Gibt es den geborenen Schwerverbrecher? Liegt Straffälligkeit gar in den Genen? Von der Suche des Hirnforschers James Fallon nach dem Ursprung des Bösen.
James Fallon ist ein ausserordentlich charmanter Mann. Träfe man ihn an einem Samstagnachmittag zu einem Schwatz auf einer Parkbank, so würde man ihn wohl ziemlich schnell sehr interessant finden: Er ist Hirnforscher und unterrichtet seit Jahrzehnten Medizinstudenten und Ärzte an der University of California in Irvine. Er hat an den Ursachen von Parkinson geforscht, das amerikanische Verteidigungsministerium beraten und ist in Fernsehshows aufgetreten. Daneben hat der 74-Jährige eine grosse Familie, einen riesigen Freundeskreis und erzählt eloquent und mit blitzenden Augen von seiner Zeit als junger Barkeeper und seinen Reisen nach Ostafrika.
So viel zum ersten Eindruck. Die, sagen wir, speziellen Eigenheiten seiner Persönlichkeit fallen erst nach intensiverer Bekanntschaft auf. Oder er kürzt den Weg ab und sagt es gleich geraderaus: «Ich habe das Gehirn eines Serienmörders.»
James Fallon hat eine aussergewöhnliche Geschichte. Sie ist für ihn persönlich und für seine Familie bemerkenswert, doch sie hat noch eine andere Ebene. Sie sagt viel über den Stand der Wissenschaft aus, wenn es um grundlegende Fragen geht: Gibt es den geborenen Schwerverbrecher? Existiert das Böse im Kopf der Täter als festgelegte Struktur? Liegt Straffälligkeit gar in den Genen?
Wäre dies eindeutig der Fall, liessen sich vielleicht Morde besser aufklären, man könnte womöglich eine kriminelle Karriere mit einem Hirnscan nicht nur voraussagen, vielleicht fände sich in der Zukunft sogar ein Mittel dagegen. Und diese Erkenntnis würde das Strafrecht natürlich nachhaltig verändern: Denn wie kann jemand bestraft werden für etwas Biologisches, für das er gar nichts kann?
Er glaubte an die Allmacht der Gene
Dass alles letztlich körperlich ist, davon war James Fallon lange absolut überzeugt. «Ich war ein mechanistischer Wissenschafter und glaubte an die Allmacht der Gene», sagt er. Als Forscher wollte er ergründen, wie das Gehirn entscheidet, wer wir sind. Ob jemand depressiv wird, gerne im Mittelpunkt steht oder ein Choleriker ist, hing in seiner Vorstellung davon ab, wie die Hirnchemie und -biologie eines Menschen austariert ist und welche Gene jemand von seinen Eltern geerbt hat. Ob ein Mensch in einem liebevollen Umfeld aufgewachsen ist oder als Kind Gewalt erlebte – das schien unwichtig.
Mit dieser inneren Haltung stand Fallon Mitte der 1990er Jahre hauptsächlich im Labor und betrieb Grundlagenforschung an Rattenhirnen. Dann rief ihn ein Kollege aus der Psychiatrie an und fragte, ob Fallon behilflich sein könne. Eine Anwaltskanzlei vertrete einen Straftäter, der gleich mehrere Menschen umgebracht hatte, und wünsche eine psychiatrische Untersuchung des Klienten. Die Anwälte hätten die Hoffnung, dass der Häftling vielleicht so grosse Schädigungen im Gehirn habe, dass man ihn für unzurechnungsfähig erklären könne – so entkäme er der Todesstrafe. «Wir haben einen Hirnscan gemacht, um zu sehen, ob etwas nicht stimmt. Kannst du dir den mal ansehen?» Fallon sagte zu.
Fallon bekam die Aufnahme, die mit dem Positronen-Emissions-Tomographen der Universität gemacht wurde. Eine sogenannte PET-Aufnahme kann die Funktion von Organen und Geweben bis auf Sandkorngrösse darstellen. Bevor der Patient in das grosse Gerät geschoben wird, injizieren ihm Ärzte harmlose radioaktive Moleküle. Detektoren registrieren deren freigesetzte Energie. Der PET-Scanner errechnet daraus ein dreidimensionales Bild des Gehirns, auf dem die Hirnaktivität sichtbar wird – und so das Denken und Fühlen des Häftlings. Farben zeigen an, wie aktiv einzelne Hirnregionen sind: Je dunkler eine Region angezeigt wird, desto inaktiver ist dort das Gehirn.
Ob jemand impulsiv oder empathisch ist, sieht man am Gehirn
«Ich bemerkte bei diesem ersten Häftling dunkle Bereiche im orbitalen Cortex und um die Amygdala herum – deutlich dunkler im Vergleich zu einem durchschnittlichen Gehirn. Dies sind Bereiche, die für die Selbstkontrolle und die Verhaltenssteuerung zuständig sind», sagt Fallon. Eine Person mit dieser Hirnbiologie war wahrscheinlich sehr impulsiv. «Das teilte ich dem Kollegen mit, die Anwälte erklärten dem Richter, dass der Mandant sein Verhalten aus biologischen Gründen nicht im Griff habe, und er landete nicht im Todestrakt.»
Dieses Vorgehen war für die Anwälte von schwer gewalttätigen Straftätern also erfolgversprechend – und so bekam Fallon in den folgenden Jahrzehnten die Hirnscans von mehr als vierzig weiteren Mördern zu sehen, die allerdings anonymisiert waren. Erst später erfuhr er, dass zum Beispiel Joel Rifkin, auch bekannt als Joel The Ripper, unter ihnen war.
Dieser hatte in den 1980er und 1990er Jahren mindestens acht Prostituierte stranguliert, zerstückelt und ihre Körperteile in Eimern verstaut, die er daraufhin mit Beton füllte und in den New Yorker East River warf. Und die PET-Scans seines Gehirns waren tatsächlich aussagekräftig: «Dieser Mensch konnte sehr wahrscheinlich kaum Empathie empfinden, ausserdem waren wichtige Bereiche des Gehirns, die für Sprache zuständig sind, unterentwickelt», erklärt Fallon im Videotelefonat gegenüber der NZZ. Der Hirnscan bildete die Realität gut ab: Rifkin war ein Stotterer.
Die Hirnstrukturen von Serienkillern ähneln sich
Danach machte Fallon immer mehr Blindanalysen. Er deckte die Namen auf den Gehirnscans von Schwerverbrechern ab und mischte die Bilder mit Scans von gesunden Menschen. Dennoch konnte er die Grundmuster der aktiven Hirnschaltkreise blind verschiedenen Menschengruppen zuordnen – sogar zwei verschiedenen Mördergruppen. «Als ich die Kleber von den Namen abzog und die Diagnosen lesen konnte, staunte ich immer wieder Bauklötze: Ich sah Gesetzmässigkeiten.»
Die Gehirnstrukturen von bestimmten Gewaltverbrechern ähnelten sich. Insbesondere Straftäter, denen Psychiater eine Psychopathie – eine schwere Form der antisozialen Persönlichkeitsstörung – bescheinigt hatten, besassen ähnliche Gehirne. Im emotionalen Cortex, in dem die Gefühlsregulation stattfindet, sind bei diesen Menschen einige Bereiche auffallend inaktiv. «Hirnareale, die für Einfühlungsvermögen, moralische Urteilskraft und Angst zuständig sind, sind schlechter durchblutet», sagt Fallon. «Sie empfinden keinen emotionalen Stress und können die Gefühle anderer nicht nachvollziehen, deshalb können manche morden, ohne mit der Wimper zu zucken.»
Diese Entdeckung machte Fallon euphorisch: «Ich hatte einen Splitter des heiligen Grals zum Verständnis von abartigem, raubtierhaftem Verhalten beim Menschen gefunden.» Wissenschafter aus aller Welt luden Fallon zu Konferenzen und Vorträgen ein. Er tauschte sich mit dem britischen Psychologen Adrian Raine aus, der ganz ähnliche Muster bei Straftätern entdeckt hatte. Das alles passte für Fallon wunderbar ins Bild: Die Gene und die Hirnstruktur bestimmen, wie ein Mensch ist.
Fallon kommt sich selbst auf die Schliche
So weit, so geruhsam. Doch dann geschah etwas Unerwartetes, als Fallon sich in seiner Forschung längst anderen Themen zugewandt hatte. Er wollte gerade herausfinden, ob schon frühzeitig in den Gehirnstrukturen sichtbar ist, ob jemand Alzheimer bekommen wird. Er hatte acht Hirn-Scans von gesunden Menschen unter die von Alzheimer-Kranken gemischt, auch sein eigener war darunter. Die Bilder waren anonymisiert, aber mit Zahlencodes versehen. Ein Scan erstaunte ihn: Es war nichts von einer Alzheimer-Demenz zu erkennen, aber das Gehirn erinnerte ihn auffällig an jene der Gewalttäter. Die typische Inaktivität im emotionalen Cortex war zu sehen. «Der sollte nicht frei herumlaufen», dachte er und glaubte an ein Versehen oder an einen Streich seiner Kollegen.
Neugierig geworden, suchte er nach der Liste mit den Zahlencodes, die irgendwo zwischen Papieren auf seinem Schreibtisch lag. Er las den Namen hinter dem Code. «Ich war wie vom Donner gerührt. Dann dachte ich: echt witzig.» Es war sein eigener Hirnscan. Wenn man jahrelang nach Mustern in Gehirnen von Straftätern sucht und dann selbst in dieses Muster fällt, entbehrt das nicht der Ironie. «Hätte ich auch nur eine Sekunde in Erwägung gezogen, dass ich selbst ein Psychopath sein könnte, wäre ich wohl ernüchtert gewesen. Aber das tat ich nicht.» Das Einzige, was er dachte, war: «Mist, meine Theorie ist falsch.» Es brauchte eine Weile, bis Fallon ins Nachdenken kam. Und seine Familie befragte.
Seine Frau Diane, mit der er seit Jahrzehnten zusammenlebt und drei Kinder hat, sagte: «Du hast mir nie ein Haar gekrümmt.» Sie war allerdings nicht überrascht und erinnerte ihn an egoistische Charakterzüge: Bei der Geburt seiner Kinder war er erst einmal ein paar Tage feiern gegangen und ward im Krankenhaus nicht mehr gesehen. Darüber, wie es seiner Frau oder dem Neugeborenen ging, hatte er sich keine Gedanken gemacht. Er selbst war sich zwar immer normal vorgekommen. Seine Familie sehe das aber anders. Er gelte als egoistisch, beeindruckend angstfrei und manipulativ. Seinem Bruder ist die Geschichte im Gedächtnis geblieben, als Fallon ihn auf einer Reise in Kenya zu einer bestimmten Höhle führte und dort mit ihm übernachtete. Dass kurz zuvor ein Mensch an dem gefährlichen Marburg-Virus – aus allen Körperöffnungen blutend – gestorben war, nachdem er sich in genau dieser Höhle bei den Fledermäusen angesteckt hatte – das wusste James Fallon. Es war ihm egal.
Ein manipulativer, angstfreier Charakter
«Mir wurde klar, dass ich in vielen Fällen tatsächlich gerne andere manipuliere wegen meiner persönlichen Abenteuerlust und Vergnügungssucht. Ich bin ständig auf der Suche nach etwas Spannendem.» Es ist eine bekannte Eigenschaft von Psychopathen, dass sie ein hohes Stimulationsbedürfnis haben, immer auf der Suche nach Kicks sind, ohne Rücksicht auf andere.
«Ich nehme häufig keine emotionale Verbindung zu anderen auf. Ich verstehe auch nicht, wie mein Verhalten auf sie wirkt», sagt Fallon. Seine Kinder liebe und achte er. Aber er betrachte sie eher als Freunde, die er amüsant finde. «Ich vergesse oft fast, dass sie meine Kinder sind und dass ich ihnen gegenüber wohl anders empfinden sollte, väterlich.»
Wenn Fallon Zeuge von Unfällen wird, erstarrt er nicht in Entsetzen wie die meisten Menschen. An eine Geschichte aus den 1970er Jahren erinnert er sich besonders gut: Ein Auto kam im Schneegestöber vor ihm von der Strasse ab und prallte frontal gegen einen Baum. «Ich sprang aus dem Auto und rannte aufgeregt die Böschung hinunter.» Ein älterer Herr lag mit zerschmetterter Brust im Sterben. «Er röchelte mir gurgelnd Blut ins Gesicht, aber ich hielt ihn zwanzig Minuten am Leben, bis die Polizei kam. Sie mussten mich an den Beinen aus dem Wagen ziehen.» Fallon tobte, wollte unbedingt weitermachen. Er wollte derjenige sein, der in dieser schlimmen Situation als Held in Erscheinung trat, kraft seiner aussergewöhnlichen Fähigkeiten. Später schmiss er dem Polizeibeamten melodramatisch das blutige Gebiss des alten Mannes auf den Schreibtisch. «Danach fuhr ich zum Feiern, der alte Mann war mir relativ egal. Aber die Sache hatte mir einen Kick gegeben, es hat Spass gemacht.» Derlei Begebenheiten kramt der Hirnforscher zuhauf aus seinem Gedächtnis, die er auch in seinem Buch «The Psychopath Inside» eingehend beschreibt.
Blutige Familiengeschichte
Nach dieser Bestandsaufnahme kam Fallon ins Grübeln: Vielleicht hatten seine Hirnstrukturen doch Einfluss auf sein Verhalten? Was, wenn er tatsächlich ein Psychopath war? Doch wie konnte das sein, schliesslich war er nie kriminell geworden. Im Gegenteil, er hatte eine steile Karriere als Wissenschafter hingelegt, er hatte der Gesellschaft genutzt.
Einen weiteren Gedankenanstoss gab ein Cousin, der Ahnenforschung betrieb. Er hatte ein Buch geschrieben über die auffällige Blutrünstigkeit der Fallonschen Vorfahren: Einer hatte seine Mutter grausam ermordet, die bekannte Axtmörderin Lizzie Borden war eine Cousine. Die Familie väterlicherseits strotze vor Mördern und Mordverdächtigen, sagt Fallon.
Trotz den Gemeinsamkeiten in der Hirnstruktur hat die Wissenschaft noch keine Gene identifiziert, die direkt mit Psychopathie in Zusammenhang stehen. Die Aussage, eine bestimmte Genvariante könne eine Krankheit verursachen, ist ohnehin viel zu einfach und in den meisten Fällen schlicht falsch. Doch einen bekannten Zusammenhang zwischen Genen und Gewalt gibt es: Trägt ein Mensch eine Variante des sogenannten MAOA-Gens, so hat er mit grösserer Wahrscheinlichkeit eine hohe Gewaltbereitschaft. Das MAOA-Gen steuert die Aktivität eines bestimmten Enzyms, welches wiederum Botenstoffe wie Serotonin im Gehirn abbaut, nachdem diese ihre Aufgabe erfüllt haben. Trägt ein Mensch eine besonders inaktive Variante des Gens, kann es zu einem Überschuss von Serotonin im Gehirn kommen, was Aggressionen begünstigt.
Von seiner gewalttätigen Ahnenreihe neugierig geworden, schickte James Fallon seine DNA zu Kollegen, die sie analysierten. Und tatsächlich: Er und fast alle seiner Familienmitglieder sind Träger der inaktiveren MAOA-Variante, die auch Krieger-Gen genannt wird. «Jetzt begann ich mich wirklich zu fragen: Ich habe das Gehirn eines Serienmörders und die Gene eines Kriegers. Warum bin ich zwar schon in der Kindheit etwas verhaltensauffällig, aber nicht kriminell geworden?» Damit kein falsches Bild entsteht: Emotional berührt von den Ergebnissen war er nicht besonders.
Liebe in der Kindheit ist doch wichtig
Aber nun musste er überlegen, ob all die anderen Wissenschafter, die er zuvor als Spinner abgetan hatte, doch recht hatten: Die Umwelt, wie jemand aufwächst und als Kind behandelt wird, hat eben doch einen gewaltigen Einfluss darauf, wie ein Mensch wird. Fallons Kindheit war überaus glücklich gewesen, mit einer fürsorglichen Mutter und Tanten, Onkeln und vielen Verwandten, die sich intensiv um ihn gekümmert hatten. «Das war wohl mein drittes Standbein, das mich davor bewahrt hat, Bandenchef oder Mafiaboss zu werden», sagt Fallon. Er war schwer beeindruckt: Seine ganz persönliche Geschichte hatte ihn dazu gebracht, seine Überzeugungen als Wissenschafter grundlegend zu überdenken.
So erstaunlich die Geschichte von Fallon scheinen mag: Andreas Mokros überrascht sie nicht. Der Professor für Psychologie und Experte in Sachen Psychopathie und Gewalttäter sagt: «Wir wissen aus der Erfahrung, dass ein hoher Prozentsatz von gewalttätigen und psychopathischen Menschen in der Kindheit Vernachlässigungs-, Missbrauchs- oder Traumaerfahrungen gemacht haben.» In einer bekannten Befragung von 35 amerikanischen Strafgefangenen waren es mehr als 70 Prozent gewesen.
Die Gene funktionieren demnach wie ein Code. Verschiedene Stellen des Codes müssen aber durch äussere Einflüsse aktiviert werden. Was die Mutter in der Schwangerschaft isst, ob sie Alkohol trinkt, welche Erfahrungen das Kleinkind in den ersten Lebensjahren macht: All diese Dinge können letztlich die Gehirnaktivität beeinflussen.
Mokros blickt etwas skeptisch auf Fallons Geschichte. «Es entsteht der Eindruck, wir hätten eine Art neuronale Signatur im Gehirn, an der man zweifelsfrei erkennen kann, ob jemand Psychopath ist und das Zeug zum Serienkiller hat. So einfach ist es aber nicht.» Es ist zwar tatsächlich statistisch nachweisbar, dass es bei Gruppen von psychopathischen Menschen die speziellen Auffälligkeiten im Gehirn gibt. «Aber das ist nicht spezifisch. Das kann im Einzelfall völlig unterschiedlich sein.» Nicht jeder psychopathische Serienkiller hat also inaktive Bereiche in seinem emotionalen Cortex. Und umgekehrt gibt es eben auch Menschen, die sie haben – aber dennoch normale Leben führen.
Zu erfolgreich, um Psychopath zu sein
Mokros bezweifelt auch, dass Fallon eine hohe Punktzahl als Psychopath erreichen würde. Mit der sogenannten O’Hare-Checkliste testen Psychiater, ob Menschen die Kriterien der Persönlichkeitsstörung erfüllen. Fallon sagt, er sei im Bereich Mitte zwanzig. Wer 30 Punkte erreicht, gilt zweifelsfrei als Psychopath. Mokros hat selbst viele Psychopathen begutachtet. «Fallon hat eine erfolgreiche Karriere, lebt seit Jahrzehnten mit seiner Frau zusammen. Dafür muss man eine stabile Leistung und das Durchhaltevermögen mitbringen, an langfristigen Zielen zu arbeiten. Ein echter Psychopath schafft das mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht», betont Mokros. Aber diese Psychopathen-Geschichte bringe sicherlich viel Aufmerksamkeit, fügt er trocken hinzu.
Trotzdem sind Hirnscans und Genanalysen gute wissenschaftliche Verfahren, um das Phänomen einer extremen Gewaltneigung besser erklären zu können. Die wissenschaftlichen Mittel verbessern sich immer weiter. «Wir können heute sogenannte genomweite Assoziationsstudien durchführen, um bestimmte Gene zu finden, die vielleicht mit Psychopathie oder anderen Persönlichkeitsstörungen zusammenhängen.» Bei Schizophrenie sei so ein Durchbruch gelungen: Hier sind bestimmte Gene gefunden worden, die direkt mit der Krankheit in Verbindung stehen. Auch bei der Psychopathie sei es im Grunde nur eine Frage der Zeit, so Mokros.
Vielleicht wird man dann tatsächlich über einen Vorschlag diskutieren, für den James Fallon plädiert: In der Zukunft könne man bei allen Kindern bei der Geburt Genanalysen machen. So könne man herausfinden, welche Kinder besonders schutzbedürftig seien und besonderer Förderung bedürften, so dass sie trotz eindeutiger genetischer Anlage nicht zu Psychopathen heranwüchsen.
Derweil geniesst Fallon seinen Ruf als Psychopath: Vor kurzem hatte er einen Gastauftritt in der amerikanische Unterhaltungsserie «CSI: Miami». Natürlich hat er mit seinem Charme das ganze Set bestens unterhalten.