Die First Lady Kim Keon Hee hat sich wegen eines Luxusgeschenks in die Nesseln gesetzt. Sie bringt damit den Staatschef in Verlegenheit – nicht zum ersten Mal.

Ein aggressiver Nachbar, der zügig sein Atombombenarsenal aufstockt, die stagnierende Wirtschaft und Frauen im Gebärstreik: Südkorea kämpft mit ein paar gröberen Problemen. Aber nichts scheint die politischen Eliten derzeit mehr zu fesseln als eine Affäre, in der eine Handtasche der Marke Christian Dior die Hauptrolle spielt.

Im Mittelpunkt steht die Präsidentengattin Kim Keon Hee. Ein Video zeigt, wie ein Besucher im Büro ihrer Firma auftaucht und eine Tragtasche mit den Worten überreicht, er wolle mit dem Mitbringsel seine Wertschätzung ausdrücken. Zu hören ist noch, wie Kim sagt, man solle doch nicht so teure Geschenke mitbringen. Zurückgewiesen hat sie die edle Tasche aber nicht.

Später bestätigte der Präsidentenpalast: Das Stück befinde sich «zur Lagerung und Verwaltung» in Regierungseigentum. Ob Frau Kim die Tasche erst nach dem Auftauchen des Youtube-Films aushändigte, ist unklar. Die First Lady meidet seit Wochen die Öffentlichkeit.

Operation mit versteckter Kamera

Für die linke Opposition ist die Sache klar: Kim wurde in flagranti bei einem Bestechungsversuch ertappt. Auch in den Reihen des Regierungslagers rumort es; ein aufgebrachter Parlamentarier verglich die Präsidentengattin mit der französischen Königin Marie Antoinette – der verschwenderischen Monarchin, die von der Revolution weggefegt wurde.

Gemäss Gesetz dürfen Südkoreas Staatsrepräsentanten und ihre Gattinnen nur Geschenke bis zu einem Wert von rund 650 Franken annehmen. Die inzwischen behördlich verwahrte Tasche soll 1900 Franken gekostet haben.

Allerdings stellte sich heraus, dass der First Lady absichtlich eine Falle gestellt wurde. Beim Geschenkgeber handelte es sich um einen Pastor, der in seiner Armbanduhr eine Miniaturkamera eingebaut hatte. Die Anhänger von Staatspräsident Yoon Suk Yeol sehen darin eine illegale Spionageaktion, um ihn und seine konservative Partei vor den Parlamentswahlen vom April zu diskreditieren.

Der amerikanisch-koreanische Pastor, der im Gegensatz zu Yoon eine Annäherung an Nordkorea propagiert, rechtfertigte das ungewöhnliche Vorgehen mit einem Anfangsverdacht. Es habe schon früher Hinweise für ungebührliches Verhalten der Geschäftsfrau gegeben. Er habe die einzig ihm zur Verfügung stehende Methode gewählt, um Kim zu überführen.

Das ominöse Video wurde bereits im November 2023 veröffentlicht, vom linksstehenden Newsportal «Voice of Seoul». Aber erst jetzt hat die Affäre in den nationalen Medien eingeschlagen. Einige Zeitungen veröffentlichen umfassende Analysen zum brisanten Fall.

Der Präsident stoppt Untersuchung mit Veto

Südkoreas First Lady erhält nicht zum ersten Mal schlechte Presse. Noch vor dem Amtsantritt Yoons musste sie sich für einen frisierten Lebenslauf entschuldigen, und im Zusammenhang mit ihrer Doktorarbeit wurden Plagiatsvorwürfe laut. Zudem soll sie sich an Aktienkursmanipulationen beteiligt haben.

Das Präsidialamt wies den Vorwurf der Aktienmanipulation zurück. Als das Oppositionslager eine Sonderuntersuchung verlangte, legte Yoon indes sein Veto ein. Unzimperlich wird auch mit parteiinternen Kritikern umgesprungen: Der Chef der konservativen Volkspartei hatte diplomatisch konstatiert, die Taschen-Affäre sei ein Problem. In der Folge drängte ihn der Stabschef des Präsidenten bei einem diskreten Treffen zum Rücktritt. Der Druckversuch wurde öffentlich und brachte das Präsidentenpaar erneut in ein schiefes Licht.

Zur Frau des Staatschefs halten derweil die Tierfreunde. Kim steht beherzt dafür ein, den Konsum von Hundefleisch – in Korea eine Tradition – zu verbieten. Ein entsprechendes Gesetz wurde im Januar verabschiedet. Das Engagement der achtfachen Hunde- und Katzenbesitzerin für das Tierwohl erstreckt sich übrigens auf das Segment Handtaschen. Sie trägt mit Vorliebe vegane Exemplare.

Exit mobile version