Donnerstag, November 14

Offiziell lebt der gefallene Signa-Gründer am Existenzminimum. Tatsächlich kann er aber nach wie vor teure Hobbys wie das Jagen pflegen. Weil sein privates Vermögen in Stiftungen gesichert ist, hat der Konkursverwalter darauf keinen Zugriff.

«Na bumm!», titelte die auflagenstarke «Kronen-Zeitung» am Montag auf ihrer Frontseite lapidar unter dem Foto von vier Männern und einem erlegten Hirsch. Und tatsächlich hat das Bild in Österreich wie eine Bombe eingeschlagen, denn an besagtem Jagdausflug vom September waren zwei landesweit bekannte Personen beteiligt: der Chef der Tiroler Sozialdemokraten Georg Dornauer sowie der Signa-Gründer und Milliarden-Pleitier René Benko.

Vor allem für Dornauer war die Enthüllung verhängnisvoll. Er sprach schon am Montag von einer «fürchterlichen Optik». Der schillernde Vize-Landeshauptmann Tirols ist seit fünf Jahren mit einem Waffenverbot belegt, weil er damals sein geladenes Gewehr bei geöffnetem Fenster in seinem abgestellten Auto hatte liegen lassen. Dornauer bestreitet, geschossen zu haben, was einer der Jagdkollegen bezeugt. Glaubwürdig wirkt das aber nicht, weil ihn das Foto mit an den Hut gestecktem Zweig zeigt – was nach Tradition den Schützen der Beute ausweist.

Benko war bei der Jagd nur Gast

Unter Druck setzte den Sozialdemokraten aber auch das fröhliche Beisammensein mit dem Immobilien-Jongleur Benko, der den grössten Konkurs der österreichischen Nachkriegsgeschichte verursacht hat. Er gilt der Partei als Betrüger und gefallener «Superreicher», den sie auch schon einmal eines «Raubüberfalls auf alle Steuerzahler» bezichtigt hatte.

Die SPÖ drängte Dornauer deshalb zum Rücktritt, dem kam er am Mittwoch merklich widerwillig nach. Er habe kein Gesetz gebrochen, es sei kein Schaden entstanden, und er habe keine Einladung angenommen, so der Politiker. Dennoch erklärte er den Rückzug aus der Landesregierung und von der Spitze der Tiroler SPÖ.

Fragen wirft die Affäre aber auch zu Benko selbst auf. Auf seinen Antrag hin wurde über ihn im vergangenen März die Insolvenz als Einzelunternehmer verhängt, was einem Privatkonkurs gleichkommt, weil er mit seinem ganzen Vermögen haftet. Er hat damit die Verfügungsmacht über dieses verloren und ist theoretisch zu einem Leben am Existenzminimum verpflichtet. Dennoch kann der passionierte Jäger offenbar nach wie vor seinem teuren Hobby frönen.

Die Gruppe ging im Westen der Steiermark auf die Pirsch in einem rund 1300 Hektaren grossen Jagdrevier, das zu den schönsten des Landes zählen soll. Es gehört seit 2020 indirekt der Laura-Privatstiftung, die René Benkos Mutter zugerechnet wird. Sie kaufte das Areal laut Medienberichten für rund 30 Millionen Euro und soll dabei den inzwischen verstorbenen ehemaligen Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz ausgestochen haben.

Benko selbst hat die Stiftung zwar mitgegründet, aber keine Funktion, und er ist auch nicht Begünstigter. Der gescheiterte Immobilien-Tycoon war deshalb bei der Jagd nur Gast. Der für seine Insolvenz als Privatunternehmer zuständige Konkursverwalter Andreas Grabenweger sprach deshalb gegenüber dem ORF-Radio von einer «illustren Runde an eingeladenen Persönlichkeiten».

Der Konkursverwalter hat keinen Zugriff

Die Laura-Stiftung dient ebenso wie die in Liechtenstein domizilierte Ingbe-Stiftung dem Unterhalt von Benkos Familie, und beide sind vermutlich nach wie vor sehr solide finanziert. Sie wurden über Jahre mit den Ausschüttungen und hohen Beraterhonoraren der Signa-Firmen an Benko geäufnet. Auch dessen Fahrzeuge und die prunkvolle Villa nahe Innsbruck, in der René Benko mit seiner Familie lebt, gehören Laura-Gesellschaften. Aus diesem Grund hat der Konkursverwalter darauf auch keinen Zugriff, während persönliche Vermögensgegenstände Benkos wie Uhren durchaus bereits zugunsten der Konkursmasse und damit der Gläubiger verwertet wurden.

Die Privatstiftungen erlauben Benko so weiterhin einen luxuriösen Lebensstil: Die Jagd, der Wohnsitz und die Autos gelten als Zuwendungen ohne Gegenleistung, faktisch sind es also Geschenke seiner Mutter. Beim Konkursantrag gab er an, als Angestellter zweier seiner Firmen monatlich 3700 Euro zu verdienen und seinen Lebensunterhalt dank der Unterstützung seiner Familie zu bestreiten.

Einkommen über dem Existenzminimum von rund 1200 Euro ist für den Konkursverwalter pfändbar. Das würde laut Grabenweger auch für die Zuwendungen gelten, aber nur, wenn Benko auf diese einen rechtlichen Anspruch hätte. Das Vermögen ist in den Privatstiftungen also vorläufig gut abgesichert. Ob es im weiteren Verlauf des Verfahrens gelingt, darauf zugunsten der Gläubiger zuzugreifen, ist fraglich.

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