Dienstag, Oktober 15

Über einen missglückten Team-Event und ein Nachspiel, das für den Organisator glimpflich ausgeht.

Der interne Teamanlass des Werbevermarkters Goldbach sorgte für unfreiwillige Aufmerksamkeit. Newsportale und Zeitungen weltweit berichteten im Juni 2022 über einen schiefgegangenen Lauf auf heissen Kohlen am Zürichsee.

Rund dreissig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zogen sich beim Feuerlauf auf der Halbinsel Au zum Teil schwere Verbrennungen zu. Dreizehn Personen mussten ins Spital gebracht werden.

Danach fragten sich alle: Wie konnte das nur passieren? Und: Hat der Veranstalter sich strafbar verhalten? Mehrere Teilnehmer des Anlasses reichten Strafanzeige ein, Polizei und Staatsanwaltschaft nahmen Ermittlungen auf.

Betroffene Mitarbeiter ziehen Strafanträge zurück

Die Goldbach-Gruppe hatte an jenem Sommertag alle Verkäuferinnen und Verkäufer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz beim Landgasthof auf der Halbinsel Au versammelt. 150 Personen waren vor Ort, etwa die Hälfte nahm am freiwilligen Feuerlauf des externen Anbieters teil.

Der Veranstalter nannte es «Hot Feet». Dabei lerne das Team, Angst zu überwinden, hielt er auf seiner Website fest. Das Team erfahre so, dass gemeinsam fast alles möglich sei. Das Ergebnis seien Mut, Selbstverantwortung und eine unglaubliche Offenheit für alles Neue.

Nun, über zwei Jahre nach dem Vorfall, zeigt sich: Strafrechtlich wird der Feuerlauf keine Konsequenzen haben. Die Zürcher Staatsanwaltschaft hat das Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung Ende August eingestellt. In der inzwischen rechtskräftig gewordenen Einstellungsverfügung hält die Staatsanwaltschaft fest, die Voraussetzungen für das Fortführen der Untersuchung fehlten. Dies, weil die Geschädigten ihre Strafanträge gegen den Anbieter des Events zurückgezogen haben.

Laut der Zürcher Staatsanwaltschaft haben sich die Parteien auf eine einvernehmliche Lösung geeinigt. Das bestätigt auch die Goldbach Group. Iris Blättler, die Sprecherin des Unternehmens, sagt auf Anfrage, die Strafanträge seien vollumfänglich zurückgezogen worden. Im Gegenzug habe sich der Veranstalter dazu verpflichtet, einen finanziellen Beitrag an Brandopfer des Zürcher Kinderspitals zu spenden. Zudem habe er sich bereit erklärt, sich bei den Geschädigten für die Geschehnisse zu entschuldigen.

Der Organisator des Feuerlaufs will sich nicht mehr zur Angelegenheit äussern.

Kurz nach dem Vorfall sah er noch keine Schuld bei sich. Gegenüber dem «Blick» sagte er, er habe nichts falsch gemacht. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer seien vor dem Anlass technisch und mental auf den Lauf vorbereitet worden. Zudem sei das Tempo vorgegeben worden, um Verbrennungen zu vermeiden. Doch nicht alle hätten sich an die Instruktionen gehalten. Die Coachs vor Ort hätten mehrmals eingreifen und korrigieren müssen. Einige Personen seien – entgegen den Vorgaben – über die glühenden Kohlen gehüpft.

Nach dem Vorfall wurde allerdings Kritik am Vorgehen des Anbieters laut – von Konkurrenten. Der Feuerlauf-Coach Otto Gerber sagte gegenüber der NZZ, noch nie zuvor habe er von so vielen Verletzten gehört. So etwas dürfe nicht geschehen. Da müsse viel falsch gelaufen sein.

«Die dümmste Idee aller Zeiten»

Betroffene Mitarbeiter sprachen nach dem Feuerlauf von starken Schmerzen und Brandblasen an den Füssen. Eine betroffene Mitarbeiterin teilte später auf Instagram eine Video-«Story» des Anlasses. «So hat es begonnen», schrieb sie und zeigte die brennenden Holztürme. «Und so hat es geendet»: Zu sehen sind Personen, die auf einem Parcours über die glühenden Kohlen gehen, dazwischen sind Matten ausgelegt.

Ein Leiter ruft den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Anweisungen zu und ruft «Vorsicht!». Daraufhin zeigt die junge Frau im Film die Brandblasen, die sie sich an den Füssen zugezogen hat. In der Überschrift stand: «Die dümmste Idee aller Zeiten».

Zu den Teilnehmern zählte auch der CEO der Goldbach Group. Dieser zog sich beim Gang über die heissen Kohlen ebenfalls Blasen an den Füssen zu. Gegenüber den Tamedia-Zeitungen sagte er nach dem Vorfall: «Als wir merkten, dass etwas nicht stimmt, riefen wir sofort Polizei und Sanität.»

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sich inzwischen alle von den Folgen des missglückten Feuerlaufs erholt. «Erfreulicherweise sind keine Langzeit- oder Folgeschäden bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entstanden», sagt die Goldbach-Sprecherin Iris Blättler.

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