Pinot noir und mehr
Viele bekannte Winzerinnen und Winzer sind in der Bündner Herrschaft zu Hause. Ihr Renommee verdanken sie vor allem dem Pinot noir. Doch auch andere Sorten wie Chardonnay gedeihen vorzüglich. Zu den Aufsteigern zählt das Weingut Hansruedi Adank aus Fläsch.
Wer von Zürich in Richtung Chur fährt und an Wein interessiert ist, kommt nicht umhin, einen Abstecher in die landschaftlich reizvolle Bündner Herrschaft zu machen. Selbstbewusst wirbt das 420 Hektar grosse Anbaugebiet mit dem Slogan: «Die kleine Gegend der grossen Weine».
Tatsächlich ragen zahlreiche Gewächse von renommierten Winzern wie Gantenbein, Donatsch, Fromm, Obrecht, um nur wenige Beispiele zu nennen, weit über den Durchschnitt hinaus. Zu den Geheimtipps zählen für mich die Tropfen des Weinguts von Hansruedi Adank aus Fläsch. Dies hat ein kürzlich durchgeführter NZZ-Weinabend mit Sohn Patrick erneut bewiesen.
Weingut Adank in Fläsch
Wie in allen Betrieben spielt auch bei Adank der Pinot noir die erste Geige im Rebsortenspiegel. Die Varietät findet dank idealen Böden und mildem Klima gute Voraussetzungen vor. Neben dem Ortswein setzt der Fläscher Familienbetrieb auch auf ausdrucksstarke Lagenweine. So präsentierte Patrick Adank etwa den Pinot noir Spondis 2020.
Die Trauben von bis zu 60-jährigen Rebstöcken wachsen auf einem kargen, schieferhaltigen Kalkboden. Das Resultat ist ein herkunftsspezifischer, ausdrucksstarker Rotwein mit einer noch leicht reduktiven Nase (Belüften!), einem mittelschweren, finessenreichen Körper, reifen Gerbstoffen, guter Säure sowie einem langen Nachhall. Spondis wird zu 80% Prozent mit Ganztrauben spontan in offenen Gärbottichen vergoren. Der Ausbau erfolgt in Piècen von 228 Litern. Die Hälfte ist neues Holz. Ein Wein mit grossem Reifepotenzial.
Adank produziert aber auch einen qualitativ hochwertigen Schaumwein – und bemerkenswerte Weissweine. Ein mustergültiges Beispiel von Adank ist der trockene und dezent im Holz ausgebaute Chardonnay 2022: facettenreiches Bouquet, mittelschwer, elegant, frisch dank genialer Säure, ausgewogen und salzig geprägter Nachhall. Er passt, so der Vorschlag des Winzers, etwa zu Grilladen aller Art. Unbedingt versuchen.
Weingut Wegelin in Malans
Überhaupt kommen aus der Bündner Herrschaft zunehmend mehr und vor allem exzellente Chardonnay-Gewächse. Neben dem Adank-Beispiel wurde der Chardonnay 2022 des Weinguts Wegelin aus Malans präsentiert. Er wirkt vielleicht etwas breiter als jener von Adank, aber keinesfalls schwer oder gar holzbetont.
Der Cru besitzt eine feine Säure, einen komplexen Körper sowie eine gute Länge. Rafael Hug und Madeleine Hug Pédeutour, die den Betrieb nun führen, bauen ihren Chardonnay für neun Monate in Barriques aus. Mit 20 Prozent ist der Neuholz-Anteil gering.