Für den Influencer könnte die Aktion noch weitere unangenehme Folgen haben.
An einem sonnigen Mai-Abend im vergangenen Jahr drängen sich auf der Chinawiese in Zürich Hunderte von Menschen und schauen zum Himmel. Sie warten auf Regen. Geldregen.
Im sozialen Netzwerk Tiktok hat ein Zürcher Influencer seinen Millionen Followern angekündigt, dass er 24 000 Franken über der Wiese abwerfen werde. Tatsächlich erscheint am Himmel bald eine Drohne und lässt Zehnernoten auf die Menschenmenge hinuntersegeln. Die Menschen kreischen, rennen, reissen einander die Noten aus den Händen. Ein Zwölfjähriger wird mit einem Messer am Bauch verletzt und muss mit der Ambulanz ins Spital gefahren werden. Mehr als ein halbes Jahr später hat die Geldregenaktion für den Tiktoker nun ein Nachspiel.
Wie «Blick» publik gemacht hat, erhält er vom Zürcher Stadtrichteramt einen Strafbefehl. Der Influencer hatte die Aktion in den sozialen Netzwerken bekanntgemacht, ein Gesuch für den Anlass hatte er bei der Stadtpolizei Zürich jedoch nicht eingereicht. Ein solches wäre auch nicht bewilligt worden, sagte Judith Hödl, Mediensprecherin der Stadtpolizei Zürich, damals der NZZ.
Im nun ausgestellten Strafbefehl heisst es laut «Blick»: «Die beschuldigte Person habe den öffentlichen Raum willentlich und wissentlich zu Sonderzwecken genutzt» und für eine «nicht bewilligte Veranstaltung» geworben. Der Influencer muss nun 450 Franken Busse bezahlen. Er hat den Strafbefehl akzeptiert, damit ist dieser rechtskräftig. Für den Influencer könnte die Aktion jedoch noch weitere unangenehme Folgen haben.
Beim Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) läuft derzeit ein Verfahren wegen des Drohnenflugs. Dem Influencer droht auch hier eine Busse. Möglicherweise wurde der Mindestabstand der Drohne zu unbeteiligten Personen unterschritten.
Der Geldregen war Teil einer Werbeaktion. Das hatte der Tiktoker wenige Tage nach der Aktion auf Tiktok erklärt. Ziel sei es gewesen, Aufmerksamkeit auf eine von ihm gegründete Getränkefirma zu lenken. Vor Ort machte er zwar keine Werbung für sein Getränk, aber im Nachgang auf Tiktok. Der Influencer sagte, er wolle, dass die Leute an sein Getränk dächten, wenn in Zürich etwas Unerklärliches passiere.
Inspiriert hätten ihn ähnliche Aktionen im Ausland. Er habe mit dem Geldregen seinen Followern einen Teil seiner Einnahmen als Influencer zurückgeben wollen, sagte er in einem Video.
Den Angriff auf den Zwölfjährigen bedaure er sehr. Sein Team sei mit Sicherheitsleuten vor Ort gewesen, trotzdem habe man den Angriff nicht verhindern können. Er rief seine Follower auch dazu auf, sich bei der Polizei zu melden, falls sie die Tat beobachtet hätten. Passiert ist aber offenbar nichts.
Weiterhin ist unklar, wer den Zwölfjährigen mit dem Messer verletzt hat. Die Ermittlungen sind ergebnislos verlaufen, klare Hinweise auf die Täterschaft fehlten. Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen nun eingestellt.