Mittwoch, März 12

Die Leitmärkte in den USA stehen am Rand der ersten 10%-Korrektur seit fast anderthalb Jahren. Besonders stark unter Druck sind Aktien aus dem Technologiesektor. Diese Trends bieten im unübersichtlichen Umfeld von Handelskonflikten und Konjunktursorgen eine Orientierungshilfe.

Es wird immer ungemütlicher. An den US-Leitbörsen ist der S&P 500 am Dienstag mit einem Verlust von 0,8% erneut schwächer aus dem Handel gegangen. Der Nasdaq 100 mit den grössten Technologiewerten hat 0,3% eingebüsst.

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Im Vergleich zur Verkaufswelle von Anfang Woche hat sich die Lage gestern zwar etwas beruhigt. Dennoch steht der breite amerikanische Aktienmarkt nahe der ersten 10%-Korrektur seit Oktober 2023. Der S&P 500 hat seit dem Allzeithoch vom 19. Februar mehr als 9% verloren. Die Large-Cap-Aktien aus dem Nasdaq 100 notieren inzwischen sogar fast 13% im Minus.

Die Euphorie, die nach den US-Präsidentschaftswahlen aufkam, ist verflogen. Anstatt unternehmensfreundliche Massnahmen umzusetzen, forciert die neue Regierung in Washington immer weitere Handelskonflikte. Heute Mittwoch treten Zollgebühren von 25% auf Stahl- und Aluminiumimporte in Kraft.

Der Unterschied des Marktverhaltens im Vergleich zum Beginn von Donald Trumps erster Präsidentschaft ist frappant. In den fünfzig Tagen seit er am 20. Januar ins Weisse Haus zurückgekehrt ist, hat sich der S&P 500 um mehr als 7% ermässigt. Im gleichen Zeitraum vor acht Jahren konnte der Leitindex ein Plus von gut 4% verbuchen.

Sollte die negative Entwicklung in den nächsten Wochen anhalten, wäre Trump der erste US-Präsident seit George W. Bush, bei dem der S&P 500 nach den ersten hundert Amtstagen einen Verlust ausweisen würde. Historisch ist das ein eher ungewöhnliches Muster. Seit 1929 hat der S&P 500 in der sogenannten «Honeymoon»-Phase in annähernd 60% der Fälle freundlich tendiert, wobei sich die Performance im Durchschnitt auf ein Plus von knapp 4% belief.

Heute Mittwoch steht mit dem Index der Konsumentenpreise (Consumer Price Index, CPI) für Februar ein wichtiger Impuls für die Märkte an. Ökonomen rechnen damit, dass die Jahresinflation gegenüber dem Januar von 3 auf 2,9% zurückgekommen ist. Die CPI-Kernrate (ohne Nahrungsmittel und Energie) soll sich ebenfalls leicht von 3,3 auf 3,2% abgekühlt haben.

Zusammen mit den Produzentenpreisen, die am Donnerstag anstehen, erhält das Federal Reserve damit zwei wichtige Anhaltspunkte für den Zinsentscheid in einer Woche. US-Notenbankchef Jerome Powell hat am Freitag seine Meinung bekräftigt, dass für Zinssenkungen «kein Grund zur Eile besteht». Die Geldpolitik sei «in einer guten Position, um mehr Klarheit abzuwarten», was weitere Massnahmen der US-Regierung betreffe.

Mit den jüngsten Turbulenzen an den Märkten sind die Erwartungen für eine weitere Lockerung der Geldpolitik gegen Mitte Jahr gestiegen. Im Terminhandel wird derzeit mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 85% damit gerechnet, dass Powell beim Fed-Entscheid vom 18. Juni einen erneuten Schritt zur Lockerung der Geldpolitik macht.

Bis dahin kann – und wird – noch viel passieren. In der heutigen Ausgabe von «The Pulse» nehmen wir deshalb eine Beurteilung der Lage vor. Wir zeigen auf, an welchen Trends man sich in unübersichtlichen Situationen wie heute zur Navigation der Märkte orientieren kann. Wie immer richtet sich ein spezieller Fokus auf den Tech-Sektor.

Rotation in defensive Sektoren

Dass der S&P 500 in wenigen Wochen fast 10% korrigiert hat, sind keine gute Nachrichten. Zumindest bislang fühlt sich das Geschehen an den US-Börsen aber nicht wie eine breit um sich greifende Panik an, sondern eher wie eine Rotation, respektive eine Verschiebung der Präferenzen.

Primär fliesst Geld aus den Sektoren Informationstechnologie (mit Schwergewichten wie Apple, Microsoft und Nvidia) sowie zyklischer Konsum (Tesla und Amazon) ab. Demgegenüber sind defensive Aktien aus den Sektoren Gesundheit, Basiskonsum, Immobilien und Versorger vermehrt gefragt.

Die schwache Performance der US-Börsen hat denn auch wesentlich mit der Dominanz der sieben Superstar-Aktien Apple, Microsoft, Nvidia, Amazon, Alphabet, Meta Platforms und Tesla zu tun. Sie haben im S&P 500 ein Gewicht von 31%, im Nasdaq 100 sind es sogar 42%. Hinzu kommt, dass Investoren sich verstärkt für die Aktienmärkte in Europa und China interessieren.

De facto verlieren die sieben Superstars aus dem amerikanischen Tech-Sektor bereits seit Mitte Dezember an Dynamik. Der Roundhill Magnificent Seven ETF hat seither leicht mehr als 20% eingebüsst. Besonders schwer hat es die Aktien von Tesla erwischt, die seit dem Allzeithoch mehr als 50% eingebrochen sind und nun sämtliche Kursgewinne im Nachgang der US-Wahlen verloren haben.

Generell sind die spekulativsten Namen am stärksten unter Druck geraten. Der Analysesoftware-Konzern Palantir etwa hat einen Rücksetzer von 37% erlitten, bei den Handelsplattformen Robinhood Markets und Coinbase sind es jeweils 44%. Microstrategy, der gehebelte Bitcoin-Fonds von Michael Saylor, ist 50% abgesackt. Der ARK Innovation ETF von Cathie Wood, der vorzugsweise spekulative Tech-Titel im Portfolio hält, hat 29% eingebüsst.

Etwas differenzierter sieht das Bild bei den etablierten Tech-Konzernen aus. Mit IBM, Micron Technology und Cisco Systems können sich einige Branchenleader dieses Jahr bisher im Plus halten. Die grosse Ausnahmen unter den Magnificent Seven ist Meta Platforms mit einer positiven Performance von 3,5%. Allerdings hat der Social-Media-Riese zuletzt einen Rückschlag von 17% erlitten.

Sorgen um die Konjunktur

Nach diesen, teils heftigen Verlusten braucht es für eine Gegenbewegung nicht viel. Speziell in Aktien mit hohem Short-Anteil kann es leicht zu abrupten Kurssprüngen kommen. Entscheidend ist, das grosse Bild nicht aus den Augen zu verlieren und die wichtigen Trends im Blick zu behalten: die makroökonomischen Rahmenbedingungen, die Fundamentaldaten und das Sentiment der Investoren.

Was das Makro-Umfeld anbelangt, hat der Druck auf die Börsen vor allem mit zunehmenden Sorgen um eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in den USA zu tun. Die Schlüsselfrage ist diesbezüglich, inwiefern die chaotische Handelspolitik der Trump-Regierung einen dauerhaften Schaden anrichten wird.

Offensichtlich ist, dass diverse US-Konzerne eine Abkühlung spüren. Ein aktuelles Beispiel ist die Gewinnwarnung von Delta Airlines. «Die Aussichten wurden durch den jüngsten Schwund des Vertrauens von Konsumenten und Unternehmen beeinträchtigt», berichtet das Unternehmen. Als Grund führt es «die zunehmende makroökonomische Unsicherheit» an, die «zu einer Abschwächung der Inlandsnachfrage führte».

Passend dazu haben die Daten zur US-Wirtschaft in letzter Zeit überwiegend enttäuscht. Wenn Konsumenten vorsichtiger werden und Unternehmen ihre Investitionen senken, betrifft das auch Tech-Konzerne. Das zeigt sich unter anderem darin, dass sich das Wachstum von Cloud-Infrastrukturdiensten verlangsamt. Mit Oracle blieb am Montag ein weiterer bedeutender Anbieter aus diesem Segment mit dem Ausblick hinter den Analystenschätzungen zurück.

Unter einer gravierenden Konjunkturabkühlung oder schlimmstenfalls sogar Rezession werden Aktien aus der Halbleiterindustrie am meisten leiden. Im Vergleich dazu ist das Geschäft von Software-Konzernen weniger anfällig. Die relative Performance der beiden Segmente eignet sich deshalb als grober Anhaltspunkt dafür, wie der Markt die Makro-Aussichten für den Tech-Sektor einschätzt. In dieser Hinsicht hat der Trend bereits gegen Ende Sommer 2024 gedreht.

Druck auf die Gewinnschätzungen

Trüben sich die Konjunkturaussichten ein, wird sich das im operativen Geschäft der Unternehmen entsprechend negativ bemerkbar machen. Während zwei Jahren in Folge haben Aktienstrategen ihre Prognosen für den S&P 500 Index stetig angehoben, um mit der Rally an den Börsen Schritt zu halten. Doch in den vergangenen Tagen haben gleich mehrere Finanzhäuser davor gewarnt, dass ihr Ausblick für 2025 möglicherweise zu optimistisch ist.

Ein Beispiel ist HSBC. Die Grossbank hat das Rating für amerikanische Aktien zu Wochenbeginn auf «neutral» heruntergestuft, wofür sie die Unsicherheit hinsichtlich Zöllen anführt. Zugleich erhöht sie das Rating für europäische Aktien von «untergewichten» auf «übergewichten». Vorsichtigere Töne bezüglich der US-Börsen haben in den letzten Tagen ebenso JPMorgan, Citigroup und Truist angeschlagen.

Mike Wilson, US-Aktienstratege von Morgan Stanley sieht ebenfalls Probleme; zumindest kurzfristig. Die Ungewissheit bezüglich der US-Wirtschaftspolitik, zum Personalabbau bei US-Behördenstellen und zu Massenabschiebungen werden seiner Meinung nach zu negativen Gewinnrevisionen führen. Der S&P 500 könnte sich demnach im Verlauf des ersten Halbjahres weiter abschwächen.

Mit Bezugnahme auf eine Studie des Brokers Piper Sandler führt ein Bericht von «Bloomberg News» an, dass die Konsensprognose von Aktienstrategen zum Kursziel für den S&P 500 in der Regel etwa sechzig Tage hinter der tatsächlichen Marktentwicklung hinterherhinkt. Umso wichtiger wird es sein, wie die Unternehmen ihre Perspektiven bei der nächsten Berichtssaison einstufen.

Gemäss dem Datendienst LSEG passen Analysten ihre Schätzungen für die meisten Sektoren bereits nach unten an. Auf aggregierter Basis erwarten sie für die Konzerne im S&P 500 für 2025 noch ein Gewinnwachstum von 10,7%, wogegen es Anfang Januar 14% waren. Für die knapp siebzig Unternehmen aus der IT-Industrie haben sie den Ausblick von 20,4 auf 18,1% revidiert.

Neue Anhaltspunkte dazu geben heute Mittwoch nach Börsenschluss die Quartalszahlen des Cloud-Softwarepioniers Adobe. Am Donnerstag in einer Woche folgt Micron Technology mit dem Abschluss. Der Speicherchip-Hersteller bedient ein breites Spektrum an Kunden in wichtigen Endmärkten wie Smartphones, PC-Geräte und Grossrechner. Sein Geschäftsgang ist damit ein Vorlaufindikator zur generellen Verfassung der Branche.

KI-Fantasie verpufft

Ein weiterer zentraler Aspekt ist die Grundstimmung an den Märkten, anders gesagt die Psychologie. Der wichtigste Faktor in dieser Hinsicht war in den letzten zwei Jahren der Hype um das Thema künstliche Intelligenz und grosse Sprachmodelle wie ChatGPT – sowohl für Tech-Aktien im Speziellen, als auch für die US-Börsen generell.

Bezeichnend ist, dass die meisten KI-Wetten zuletzt schlecht bis miserabel gelaufen sind. Die Aktien von Nvidia und Broadcom handeln rund 29 bzw. 25% unter dem Allzeithoch. Andere Halbleiterwerte mit KI-Bezug wie AMD und Marvell Technology haben sogar fast die Hälfte verloren. Happige Rückschläge verzeichnen ebenso KI-Infrastrukturnamen wie Arista Networks, Vertiv, Eaton, Vistra oder Constellation Energy.

Entgegen den Versprechungen, die Tech-Konzerne zum Potenzial von KI-Modellen machen, sind die bisherigen Resultate in vielen Fällen enttäuschend. Apple beispielsweise kann einen Grossteil der Ankündigungen nicht umsetzen. Der iPhone-Hersteller hat vor wenigen Tagen bestätigt, dass sich die neue Version des Sprachassistenzdienstes Siri weiter verzögert.

Der Durchbruch des chinesischen Startups DeepSeek bestärkt zudem die These, dass KI-Modelle mit grosser Wahrscheinlichkeit zur Massenware werden. Eine neue Studie der Columbia University zu acht KI-basierten Internetsuchmaschinen kommt derweil zum Schluss, dass sie bei mehr als 60% der Abfragen falsche Angaben machen. Grok 3, der KI-Bot von Elon Musks Startup xAI, gab sogar bei 94% der Abfragen eine inkorrekte Antwort.

Das wichtigste Stimmungsbarometer zum KI-Boom bleiben die Kapitalinvestitionen von Tech-Riesen wie Microsoft, Alphabet und Amazon. Solange es mit den Aktienkursen aufwärts gegangen ist, haben Investoren ihre massiven Ausgaben toleriert. Dies, obschon positive Effekte auf den Geschäftsgang grösstenteils diffus bleiben.

Sollte der Druck auf die Tech-Aktien anhalten, werden sie ihre Investitionspläne überdenken müssen. Dazu sahen sie sich auch während des Abschwungs von 2022 im Nachgang der Pandemie gezwungen. Möglicherweise reflektiert sich dies bereits bis zu einem gewissen Grad im Kurs von Nvidia, Arista, Vertiv und anderen KI-Wetten.

Fazit

Nach den Turbulenzen der letzten Wochen stehen die US-Börsen und speziell Tech-Aktien an einem heiklen Punkt. Der Nasdaq 100 ist erstmals seit 497 Tagen unter die gleitende 200-Tage-Durchschnittslinie gefallen. Gemäss dem Marktbeobachter Charlie Bilello konnte sich das Tech-Barometer seit der Lancierung im Januar 1985 bisher nur einmal länger darüber halten: während 572 Tagen von Juli 2016 bis Oktober 2018.

Eine 10%-Korrektur ist nicht ungewöhnlich. Rückschläge in diesem Umfang kommen öfter vor, als man vielleicht glaubt. Der breite US-Aktienmarkt sank in zehn der zwanzig Jahre zwischen 2002 bis 2021 um 10% oder mehr, wobei sich der durchschnittliche Verlust auf 15% belief. In zwei weiteren Jahren dieses Zeitraums schrammte er knapp an einer 10%-Korrektur vorbei. Im Zug des Bärenmarkts von 2022 büsste er zeitweise bis zu 22% ein.

Damit fragt sich, ob der Zeitpunkt vielleicht sogar günstig für Investments ist. Tech-Aktien sind im Vergleich zu anderen Sektoren zwar nach wie vor teuer. Zumindest auf dem Papier sind die Bewertungen aber etwas zurückgekommen. Auf Basis der Analystenschätzungen für die nächsten zwölf Monate handelt der Nasdaq 100 zum Kurs-Gewinn-Verhältnis von gut 25, wogegen es sich Ende Januar auf über 30 belief.

Das Problem ist aber natürlich, dass Analysten ihre Gewinnprognosen bisher nur graduell angepasst haben. Sollte es zu einer gravierenden Konjunkturschwäche kommen, werden sie an ihren optimistischen Schätzungen bedeutende Abstriche vornehmen müssen. Das heisst, die Bewertungen sind möglicherweise wesentlich teurer, als es derzeit den Anschein macht.

In Anbetracht dessen empfiehlt es sich, auf Unternehmen zu setzen, in denen langfristig Potenzial steckt und die sich im operativen Geschäft auch unter erschwerten Voraussetzungen behaupten können. Für uns sind das Namen wie Cisco Systems, Qualcomm oder Micron Technology, wobei in letzterem Fall besonders starke Nerven gefragt sind. Unter den Mega Caps favorisieren wir weiterhin Amazon und Alphabet.


Deep Diving

An dieser Stelle präsentieren wir wie immer einige Links, die einen vertieften Einblick in ein aktuelles Thema geben:

  • YouTube feiert dieses Jahr den 20. Geburtstag. Seit den bescheidenen Anfängen als Online-Treffpunkt für Amateurfilmer ist die Videoplattform zum Branchenriesen avanciert, der sich selbst als das «neue Hollywood» bezeichnet. Weltweit verbringen Nutzer damit täglich Milliarden von Stunden. Der britische Nachrichtensender «BBC» erklärt, wie der Algorithmus des Streaming-Diensts funktioniert, und wirft einen Blick auf den Grossteil der Inhalte, die weitgehend verborgen bleiben.
  • Die Bilder sprechen für sich: Von Elon Musk über Jeff Bezos und Mark Zuckerberg bis hin zu Apple-Chef Tim Cook und Alphabet-CEO wohnten einige der einflussreichsten Figuren aus dem amerikanischen Tech-Sektor der Vereidigung von Donald Trump zum US-Präsidenten am 20. Januar bei. Ihr Aufmarsch erinnerte an die Zeit der Industrialisierung Amerikas, die von technologischem Fortschritt, aber auch von Korruption und Armut geprägt war. Das Magazin «Politico» zeigt Parallelen und Unterschiede im Vergleich zu heute auf.
  • Der Überraschungscoup von DeepSeek hat das Narrativ von Amerikas technologischer Dominanz schwer erschüttert. Das Sprachmodell des chinesischen KI-Startup entwickelte sich Ende Januar über Nacht zur globalen Sensation, die seither die Aufmerksamkeit von Staatschefs, Konzernleitern, Top-Investoren und der breiten Öffentlichkeit auf sich zieht. Das Center for Strategic & International Studies in Washington befasst sich in dieser Studie mit den Ursprüngen von DeepSeek und den geopolitischen Implikationen.
  • Bisher hört man höchstens vereinzelt davon: Ausser im Bereich Elektrofahrzeuge, Batterien, Solarzellen und neuerdings KI wird China auch im Biotech-Sektor zu einem immer wichtigeren Akteur. Der Anteil in China entwickelter Moleküle, die an grosse Pharmakonzerne lizenziert wurden, lag 2019 bei 0%. Im vergangenen Jahr waren es bereits 31%. Tim Opler, Analyst für die Biotech-Branche bei der Investmentbank Stifel, erläutert im Podcast «Odd Lots», was es mit diesem Trend auf sich hat.

Und zum Schluss noch dies: Måke Califørnia Great Ægain

Donald Trump hat eine vollgepackte Agenda. Das «stabile Genie» im Weissen Haus arbeitet nicht nur am sozialen und ökonomischen Umbau der Vereinigten Staaten, sondern schwelgt auch in Gedanken einer Erweiterung der Landesgrenzen. Zusammen mit Kanada und dem Panamakanal steht Grönland zuoberst auf seiner Wunschliste.

Das hat er jedenfalls letzte Woche bei seiner Ansprache vor dem US-Kongress erneut gesagt. Demnach sollen die USA «auf die eine oder andere Weise» die Kontrolle über das autonome Territorium Dänemarks übernehmen. «Wir brauchen Grönland für die nationale und sogar internationale Sicherheit, und wir arbeiten mit allen Beteiligten zusammen, um es zu bekommen.»

Wie fast immer, wenn Trump etwas sagt, ist schwierig abzuschätzen, ob er es wirklich ernst meint. Am Wochenende hat er seine Aussagen einmal mehr wiederholt. «Wir sind bereit, Milliarden von Dollar zu investieren, um neue Jobs zu schaffen und Euch reich zu machen», versprach er den knapp 57’000 Einwohnern Grönlands auf seiner Internetplattform Truth Social.

Es geht auch umgekehrt, denken sich die Initianten von «Danify Califørnia». «Lasst uns Kalifornien von Trump abkaufen – Dänemarks nächstes grosses Abenteuer», lautet ihr Vorstoss. Amerikas bevölkerungsreichster Bundesstaat hat ihrer Meinung nach genau das, was das skandinavische Land braucht: «mehr Sonnenschein, Palmen und Rollerskates».

Das Vorhaben hört sich ehrgeizig an. Die Kaufofferte beläuft sich auf eine Billion Dollar, «plus oder minus ein paar Milliarden». Die Summe, die über eine Crowdfunding-Aktion beschafft werden soll, entspricht rund dem Doppelten von Dänemarks Bruttoinlandprodukt oder etwa einem Viertel von Kaliforniens jährlicher Wirtschaftsleistung.

Spätestens diese Grössenverhältnisse machen klar, dass alles nur ein Spass ist. Xavier Dutoit, der die Petition lanciert hat, ist nicht einmal dänischer Staatsbürger, sondern halb Schweizer, halb Franzose. Auf die Idee dazu gekommen ist er in den Ferien, als er zufällig hörte, wie ein amerikanischer Tourist lautstark über eine mögliche Annektierung Grönlands diskutierte.

«Der Amerikaner schien nicht zu begreifen, wie verrückt und absurd es für den Präsidenten eines Landes ist – besonders in einer stabilen Demokratie, was die USA von sich behaupten –, die Übernahme des Territoriums eines anderen souveränen Landes anzubieten oder anzudrohen», erklärt Dutoit gegenüber dem Nachrichtendienst «Associated Press.»

Es wäre aber nicht das erste Mal in der Geschichte, dass der «Golden State» Begehrlichkeiten weckt. Ab 1542 unter spanischer Kontrolle, wollte schon der Freibeuter Sir Francis Drake Kalifornien 1579 für die englische Krone geltend machen. Später versuchten sich russische Pelzhändler und französische Geheimagenten als Eroberer. 1821 wurde das Gebiet Teil von Mexiko und fiel 1850 im Zug des Goldrausches offiziell als 31. Bundesstaat an die USA.

Vielleicht hat die Initiative aus Dänemark ja trotzdem mehr Glück. «Seien wir ehrlich: Trump ist nicht gerade der grösste Fan Kaliforniens», heisst es auf ihrer Website denmarkification.com. Seinen eigenen Aussagen nach sei es «der am meisten ruinierte Bundesstaat der Union». Auch streite er sich schon jahrelang mit kalifornischen Politikern herum, namentlich mit Nancy Pelosi, Kamala Harris und Adam Schiff.

Dänemark könne Kalifornien zudem einige Vorzüge bieten, etwa Rechtsstaatlichkeit, eine umfassende Gesundheitsversorgung sowie eine auf Fakten basierende Politik. Zur Klärung der Details sollen die cleversten Verhandlungsführer des Landes nach Washington geschickt werden: das Management von Lego und Schauspieler der dänischen Polit-Fernsehserie «Borgen».

Und wenn das nicht reiche, komme ein lebenslanger Nachschub an Plundergebäck hinzu – quasi als Dessert, um Trump den Deal zu versüssen.

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