Mittwoch, Oktober 2

Die SBB bauen in Oerlikon ab 2027 ein weiteres Hochhaus. Derweil verzögert sich die Sanierung des legendären Swissôtel.

Während Jahrzehnten galt Oerlikon als Paradebeispiel für ein mondänes und geschäftiges Zürcher Viertel. Denn Oerlikon hatte die Industrie, das Hallenstadion, das Sechstagerennen, das Messezentrum und das legendäre Hochhaus gegenüber vom Bahnhof. Wer nach Oerlikon kam, kam in eine kleine Metropole.

Doch dann wanderte die Industrie langsam ab, das Sechstagerennen wurde eingestellt, und die Messe verlor spätestens während der Corona-Pandemie stark an Bedeutung. Das in Swissôtel umbenannte Hotel International geriet in die Jahre und verwandelte sich schliesslich in eine einzige gigantische Baustelle. Am Anfang des 21. Jahrhunderts verfiel Oerlikons Ausstrahlung in ein Zwischentief.

Seit 2018 geht es wieder bergauf. In jenem Jahr brachte der Andreasturm der Stararchitekten Gigon/Guyer einen Hauch des Business-Charmes zurück. Der in diesem Jahr fertiggestellte Franklinturm tut das Seine für die kühle Grossstadt-Atmosphäre. Und bald wird es davon noch mehr geben – das Quartier um den Bahnhof könnte seine einstige Strahlkraft also demnächst wiedererlangen.

Auf dem 3200 Quadratmeter grossen Spickel zwischen den Geleisen, der Hofwiesenstrasse und der Regensbergbrücke planen die SBB ein 40 Meter hohes Geschäftshaus mit acht Geschossen. Am Donnerstagabend wurde der Öffentlichkeit das Projekt präsentiert, das als Sieger aus dem Architekturwettbewerb hervorgegangen war.

Das Bahnhofsquartier vergrössert sich

Dass das Projekt nach der Band Led Zeppelin benannt ist, die zur gleichen Zeit ihre grössten Erfolge feierte, da Oerlikon seinen letzten grossen Aufschwung erlebte, mag Zufall sein oder ein kleiner Scherz der Architekten von Studio Esch Rickenbacher Architektur (vormals Esch Sintzel).

Jedenfalls erinnert das Gebäude eher an ein Segelschiff als an ein Fluggerät. Es besteht aus drei aneinandergeschmiegten Scheiben, die über einem massiven Gebäudesockel schweben und in die Hofwiesenstrasse ebenso wie ins Gleisfeld hineinragen. Getragen werden diese Scheiben von einer leichten Konstruktion aus Holz, die auch im Innern des Gebäudes zu sehen sein wird.

Mit seiner schlanken Form unterschied sich der Sieger-Entwurf deutlich von anderen eingereichten Projekten. Diese orientierten sich oft und teilweise auffallend deutlich am Andreasturm, der aus zwei in unterschiedliche Richtungen weisenden Quadern aufgebaut ist. Eine solche Bezugnahme war vonseiten der Bundesbahnen offenbar nicht gewünscht.

Überraschend ist dabei, dass sich auch der Entwurf von Gigon/Guyer nicht durchsetzen konnte, obwohl er sich ebenfalls recht deutlich vom Andreasturm und vom Franklinturm absetzte.

Von der selbstbewussten Gestalt der neuen Baute verspricht sich die Jury in ihrem Urteil eine gute Verbindung zwischen dem lebendigen Stadtgefüge und der technischen Bahninfrastruktur. Der Entwurf stehe harmonisch zwischen der ansteigenden Strasse, der Brücke und den Gleisanlagen, heisst es sinngemäss in einer Mitteilung der SBB.

Eine weitere Verbindung schafft das Gebäude zwischen dem Wohnquartier südlich der Regensbergbrücke und dem Bahnhofsviertel nördlich der Brücke. Der zentrale Zugang zum Hochhaus Regensbergbrücke wird zur Strassenkreuzung unmittelbar vor der Brücke ausgerichtet sein. Dort befinden sich auch die Tramhaltestelle und ein zehngeschossiges Wohnhaus.

So gestaltet sich der Übergang zwischen dem weltläufigen Hochhausquartier und den grünen Wohnzeilen rund um das Freibad Allenmoos künftig hoffentlich weniger abrupt als bisher.

Baubeginn ist voraussichtlich 2027.

Verbindungen: Das Hochhaus Regensbergbrücke schafft Bezüge zwischen Gleis und Stadt, aber auch zwischen Bahnhofs- und Wohnquartier.

Renovation des einstigen Swissôtel dauert länger

Etwas früher, nämlich bereits 2025, sollten die Sanierungsarbeiten im einstigen Swissôtel abgeschlossen sein. Der 85 Meter hohe Turm gehörte dem Immobilienfonds der Credit Suisse, der seinerseits nun zur UBS gehört. Seit Frühling 2022 wird das Gebäude für insgesamt 121 Millionen Franken rundum erneuert.

Geplant ist ein neues Hotel, das aber viel kleiner ist als das alte. In den oberen Geschossen entstehen 120 Wohnungen. Das Erdgeschoss soll ein Restaurant, Konferenzsäle und Geschäfte beherbergen. Oben auf dem Gebäudesockel soll eine öffentlich zugängliche Terrasse entstehen.

Das Swissôtel war bis zur Corona-Pandemie eines der grössten auf dem Zürcher Stadtgebiet. Es ging dort während langer Jahre ein Publikum ein und aus, das auf der Höhe der Zeit logieren wollte.

1972 wurde der Koloss aus 22 700 Kubikmetern Beton und über 3000 Tonnen Armierungseisen eröffnet. Der Turm verfügte über 693 Betten in 348 Hotelzimmern und hatte ein Schwimmbad auf dem Dach. Ab 1980 gehörte das Hotel der Swissair und wurde deshalb in Swissôtel umbenannt.

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