Schweiger kämpfte für eine liberale Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik. Und immer wieder auch gegen den politischen Zeitgeist. Nun ist er wenige Tage nach seinem 80. Geburtstag verstorben.
Rolf Schweiger, der Zuger Alt-Ständerat und ehemalige Präsident der FDP, sprach am liebsten ohne Aufregung. Während die Politik im Verlauf seiner Karriere immer schneller, Schlagworte immer wichtiger wurden, hielt Schweiger an seinen Überzeugungen und seinem Stil fest: Er bildete lange Sätze. Schweigers Sprache war eine Chiffre für sein politisches Programm.
Als Zuger Kantons- und Ständerat kämpfte Schweiger für eine liberale Gesellschafts- und Wirtschaftspolitik. Und immer wieder stemmte er sich auch gegen die vorherrschende politische Stimmung.
So beklagte Schweiger am Ende seiner politischen Karriere, dass die Politik sich zu sehr an den Medien, aber zu wenig an der Sache orientiere. Am Samstag, wenige Tage nach seinem 80. Geburtstag, ist Rolf Schweiger in Baar verstorben. Er hinterlässt eine Frau und zwei erwachsene Söhne.
Sogar seine politischen Gegner schätzten seine Art
Rolf Schweiger wurde 1945 in Baar, Kanton Zug, geboren. Er studierte an der Universität Zürich Rechtswissenschaften. Nach dem Studium wurde Schweiger Anwalt und Notar in Zug, er gründete eine Kanzlei, die bis heute besteht. 1970 wurde Schweiger in den Zuger Kantonsrat gewählt, dem er bis 1974 und erneut von 1976 bis 1994 angehörte. Während 14 Jahren war er Präsident der FDP-Fraktion.
Im bürgerlichen Kanton Zug machten in den 1980er Jahren linke Politiker wie Jo Lang Furore. Dieser erhielt wegen seiner Kritik am Zuger Finanzplatz 1981 ein Berufsverbot als Lehrer. Einige Jahre später wurde dieses Berufsverbot ein Thema im Kantonsrat. Jo Lang sagt: «Rolf Schweiger erkundigte sich damals persönlich bei mir und war einer der wenigen Bürgerlichen, die diese Ausgrenzung völlig daneben fanden.»
Politisch waren Lang und Schweiger Gegner. Doch in einer Zeit der harten politischen Auseinandersetzung zwischen Linken und Bürgerlichen habe man mit Schweiger stets gut reden können, sagt Lang. Im Kantonsrat, aber ebenso auf der Strasse.
1999 wurde Schweiger für den Kanton Zug in den Ständerat gewählt und vertrat dort bis 2011 die Interessen seines Kantons. In der kleinen Kammer betrieb er eine liberale Politik in gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Themen. Als Ständerat trat Schweiger für ein modernes Erbrecht ein, das Konkubinatspaare dieselben Rechte wie Ehepaaren zugestand.
Als 2008 der Konkurs von Lehman Brothers eine internationale Finanzkrise auslöste, mehrten sich auch im Bankenland Schweiz wirtschaftskritische Stimmen. Die öffentliche Meinung forderte eine Regulierung des Finanzplatzes. Rolf Schweiger hielt dagegen, warnte vor zu harschen Massnahmen und betonte die Vorteile, die der Finanzplatz dem Land brachte. Er blieb unaufgeregt.
Als Mitglied der Aktion für vernünftige Energiepolitik Schweiz (Aves) engagierte sich Schweiger zeitlebens für die Kernkraft. Auch nach dem Atomunfall von Fukushima 2011 hielt er an seiner Überzeugung fest, dass die Kernkraft in Verbindung mit Wasserkraft und weiteren erneuerbaren Energien einen wichtigen Teil in der Schweizer Energieversorgung spielen müsse. Damals hiess es, Schweiger sei ein Atomlobbyist. Heute mehren sich im bürgerlichen Lager atomfreundliche Stimmen wieder.
Der Anti-Hektiker
Matthias Michel, freisinniger Zuger Ständerat, hat zehn Jahre in der Kanzlei von Rolf Schweiger gearbeitet und ihn als Mitarbeiter und Politiker gekannt. Er sagt, Rolf Schweiger habe sich nicht für die kurzfristigen Wellen, sondern für die langfristigen Entwicklungen in der Politik interessiert. «Rolf war ein Anti-Hektiker.»
Privat beschreibt Michel seinen Parteikollegen als feinfühlige und aufrichtige Person. Als Schweiger 2004 das Präsidium der FDP nach wenigen Monaten wieder abgab, erklärte er öffentlich, dass er ein Burnout erlitten habe. Michel sagt, bis zu diesem Zeitpunkt habe die Gesellschaft auf solche Nachrichten weniger offen reagiert als heute. Schweiger gebühre deshalb Respekt für diesen Schritt.
Respekt hat Michel auch vor Schweigers vorausschauenden Vorstössen. Bereits vor über zwanzig Jahren, sagt Michel, habe Schweiger als Ständerat eine Motion eingereicht, in der er vierzig Vorschläge machte, die das Bundesbudget entlasten könnten. Möglicherweise werden bürgerliche Politiker diese Vorschläge vor der nächsten Budgetdebatte wieder aus dem Archiv holen. Sie würden dem Finanzpolitiker Rolf Schweiger damit ein angemessenes Andenken wahren.