. Die Anfangssequenz mit Eddie Murphy im alten himmelblauen Chevy Nova ist so stimmig wie damals, 1984: In Detroit ist es bitterkalt, «bleiben Sie zu Hause», heisst es im Autoradio. Dann kommt schön einheizend der Achtziger-Jahre-Klassiker «The Heat Is On», der dank dem ersten Teil ein Hit wurde.

Das Eddie-Murphy-Grinsen

Zum eingängigen Pop-Rock-Song, lässig im Muscle-Car, kurvt der Zivilermittler Axel Foley (Murphy) durch die amerikanische Grossstadt-Szenerie, während es draussen langsam eindunkelt. Aus dem U-Bahn-Schacht bläst atmosphärisch der Rauch durchs Gitter auf dem Trottoir, irgendwo in der Häuserflucht weht eine Amerika-Flagge. Dazu das grossformatige Eddie-Murphy-Grinsen, das selbst mit 63 Jahren noch dasjenige von einem verschlagenen Street-Kid ist.

Foley ist auf dem Weg ins Stadion, das einstimmende Intro leitet klassisch über in eine erste Action-Sequenz: Während eines Eishockeyspiels dringen Räuber in die Garderobe ein, wo sie es offenbar auf die Habseligkeiten der Profis abgesehen haben. Selbstredend vereitelt Axel Foley die Diebestour.

Draussen vor der Arena geht die Action aber erst los. Der Hansdampf schwingt sich ins nächstbeste Fahrzeug, das sich als Schneepflug herausstellt. Damit verfolgt er die Bösewichte durch die halbe Stadt. Naturgemäss demoliert er einiges. Und wie das so ist mit Charakteren wie Foley, folgt im Anschluss ein Donnerwetter im Polizeihauptquartier. Heutzutage wolle man «keine Draufgänger mehr», schimpft der Boss. Bei der Polizei sei jetzt mehr der Typ Sozialarbeiter gefragt. «Ich bin sozial!», wehrt sich Foley.

Polizist mit Autoritätsproblem

So läuft es, seit es «Beverly Hills Cop» gibt: Axel Foley ist der unorthodoxe, vorlaute Cop, der immer Ärger macht. Ein Polizist mit Autoritätsproblem. Regelmässig wird er beurlaubt, weil er zu viel Schaden anrichtet. Aber selbst wenn man ihn suspendiert, lässt ihn ein Fall nicht los. Dem Filmtitel entsprechend, verschlägt es ihn jeweils nach Los Angeles. Dort legt er jedes Mal die halbe Stadt zusammen, bevor er am Ende verlässlich die Schurken geschnappt hat. Die Formel hat sich bewährt. Auch der vierte Film vertraut darauf.

Auf wesentlich mehr Inhalt hat er es nicht angelegt. Es steht diesmal noch die Wiederannäherung mit der Tochter (Taylour Paige) an. Maximal genervt vom abwesenden, Verbrecher-jagenden Vater ist sie Strafverteidigerin geworden. Zum anderen gibt es eine Verschwörung in den Reihen der Polizei, irgendwas mit Drogen. Kevin Bacon mit dem fiesen Schakalgesicht spielt sehr offensichtlich den korrumpierten Cop. Das ist kein Spoiler, sondern wird früh veranschaulicht. Damit gibt der Film gleich zu verstehen, dass es nicht darum geht, worum es geht.

Filmemachen im Streaming-Zeitalter hat andere Direktiven: Dem Zuschauer muss es möglich sein, parallel die Zeit zu nutzen. Man kann diesen «Beverly Hills Cop» schauen und daneben auf Instagram sein oder das Bad putzen: Die Chance, etwas zu verpassen, ist verschwindend klein. Streaming heisst Berieselung. Allzu sehr will der Konsument nicht vereinnahmt werden. Oder zumindest wäre das ein Erklärungsversuch dafür, warum das gegenwärtige Filmschaffen vermehrt auf erzählerische Elemente verzichtet.

Handgemachte Action

Auch «Beverly Hills Cop: Axel F» versackt streckenweise, manchmal geht minutenlang nichts mehr. Der Zuschauer muss sich dann mit etwas anderem ablenken. Doch zuverlässig erinnert die helle Stimme von Eddie Murphy daran, dass der Film noch läuft. Der Komiker kann noch immer staunenswert schnell Wörter aneinander reihen.

Murphy ist vif. Die Regie (ein Werbefilmer und Spielfilm-Debütant namens Mark Molloy) konfrontiert den Ü-60-Helden auch mit Actionszenen, die erstaunlich handgemacht aussehen. Es scheint wenig digitale Trickserei dabei, der Blechschaden bei den Autoverfolgungsjagden wirkt echt und ein akrobatischer Helikopter-Slapstick glückt auch. Natürlich hat man das alles auch schon vor 40 Jahren so hinbekommen. Aber wir wollen es ja positiv sehen.

Beverly Hills Cop: Axel F | Official Trailer | Netflix

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