Montag, Januar 27

In Haute-Nendaz verliebt man sich nicht sofort. Doch die Zuneigung wächst, sobald man die Eigensinnigkeit des Dorfes verstanden hat.

Manche Orte finden einen, weil die Liebe oder der verrückte Alltag einen hierherspült. Das im Wallis gelegene Haute-Nendaz ist für mich so ein Ort. Er war für mich nicht mit Liebe auf den ersten Blick zusammenzubringen, aber was heisst das schon? Die Zuneigung zu Haute-Nendaz wuchs langsamer als jene zu dem Menschen, der mich hierherbrachte. Was der Hauptort Haute-Nendaz, eine von 15 Ortschaften, die zur Gemeinde Nendaz gehören, bietet, sind zunächst unfassbar viele Ferienwohnungen und -häuser, Hotels und Chalets – nicht alle sind hübsch anzuschauen, und man kommt zuweilen ins Staunen ob der Monumente touristischer Beherbergung vergangener Jahrzehnte.

Die touristische Infrastruktur, also alles rundherum, ist aber gerade deshalb bombastisch gut. Die beiden grossen Supermärkte sind gefühlt immer offen, daneben hat es die stets gutbesuchte Boucherie Mariéthoz, einen Käseladen namens La Cave à lait, Bäckereien (ein Schatz ist die Boulangerie du Village, weiter unten im Dorf) und auch Cafés und Restaurants.

Mit Spikes durch den Schnee

Der Shuttlebus im Winter zu den Liften zwischen Siviez und Tracouet funktioniert reibungslos. Haute-Nendaz ist lebendig und herzlich, unaufgeregt und weder hip noch chic. Man möchte meinen, walliserisch; aber auf den Punkt gebracht, ist es das Unbubbelige, was den Ort ausmacht, dass er sich nicht an einer bestimmten Gruppe festmachen lässt wie St. Moritz, Flims oder Gstaad. Vielmehr ist er Basis für Eigensinn und Entspanntheit. Dazu liegt er im Herzen des Feriengebiets «4 Vallées» und bietet Ski- und Snowboardfahrern wohl grössten Spass auf einem 410 Kilometer langen Pistennetz.

Ich bin keine Hangsportlerin, und so zieht es mich von Haute-Nendaz aus immer auf die Winterwanderwege. Hauptsensationen im Sommer und auch im Winter sind dabei die Wege den Suonen entlang, so nennt man im Wallis die teilweise jahrhundertealten, aber immer noch aktiven Bewässerungssysteme. Ab Haute-Nendaz führen sie beispielsweise dem Bisse Vieux entlang bis nach Siviez.

Bei frisch verschneiter Landschaft mit Spikes an den Wanderschuhen oder mit Schneeschuhen geht man recht unangestrengt und staunt ob der Vielfalt dessen, was sich da auf überschaubarer Strecke in den Blick stellt. Traumhafte Ausblicke, Wälder oder hingewürfelte Chalets ohne Strassenanschluss an einsamen Hängen, die einen pittoresk, die anderen pragmatisch. Mir gefällt das ausserordentlich gut. Alles schön auf dem Boden hier, trotz den über 1250 Metern über Meer.

Ein Wochenende in Haute-Nendaz

Freitag: 15.00 | Check-in

Das Mad Retreat vereint 23 klassische Walliser Chalets, die weitläufig verstreut sind.

19.00 | Abendessen

Im Au Vieux Nendaz kocht Adrien Lopez vornehmlich regional auf Gault-Millau-Niveau. Seine Partnerin Clara serviert und berät an den nur sechs Tischen.

Samstag: 9.00 | Wandern

Von Haute-Nendaz der Suone Bisse Vieux entlang nach Planchouet. An der Kapelle in Planchouet haltmachen, etwas weiter im Kern der Siedlung im Restaurant Planchouet zu Mittag essen. Wer will, wandert weiter bis Siviez und nimmt dann den Shuttlebus zurück nach Haute-Nendaz.

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