Mittwoch, Februar 5

In neuer taktischer Ausrichtung und ohne Xherdan Shaqiri in der Startformation lanciert die Schweiz das EM-Jahr. Beim Unentschieden gegen Dänemark fehlt es der solidarischen Nationalmannschaft in der Offensive an Durchschlagskraft.

Am Tag vor dem Schweizer Testspiel in Dänemark hatte Murat Yakin gesagt, das Resultat sei zweitrangig, einerseits, und andererseits gehe es halt schon darum, ein gutes Gefühl für die EM im Sommer zu bekommen und Selbstvertrauen zu sammeln.

Der Nationaltrainer klang in seiner Kommunikation ein bisschen unentschlossen, wie es seine Art sein kann. Aber er hat sich nach dem ungenügenden Länderspieljahr 2023 zusammen mit seinem neuen Assistenten Giorgio Contini einige Gedanken gemacht, mit welchen taktischen Veränderungen das Schweizer Team wieder mehr Gefährlichkeit und Spielfreude, Flexibilität und Solidarität ausstrahlen könnte.

Herausgekommen ist zumindest am Samstagabend in Kopenhagen beim 0:0 gegen Dänemark ein recht variables 3-5-2-System. Xherdan Shaqiris jahrelange Positionen im Nationalteam am rechten Flügel oder als Spielmacher gibt es darin nicht, als zweiter Stürmer leicht hinter Noah Okafor erhielt Ruben Vargas den Vorzug vor Shaqiri.

Und links im Aufbau haben sich Yakin und Contini etwas ausgedacht, was durchaus als mutig bezeichnet werden darf. Dan Ndoye, der auf genau dieser Position in seiner Karriere laut einschlägigen Internetportalen noch nie zum Einsatz gekommen ist, sollte seine Geschwindigkeit im linken Couloir ausspielen. Abgesichert von Ricardo Rodriguez und ausgeglichen durch die deutlich weniger offensive Besetzung der rechten Seite mit Silvan Widmer.

Schär und Ndoye mit guten Aktionen

Wie erwartet durfte der Captain Granit Xhaka in seiner bevorzugten Rolle als Quarterback alleine vor der Abwehr spielen, unterstützt auf den Halbpositionen im zentralen Mittelfeld durch Remo Freuler und den agilen Denis Zakaria. Und in der Abwehr stellte Fabian Schär unter Beweis, dass es gemeinsam mit Manuel Akanji nach einigen wackligen Auftritten eben doch klappen kann.

Es dauerte zehn Minuten, bis die Schweizer erstmals demonstrierten, wie es in diesem System und mit diesen Fussballern in der Vorwärtsbewegung gehen könnte. Fabian Schär schlug einen jener zentimetergenauen 50-Meter-Pässe, wie nur er sie im Nationalteam schlagen kann, auf Ndoye, der viel Platz vorfand und mit seiner Flanke den Ansatz von Gefahr heraufbeschwor. In der ersten Halbzeit lief gegen bissige, robuste Dänen allerdings sehr wenig nach vorne, wobei Ndoye der mit Abstand auffälligste Spieler war. In der Rückwärtsbewegung wusste er dagegen – nicht total überraschend – weniger zu überzeugen.

Mvogos starke Parade gegen Eriksen

Weil die Schweizer insgesamt zu wenig demonstrierten, wie in diesem System und mit diesen Fussballern in der Vorwärtsbewegung gehen könnte, hinterliessen sie sie einen zwiespältigen Eindruck. Sie waren diszipliniert und organisiert, aber nicht besonders zielstrebig und schon gar nicht entschlossen. Das galt vor allem für den blassen Okafor.

Der Torhüter Yann Sommer wiederum musste noch vor der Pause mit starken Schmerzen am rechten Fuss ausgewechselt werden, und weil Gregor Kobel angeschlagen aus dem Trainingscamp im spanischen La Manga abgereist war, erhielt Yvon Mvogo eine Spielgelegenheit. Mvogo parierte nach einer Stunde einen Freistoss von Christian Eriksen exzellent, musste sich gegen das wenig kreative Dänemark sonst aber kaum auszeichnen.

Nach dem Seitenwechsel hatten die Schweizer das unspektakuläre Geschehen weitgehend unter Kontrolle, blieben aber harmlos und liessen in aussichtsreichen Situationen immer noch die Präzision vermissen. In der Schlussphase kam Shaqiri für Vargas – und doch noch zu seinem 120. Länderspiel. Als Stürmer und in einer zentralen Rolle, für die ihn Yakin und Contini vorgesehen haben.

Es ist eine von mehreren interessanten Anpassungen, die den Schweizern beim 0:0 auswärts gegen den EM-Halbfinalisten Dänemark zumindest ein besseres Gefühl gaben als im tristen Herbst 2023. Und am Dienstag können sie im Testspiel in Irland mit einem Sieg auch noch Selbstvertrauen sammeln.

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