Donnerstag, Mai 15

Der deutsche Blogger Tim Kellner ist zu einer Geldstrafe verurteilt worden, da er mehrere Politikerinnen beleidigt hatte. Auch die SPD-Politikerin Sawsan Chebli hatte einst gegen ihn geklagt.

Der ehemalige Polizist und Youtuber Tim Kellner wurde am Mittwoch vom Landgericht Detmold wegen Beleidigung von Politikerinnen in drei Fällen verurteilt. Er soll eine Geldstrafe von 11 000 Euro zahlen, die sich aus 110 Tagessätzen in einer Höhe von je 100 Euro ergibt.

Unter anderem hat er die sozialdemokratische Bundesinnenministerin Nancy Faeser als «aufgedunsene Dampfnudel» bezeichnet. Dagegen hatte die SPD-Ministerin einen Strafantrag gestellt. Auch die Aussenministerin Annalena Baerbock von den Grünen hatte ihn wegen Beleidigung angezeigt.

Kellner war bereits im Oktober vergangenen Jahres zu der Summe verurteilt worden, ging aber in Berufung. Diese wurde am Mittwoch zurückgewiesen. Der 52-Jährige sprach von einem «politischen Prozess», der das Ziel habe: «bestrafe einen, erziehe hundert.» Kellners Anwalt soll Revision eingelegt haben.

Wer ist Youtuber Tim Kellner?

Bei Youtube hat er mehr als eine halbe Million Follower, vor Gericht warteten etwa über Hundert seiner Anhänger. Ausserdem waren vier Gegendemonstrationen angemeldet, zu denen laut Polizei 160 Menschen erschienen. Kellner ist Mitglied eines örtlichen Rockervereins und im Jahr 2010 wegen gefährlicher Körperverletzung und Freiheitsberaubung zu neun Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden.

Zum Prozess erscheint Kellner in einem T-Shirt, auf dem die Karte der Insel Sylt abgebildet ist. Daneben liest man «Döp dö dö döp». Es ist ein Verweis auf das Handyvideo der Sylt-Krakeeler, das vor zwei Wochen eine Debatte über Fremdenfeindlichkeit auslöste. Einige Besucher des Sylter Clubs «Pony» hatten sich dabei gefilmt, wie sie zu Gigi D’Agostino «L’amour Tourjors» die Parole «Ausländer raus» grölen.

Das Sylt-Shirt illustriert den derben Humor des Bloggers, der sich selbst auch als der «Love Priest» bezeichnet. Der «Liebes-Priester» sei eine Kunstfigur, mit der er Politikern den Spiegel vorhalten wolle, soll Kellner nach einem Bericht des «Westfalen-Blatt» bei der Verhandlung gesagt haben. Die Begründung wollte die Vorsitzende Richterin nicht gelten lassen, die Beleidigungen seien «schon ehrverletzend gemeint.»

Kellner bezeichnete Chebli als «islamische Sprechpuppe»

Kellner versteht sich selbst als Satiriker, pocht auf die Meinungs- und Kunstfreiheit. Bei der Verhandlung sagte er, linke Satiriker wie Jan Böhmermann dürften alles, aber er stünde für Lappalien vor Gericht.

In seinen Videos kommentiert Kellner politisches Tagesgeschehen, schneidet dieses mit Videoschnipseln von beispielsweise Klaus Kinski zusammen, etwa einem Filmausspruch «Du dumme Sau». Diesen nutzt Kellner dann, nachdem er Politiker-Statements abgespielt hat.

Es ist nicht die erste juristische Auseinandersetzung wegen Beleidigung für den Youtuber. Auch die ehemalige Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli hatte ihn deshalb angezeigt. Kellner hatte Chebli als «islamische Sprechpuppe» und «Quotenmigrantin der SPD» bezeichnet. Das Amtsgericht Tiergarten sprach ihn im Jahr 2020 frei, nachdem er gegen die zuvor erlassene Geldstrafe Einspruch eingelegt hatte.

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