Montag, Januar 20

Die Migros lanciert jedes Jahr zwei Papiertragtaschen, gestaltet von Schweizer Künstlerinnen und Künstlern. Die Geschichte der 40-Rappen-Tasche der Schweiz und die neuen Versionen.

Wohl jede und jeder hat bereits einmal eine spazieren geführt: eine Papiertragtasche der Migros. Für manche ist sie fixer Bestandteil des Einkaufs. Andere nehmen eine, weil sie den umweltfreundlicheren Baumwollbeutel vergessen haben oder weil der Einkauf doch grösser wurde als geplant. Meist dürfen die bunt bedruckten Taschen dann nochmals als Papier- oder PET-Sammelstelle unsere Wohnung schmücken. Oder sie begleiten uns zu einem weiteren Einkauf, geschmückt mit einem schlichten «M».

Bis 1971 wurden sie gratis abgegeben, dann besann man sich auf einen Obolus, der Umwelt zuliebe. Schlicht und braun waren sie damals noch.

Erfolgsprojekt mit Pause

Die erste Künstlertragtasche – mit einem von Künstlerinnen oder Künstlern gestalteten Sujet – wurde 1987 vom Berner Bildhauer und Metallgestalter Bernhard Luginbühl entworfen. Neben den Säcken in den Verkaufsläden gab es auch eine signierte Künstler-Edition in einer Auflage von 150 Stück zu kaufen.

Bis 2001 wurden vom Migros-Museum für Gegenwartskunst mehrmals pro Jahr Papiertragtaschen von Schweizer Künstlerinnen und Künstlern präsentiert. Sie wurden in allen regionalen Migros-Genossenschaften mit einer Auflage von 500 000 Exemplaren vertrieben, dazu kam eine signierte Edition von 150 Stück.

Die meistverkaufte Künstler-Edition

Nach sechs Jahren Pause wurde das Projekt dann wieder aufgenommen. Jährlich gibt es zwei Editionen, diese werden nur in der Migros-Genossenschaft Zürich in Zusammenarbeit mit dem Migros-Kulturprozent mit einer Auflage von 70 000 Exemplaren vertrieben. Ausgesucht werden die Künstlerinnen und Künstler von einer wechselnden Gruppe, die aus Expertinnen und Experten des Migros-Kulturprozents, der Genossenschaft Migros Zürich sowie des Migros-Museums für Gegenwartskunst besteht. Sie sind für 40 Rappen an der Migros-Kasse erhältlich – genauso wie herkömmliche Papiertaschen. Weiter wird die Kunsttasche in einer signierten Edition von 80 Stück für je 100 Franken vertrieben.

Die bisher begehrteste Tasche war die 2014 erschienene des Schweizer Künstlers Nicolas Party. Innerhalb von 10 Tagen wurden über 100 Taschen verkauft, während normalerweise im Jahr nur 10 bis 20 Stück verkauft werden. Das Objekt wurde sogar für mehr als 5000 Franken von einem Londoner Auktionshaus versteigert.

Neben Nicolas Party haben auch schon andere namhafte Kunstschaffende wie zum Beispiel Pipilotti Rist oder Walter Pfeiffer einen Migros-Sack entworfen. Auf der Website des Migros-Museums für Gegenwartskunst kann man alle bisher lancierten entdecken und jene kaufen, die noch nicht vergriffen sind.

Sorgen und tanzende Rüebli

Für das Jubiläumsjahr wurde keine besondere Edition geplant. Zurzeit sind zwei neue Tragtasche-Kunsteditionen erhältlich: ein Werk des Lausanner Künstlers Yoan Mudry aus seiner Reihe «Pollock’s Fault», die mit Sujets aus Hollywood-Blockbustern der Verbindung von Kapitalismus und Abstraktion nachgeht. Das nachdenklich-erschreckte Kindergesicht aus dem Katastrophenfilm «Deep Impact» von 1998 wird durch Cornichons auf der Rückseite ergänzt. Vielleicht ein bildgewordener Hinweis zur derzeitigen, turbulenten Situation der Migros?

Feierlicher geht es bei der Zürcher Malerin Klodin Erb zu. Ihr Motiv zeigt abstrahiertes tanzendes Wurzelgemüse.

Bildnachweis: mit freundlicher Genehmigung des Migros-Genossenschafts-Bundes. Alle Rechte vorbehalten.

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