Mittwoch, März 12

Die Altlasten der ehemaligen Chemiefabrik in Uetikon beschäftigen Kanton und Gemeinde bis heute.

Eines der attraktivsten Grundstücke in der Goldküstengemeinde Uetikon ist eine ehemalige Müllhalde mit Seezugang. Um Land für die Chemische Fabrik zu gewinnen, wurde bis Mitte des 20. Jahrhunderts das Ufer des Zürichsees aufgeschüttet – mit Bau- und Produktionsabfällen sowie Aushubmaterial.

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Die Sünden aus früheren Jahrzehnten sind für die Gemeinde und den Kanton wortwörtlich eine Altlast, bis heute. Sie planen auf dem knapp 66 000 Quadratmeter grossen Areal Wohnungen, ein Gymnasium, Gewerberäume und einen öffentlichen Park. Für das Dorf ist das Projekt ein Gewinn, denn das Gelände der ehemaligen Fabrik nimmt fast das ganze Ufer auf Gemeindegebiet ein.

Um das Grundstück nutzen zu können, sind allerdings Sanierungen nötig, denn sowohl an Land als auch in den Sedimenten im See lagern Schadstoffe: In Untersuchungen wurden Partikel von Blei, Zink oder Arsen und sogar uranhaltige Teilchen festgestellt.

Doch das Projekt des Kantons – er ist als «Eigentümerin» des Sees verantwortlich für die Bauarbeiten – verlief nicht ohne Zwischentöne. Grund dafür ist ein plötzlicher Kurswechsel bei der Sanierung des Seegrunds.

Im Frühling 2022 begann das kantonale Amt für Abfall, Wasser und Energie (Awel), belastetes Material vom Grund des Zürichsees abzutragen – um dann überraschend ein Jahr später zu verkünden, nur einen Teil der Sedimente aus dem See entfernen zu wollen. Rund 9800 Kubikmeter belasteter Seegrund sollen im See bleiben.

Das Awel erklärte die Planänderung damit, dass die Schadstoffe im Uferbereich viel tiefer lagerten als angenommen. In unmittelbarer Nähe des Ufers seien problematische Ablagerungen in bis zu sieben Metern Tiefe entdeckt worden, und dort ist auch die Schadstoffkonzentration am grössten.

Damit das belastete Material nicht an die Oberfläche gelangt, sollten die betroffene Fläche mit 60 000 Tonnen eines sauberen Sand-Kies-Gemischs überschüttet werden.

In Uetikon allerdings regte sich Widerstand gegen die Pläne. Die «Lobby für Uetikon» – ein Verein, der von der Mitte, der SP, den Grünen und der AL mitgetragen wird – kritisierte unter anderem die Informationspolitik des Awel und eine «zu kleine Datenbasis».

Zusammen mit elf Privatpersonen rekurrierte der Verein beim Baurekursgericht. Mit Erfolg: Das Gericht befand im Oktober des letzten Jahres, die Baudirektion habe die Verteilung der Schadstoffe unzureichend abgeklärt.

Deshalb muss die Direktion noch einmal über die Bücher. Um zu definieren, welche Sanierungsmethode am besten geeignet ist, wird der Kanton nun ab dem 17. Februar zwei bis drei Wochen lang zusätzliche Sondierbohrungen im See durchführen. Dies hat die Baudirektion jüngst mitgeteilt.

Auch an Land sind umfassende Arbeiten geplant. Auf dem Betriebsareal der Chemischen Fabrik will der Kanton einerseits die Oberfläche abdichten. Er prüft andererseits, ob zum Hang hin eine Drainage möglich ist. Diese soll verhindern, dass etwa Regenwasser durch die belasteten Schichten fliesst und die Schadstoffe in den See auswäscht. Wo gebaut wird, soll zudem das Bodenmaterial ausgehoben werden.

Umgesetzt werden die Sanierungen im Laufe der nächsten Jahre. Verzögerungen bei den Wohnungen oder beim Bau der Kantonsschule soll es keine geben.

Der Kanton betont, dass die Sanierung zwar nötig sei, aber nicht dringlich und keine unmittelbare Gefährdung für das Trinkwasser oder Personen, die im See badeten, bestehe.

Offensichtlich sind die Behörden bei den anstehenden Arbeiten um mehr Transparenz bemüht: In einem viertelstündigen Video informiert die beim Awel zuständige Projektleiterin Bettina Flury über die Pläne des Amts. Und am 24. Februar beantwortet das Awel in Uetikon an einem Informationsanlass Fragen zu den Sanierungen.

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