Freitag, September 20

Im Juni wurde die Existenz der Boomslang bestätigt, doch noch immer konnte das Reptil nicht eingefangen werden. Ein Biss kann tödlich sein.

Mitte der Woche hat die kleine Gemeinde Braderup in Schleswig-Holstein auf ihrer Facebook-Seite vor einer grünen Giftschlange gewarnt. Das Reptil sei am Montag gesehen worden. Möglicherweise handele es sich um eine Afrikanische Baumschlange, auch Boomslang genannt. Deren Biss könne für den Menschen tödlich sein. Wer das Tier sichte, solle die Polizei oder einen Jäger informieren.

Zudem soll in der Vorwoche in Braderup ein Hund durch einen Schlangenbiss ums Leben gekommen sein.

In der Tat treibt in Norddeutschland eine Boomslag ihr Unwesen. Im Juni bestätigte die Gemeinde Oeversee im Kreis Schleswig-Flensburg, dass sich ein – vermutlich männliches – Exemplar der Afrikanischen Baumschlange bei Oeversee aufhalte. Darüber war bereits seit April spekuliert worden.

Dass es sich aber nun in Braderup, das rund 50 Kilometer von Oeversee entfernt liegt, um dieselbe Schlange oder ein weiteres Exemplar handelt, hält Martin Schmidt, Pressesprecher des Landesamts für Umwelt Schleswig-Holstein, für ausgeschlossen: «Keine Schlange macht diese Entfernung.» Laut den Experten des Landesamts könne der tote Hund von einer Kreuzotter gebissen worden sein. Dies werde derzeit noch untersucht.

In Oeversee hatten im Sommer vier Artenspürhunde, die mit einer Geruchsprobe aus der Schweiz trainiert worden waren, die Baumschlange erschnüffelt. Tatsächlich gelang es den Tieren, die Fährte der Schlange aufzunehmen. Alle Spuren führten in die Nähe einer bewohnten Siedlung. Das Reptil selbst wurde allerdings nicht gefunden. Die Gemeinde Oeversee hängte auch Fangnetze mit der Haut einer weiblichen Boomslang in verschiedenen Bäumen auf und versuchte das Tier mit Mäuse- und Kükenkadavern in die Falle zu locken – doch Fehlanzeige.

Die Afrikanische Baumschlange wird bis zu zwei Meter lang und hat eine hellgrüne Farbe. Sie ist südlich der Sahara bis in den Süden Südafrikas heimisch. Wie das gesuchte Exemplar nach Norddeutschland gekommen ist, weiss man nicht. In dem norddeutschen Bundesland ist die Haltung von Giftschlangen in Terrarien verboten. Beim Landesamt für Umwelt vermutet man, dass die Schlange mit einer Materiallieferung aus dem Ausland eingeschleppt worden sein könnte.

Wer der Schlange begegnet, soll Ruhe bewahren und sie auf keinen Fall anfassen. Erst dann beisst sie zu. Ein Biss der Schlange verursacht innere Blutungen, das Gift wirkt aber erst ein paar Stunden nach dem Biss.

Für den Fall der Fälle hat die kleine Gemeinde Oeversee für 10 000 Euro ein Gegengift aus Südafrika bestellt. Das ist am Mittwoch eingetroffen und lagert nun im Tropeninstitut des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE). Die dortigen Ärzte seien mit der Verabreichung des Gegenmittels erfahren, heisst es bei der Gemeinde Oeversee. Sollte jemand von der Schlange gebissen werden, bleibe ausreichend Zeit für die Fahrt nach Hamburg.

In den kommenden Wochen sei ein neuer Spürhunde-Einsatz geplant, sagt Martin Schmidt. Allerdings geht man im Landesamt für Umwelt Schleswig-Holstein davon aus, dass die Schlange, sofern sie noch lebt, spätestens im Winter verenden wird.

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