Freitag, Oktober 18

Der «Schandfleck» der Stadt wurde aufgehübscht. Das neue Gebäude am Busbahnhof ist bereits beschädigt.

Der Platz zwischen Limmatstrasse und Sihlquai beim Zürcher Hauptbahnhof ist immer noch ein Abstellplatz. Eine 7000 Quadratmeter grosse Fläche, mit der die Stadt auch in den kommenden 15 Jahren nichts anderes anzufangen weiss, als sie überdimensionierten Fahrzeugen als Halte- und Wartestation zur Verfügung zu stellen: willkommen auf der «Zürich Bus Station», wie der Carparkplatz mitten in der City offiziell genannt werden will.

Ideen für das Areal gab es viele: Am unteren Ende stand einst das Autonome Jugendzentrum (AJZ), ein Brennpunkt der Jugendunruhen der frühen 1980er Jahre. Das Gebäude zog nicht nur Jugendliche, sondern auch Drogenabhängige und Obdachlose an. Immer wieder kam es zu Scharmützeln mit der Polizei. 1982 wurde das AJZ geschlossen und das Gebäude abgerissen. Mit der frei gewordenen Fläche passierte – nichts. Der Carparkplatz wurde einfach erweitert.

Das Landesmuseum wollte sich hier erweitern. Dann sollten Wohnungen, Büros und Läden gebaut werden. Dann schossen Pläne für ein internationales Kongresszentrum samt Hotels und Restaurants für Gipfeltreffen mit bis zu 3000 Teilnehmern in die Höhe. Auch sie wurden vor Jahren von Stadtregierung und -parlament begraben. Mittlerweile habe die rot-grüne Mehrheit wieder anderes im Sinn, nämlich den Bau gemeinnütziger Wohnungen, so heisst es. Ein bewährtes Mittel, um die eigene Klientel in Zeiten von Wohnungsnot bei Laune zu halten, irgendwann.

Farbtupfer in grauer Tristesse

Aber eben: Das dauert noch. Bis 2039 werden hier weiterhin Reisecars an- und abfahren, danach erst soll der Carparkplatz nach Altstetten verschoben werden. 15 Jahre sind eine lange Zeit, zumal der riesige Platz zwischen vielbefahrenen Strassen nicht eben das ist, was man im Herzen der Limmatstadt erwarten würde. 2019 hielt die NZZ fest: «Der Carparkplatz gilt als Unort, Schandfleck und schlechte Visitenkarte. Die Werbung vom Jungfraujoch und dem Rheinfall (auf Reisebussen) ist das Schönste, was dieser Ort zu bieten hat.»

Immerhin: Ein bisschen was hat sich in der Zwischenzeit getan. Der Parkplatz wurde frisch asphaltiert, einige der 28 Haltestellen bieten erhöhte «Perrons» für Passagiere und Chauffeur, und seit kurzem steht den Carreisenden ein neues Gebäude mit Ticketschaltern, Warteraum und WC zur Verfügung. Kostenpunkt der Bauarbeiten: 5,7 Millionen Franken. Diese Woche hat die erneuerte Anlage ihren Betrieb aufgenommen, wie die Stadt am Donnerstag in einer Medienmitteilung schreibt.

Das grüne Schalter- und Warteraumhäuschen am oberen Ende des Busbahnhofs kann sich sehen lassen: ein kantiger, hochgeschossener Bau aus Holz und Recycling-Beton. Zwei Gemälde der Schaffhauser Künstlerin Anna Meyer – eines auf dem Dach, eines im Warteraum – sorgen für einen willkommenen Farbtupfer in grauer Tristesse.

Die Ticketschalter sind noch nicht besetzt. Hier kann man ab der kommenden Woche von diversen Reiseanbietern Car-Billette kaufen. Manchen Zeitgenossen indes kann es gar nicht schnell genug gehen: Eine Glastür des Warteraums des neuen Gebäudes wurde am Wochenende bereits von Vandalen beschädigt.

Die Ausfahrt ist zu eng für Reisebusse

Ein anderer Mann hat am Donnerstagnachmittag ebenfalls «Eindruck» hinterlassen: Eine der Herrentoiletten wurde mutwillig verstopft, womöglich mit Zeitungen. Mit unschönen Folgen: Da die Toiletten der Damen und jene für Behinderte über dasselbe Abflussrohr entleert werden, mussten sämtliche WC gesperrt und eine Kanalreinigungsfirma aufgeboten werden.

Wie lange es wohl dauern wird, bis die Toiletten wieder benutzt werden können?

«Das weiss ich nicht. Wenn er tatsächlich Zeitungen benutzt hat, wird das eine gröbere Sache!», antwortet der Mann der Kanalreinigung, als er danach befragt wird. Eine schöne Bescherung.

Kinderkrankheiten gibt es auch an anderen Stellen: Die Automaten an den Schranken vor der Ein- und der Ausfahrt sind zwar hoch genug, aber die Chauffeure der Reisecars müssen ihr Gefährt genau manövrieren, um an den Knopf beziehungsweise den Schlitz fürs Ticket zu kommen, ohne dafür aussteigen zu müssen. Ein Car hat die Maschine bei der Ausfahrt bereits touchiert. Die lädierte Stelle wird nun mit einer Holzpalette geschützt.

Noch nicht ganz ausgereift ist auch das Verkehrsregime. Die Ausfahrt bei der Ausstellungsstrasse ist eng. Die Cars werden von zwei Securitas-Mitarbeitern hinausgelotst. Das Problem an der Stelle ist offensichtlich: Eine Verkehrsinsel und eine Strassenlampe sind den alles andere als wendigen Reisebussen im Weg. Bis zur Hälfte wurde die Verkehrsinsel bereits aufgerissen. Bis Mitte nächster Woche soll dieses Problem behoben sein, wie die Stadt Zürich auf Anfrage mitteilt.

Die Ausfahrt ist für Reisecars zu eng, noch ist eine Verkehrsinsel im Weg. Eine Glastür des neuen Wartehäuschens ist bereits beschädigt.

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