Ballauf ist seelisch aus den Fugen. Kann er so viel Glück gar nicht aushalten? Oder stimmt etwas nicht mit seiner Traumfrau?

Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) kennen wir als Mann ohne Frau, der ab und zu eine Affäre hat. Er sei «ein Streuner», sagt sein Kollege Freddy Schenk (Dietmar Bär). Das Privatleben des Kommissars spielt normalerweise keine Hauptrolle in den Kölner «Tatorten». Aber: «Diesmal ist es anders», wie es im Titel heisst. Denn Ballauf ist nicht nur verliebt, sondern schwer verliebt, in eine Journalistin namens Nicola Koch (Jenny Schily).

Und so sind die ersten Minuten dem glücklichen Paar in den Anfangsstadien seiner amourösen Verflechtung gewidmet. Koch und Ballauf lachen, tanzen und kochen zusammen, sie essen und haben Sex. Das alles, für Aussenstehende ja nicht eigentlich spannend, wird ziemlich ausgewalzt. Es erinnert einen auch daran, dass es nicht einfach ist, grosse romantische Liebe im Film zu zeigen, ohne schnulzig zu werden. In diesem Fall kann sich die Kamera kaum sattsehen am schummrig ausgeleuchteten Liebesglück der beiden.

Verliebter Kommissar

Dabei, es ist schon klar, hat das grosse Schwelgen eine dramaturgische Funktion. Denn wenn einsame Kommissare auf einmal das nie gekannte Glück finden und das alles gezeigt wird wie in einer nostalgischen Rückblende, ist ein gewisses Misstrauen in die Dauerhaftigkeit dieses Zustands angesagt. Die Frage also, ob dem Paar eine gemeinsame Zukunft beschieden sein wird und was dazwischenkommen könnte, gehört zu den Spannungsfeldern, die hier sorgfältig ausgebaut werden. Endlich gibt es dann auch eine Leiche, und der Krimi (Regie: Torsten C. Fischer) kann losgehen.

Ein arbeitsloser Journalist ist überfahren worden, und zwar so, dass es direkt nach Mord aussieht. Ballauf reagiert allerdings ungerührt auf den Toten, weil der aussieht, «als hätte er nie gelebt». Auch die Wohnung des Überfahrenen gefällt den Kommissaren nicht. Sie ist ihrer Meinung nach zu luxuriös für einen Arbeitslosen. Tatsächlich entpuppt sich der Tote als Erpresser, und seine Opfer kommen als Mörder infrage.

Verdächtiges Glück

Die Tätersuche beginnt. Allerdings mit einem seelisch aus den Fugen geratenen Ballauf. Der ist nicht nur mit dem aufreibenden Fall und seiner Verliebtheit beschäftigt, sondern auch mit Momenten des Misstrauens gegenüber der neuen Partnerin. Liegt es daran, dass er so viel Glück einfach nicht aushalten kann, oder stimmt da wirklich etwas nicht mit seiner Traumfrau? Die neue «Tatort»-Folge ist ganz auf ihn und seine seelischen Konflikte zugeschnitten. Man sieht Ballauf von einer inneren Krise in die nächste stürzen, oft in Grossaufnahme. Das wird manchmal etwas viel.

Sein Kollege Schenk gibt sich dagegen als Ruhepol, der alle Fäden in der Hand behält, während Ballauf «einen schlechten Job macht». Eigentlich ist es Schenks Folge, obwohl sein Kollege ja im Mittelpunkt steht. Denn Schenk hat Gelegenheit, den geerdeten Charismatiker herauszukehren, den nichts aus dem Gleichgewicht bringt: «Ich bin Polizist, ich verstehe alles.» Wie immer neigen die Ermittler aus dem Rheinland zum Pathos der raumgreifenden und manchmal etwas peinlichen Sätze (Buch: Wolfgang Stauch).

Schön ist, dass dieses Mal eine bekannte psychosoziale Eigenheit des Standorts Köln zum Tragen kommt: der in der rheinischen Mundart so genannte «kölsche Klüngel», mit dem Kölner das freundliche System des «Man kennt sich, man hilft sich» meinen. Aussenstehende nennen es Nepotismus. Die Vetternwirtschaft setzt die Handlung und schliesslich einen Mord in Gang. Nicht dass das in anderen Städten undenkbar gewesen wäre. Aber in Köln hat es noch eine ganz eigene Dimension.

«Tatort» aus Köln: «Diesmal ist es anders.» Sonntag, 28. April, um 20.05 Uhr bei SRF 1 und um 20.15 Uhr bei der ARD.

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