Mittwoch, Januar 22

Eine Partei als Mitte zum Zweck +++ Die SVP will Marokkaner im Bundesrat +++ Der Mittwoch wird zum Feiertag (zu Ehren der Partei) +++ Durchsagen aus der Bundesgasse

Mitte zum Zweck

fab.

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Die geometrische Unmöglichkeit ist Tatsache geworden: Die Mitte ist überall. Auf allen Kanälen, in allen Zeitungen und Sendungen – es geht nur noch um die Mitte. Die Partei hat das aber auch äusserst entschlossen angepackt, innert weniger Tage gab zuerst Präsident Gerhard Pfister den Rücktritt bekannt und danach Bundesrätin Viola Amherd.

In der FDP kursiert folgender Scherz über die Mitte: Ein Blick auf die Uhr sage alles über die Partei – die Mitte sei dort, wo sich nichts bewegt. Heute muss man feststellen: Es bewegt sich sehr vieles in der Mitte. Es geht einfach nicht vorwärts. Am deutlichsten zeigt sich das bei der Suche nach dem neuen Bundesrat. Ein Kronfavorit nach dem anderen sagt ab. Wer wird am Ende antreten? Sicher ist nur eines: Es wird eine mittemässige Kandidatur sein.

PS: Das unmotivierte Schleichen rund um den freien Bundesratssitz herum gemahnt entfernt an Rilkes grandioses Panther-Gedicht:
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein grosser Wille steht.

Der Wille – das wäre dann wohl Gerhard Pfister.

Der erste Mohikaner

sta. Auch in der «Arena» drehte sich alles um die Mitte. Der Moderator Sandro Brotz sammelte die Wünsche der anderen Parteien für die Nachfolge von Viola Amherd. Die Person müsse mutig, aber auch Teamplayer sein, meinte etwa die FDP-Nationalrätin Jacqueline de Quattro ganz kreativ.

Einen speziellen Wunsch versuchte der SVP-Nationalrat Thomas Matter zu äussern. In der Mitte gebe es «sehr gute bürgerliche Politiker», eröffnete er, um dann zur allgemeinen Verwunderung zu sagen: «Es sind wahrscheinlich die letzten Marokkaner, aber es gibt noch ein paar . . . ein Erich Ettlin, ich hoffe, dass er kandidiert.» Auch Thomas Rechsteiner oder Markus Ritter zählt Matter offenbar zur Marokko-Fraktion.

Vor kurzem noch wollte die SVP Menschen aus Marokko vor allem zurückführen, jetzt soll einer von ihnen in den Bundesrat. Sicher ist auf jeden Fall, dass Thomas Matter parteiintern der erste Mohikaner ist, der das fordert.

Mitte-Millennials

sta.

Und zum Schluss ausnahmsweise zur Mitte: Eigentlich ist der Partei ja nur das bedeutungsschwerste Statement schwer genug. Uneigennützig, so geht die Selbsterzählung, baue man Brücken zwischen den anderen, selbstbezogenen Parteien. «Mehr wir statt ich.»

Zuletzt verabschiedeten sich reihenweise Bundesratskandidatinnen und -kandidaten, weil ihnen «die Lust fehlt, Lust zu haben» (Isabelle Chassot), weil sie das bisherige Amt bereits voll und ganz «erfüllt» (Heidi Z’graggen), weil sie «kein glücklicher Bundesrat» (Gerhard Pfister) wären, weil sie «kein inneres Feuer» (Martin Candinas) spüren. Das scheint der neue Millennial-Modus in der Mitte zu sein.

Die Angestellten im VBS dürfen sich auf ihre neue Chefin oder ihren neuen Chef freuen. Stress wird abgeschafft, gearbeitet wird nur noch zu den Bürozeiten der Luftwaffe. In der Mitte der Woche ist Feiertag – zu Ehren der Partei. Dann folgt eine Brücke bis zum Wochenende. Nicht umsonst bezeichnet sich die Mitte als «Brückenbauerin».

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