Mittwoch, Oktober 9

Der britische Künstler Jonathan Yeo hat das Bild gemalt. Es ist das erste offizielle Porträt seit Charles’ Krönung. Und bietet viel Stoff für Interpretation.

Manchmal sagen bewegte Bilder mehr als tausend Worte. Diese Woche hat König Charles im Buckingham Palace in London sein eigenes Porträt enthüllt. Videos in den sozialen Netzwerken zeigen diesen Moment. Charles III. zieht an einem schwarzen Tuch, es fällt zu Boden. Der König schaut hoch zum Gemälde – und zuckt zusammen.

Missfällt es ihm? Oder ist er erschrocken ob des grellen Rots? So lauten die Spekulationen im Netz. Sicher ist: Das Bild weicht von traditionellen Gemälden von Monarchinnen und Monarchen ab. Und es ist sehr, sehr rot. So rot, dass man den porträtierten Charles erst beim zweiten Hinschauen richtig erkennt.

In der Uniform der Welsh Guards

Das Ölgemälde, zwei mal zweieinhalb Meter gross, stammt von dem britischen Künstler Jonathan Yeo. Er ist einer der gefragtesten Porträtisten der Welt. Er hat schon den ehemaligen britischen Premierminister Tony Blair, den britischen Aussenminister David Cameron und die australisch-amerikanische Schauspielerin Nicole Kidman porträtiert. Auch von Königin Camilla hat er ein Bild gemalt.

Das Porträt von Charles III. wurde im Jahr 2020 in Auftrag gegeben, als Charles noch gar nicht König war. Bestellt hat es die Draper’s Company, eine altehrwürdige britische Vereinigung von Kaufleuten, die sich heute wohltätigen Zwecken widmet. Das Porträt von Charles III. sollte 2022 fertig sein – zu Ehren von Charles’ 50-jähriger Mitgliedschaft in der Vereinigung. Doch in der Zwischenzeit ist im britischen Königshaus viel passiert. Queen Elizabeth II. starb, Charles III. wurde König. So brauchte der Maler länger, um es fertigzustellen. Und das Porträt hat an Bedeutung gewonnen.

Der König trägt auf dem Bild die Uniform der Welsh Guards, eines Teils der britischen Armee, dem der König seit 1975 vorsteht. Die Uniform ist mit Dutzenden Orden behängt. Mit seinen Händen hält Charles ein Schwert. So wie zig andere royale Vertreter, die mit besonderen Insignien auf Bildern ihre Macht signalisierten. So weit, so traditionell.

Zu reden gibt aber vor allem die grell leuchtende, aufdringliche Farbe des Gemäldes. Manche finden die Farbe erfrischend modern. Viele andere nicht. Das Bild sehe aus wie das Poster eines Horrorfilms, als würde Charles III. in Blut versinken, heisst es in Beiträgen auf der Plattform X. Ein Nutzer schreibt: «Like Satan burning in hell».

Wofür steht der Schmetterling?

Und dann ist da noch der Schmetterling auf Charles’ rechter Schulter. Laut Berichten hat der Künstler Yeo den Monarchfalter auf Bitte des Königs gemalt. Der Monarchfalter, vom Aussterben bedroht, soll Charles’ Einsatz für den Umweltschutz symbolisieren. Oder ist da mehr dahinter? Britische Boulevardmedien mutmassen über die Bedeutung des Tieres. Die Zeitung «Daily Mail» zitiert eine Kunsthistorikerin, die sagt, es könnte eine Anspielung auf die gefährdete Zukunft der Monarchie sein. Der Schmetterling sei als Warnung zu verstehen.

Der Künstler Yeo schreibt auf seiner Website, der Schmetterling sei das Symbol der Metamorphose und der Wiedergeburt. Und stehe somit für den Übergang des Prinzen zum König. Yeo: «Wie dieser Schmetterling hat sich auch die Rolle des Königs gewandelt.» Mit Charles’ Krebserkrankung, die im Februar bekanntwurde, hat der Falter allerdings nichts zu tun. Der «Times» sagte Yeo, er habe von der Krankheit des Königs erst erfahren, als das Gemälde schon fertig gewesen sei.

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