Mittwoch, Februar 5

König Charles III. ist an Krebs erkrankt und verschiebt seine öffentlichen Auftritte. Die Briten sorgen sich auch um die Gesundheit weiterer Mitglieder der königlichen Familie.

Es ist ein Schock für das Vereinigte Königreich: König Charles III. hat Krebs. Die Nachricht bereitet nicht nur der königlichen Familie und der britischen Nation Sorge, sondern sie ist auch ein Schlag für König Charles selbst. Der 75 Jahre alte Monarch hatte erst vor 17 Monaten den Thron bestiegen. Er war nach dem Tod seiner Mutter, Königin Elizabeth II., vor knapp einem Jahr gekrönt worden. Eigentlich hatte der «arbeitsbesessene» König, wie ihn manche bezeichnen, bis ans Ende seines Lebens hart arbeiten wollen. 2023 absolvierte er zwei Staatsbesuche, drei Überseereisen und 516 Termine.

Alle Auftritte abgesagt

Doch am Montagabend drängten sich bereits die ersten Neugierigen vor dem Buckingham Palace. Was über die Radio- und Fernsehkanäle des Landes verbreitet wurde, stand hier in einer kleinen Eilmeldung am hohen Zaun des Palasts für das Volk angeschlagen: «Während der kürzlich erfolgten Behandlung des Königs wegen einer vergrösserten Prostata ist ein weiterer Befund gemacht worden. Tests haben gezeigt, dass es sich dabei um eine Form von Krebs handelt. Seine Majestät hat heute eine Serie regelmässiger Behandlungen begonnen, während deren er auf ärztlichen Rat hin seine öffentlichen Verpflichtungen aufschieben muss.» Er werde jedoch weiterhin seine staatlichen Geschäfte fortführen und seine Büroarbeit wie bisher erledigen.

Der König sei «sehr positiv» mit Blick auf die Behandlung und erwarte, so bald wie möglich seine volle öffentliche Tätigkeit wieder aufnehmen zu können. «Seine Majestät hat sich entschieden, seine Diagnose zu veröffentlichen, um Spekulationen vorzubeugen und Verständnis für all jene zu erwecken, die weltweit an Krebs leiden.»

Noch am Sonntag waren König Charles III. und seine Frau Camilla in Sandringham beim regelmässigen Besuch der Kirche gesehen worden, guter Dinge, winkend. Dass jedoch etwas nicht ganz stimmte, war den Worten von Camilla zu entnehmen, die vor wenigen Tagen auf Nachfrage gesagt hatte: «Es geht ihm gut. Er tut, was er kann.»

Prinz William ist doppelt gefordert

Charles’ öffentliche Termine werden nun vor allem seine Frau Camilla und sein Sohn Prinz William übernehmen müssen. Was mit den grossen, wichtigen Auftritten dieses Jahres geschieht, ist noch ungewiss. Der König wollte im Juni an den Erinnerungsfeiern zur Landung in der Normandie vor achtzig Jahren teilnehmen, im Frühjahr nach Kanada und im Oktober nach Australien reisen und die Regierungschefs des Commonwealth in Samoa treffen. Für den 41 Jahre alten Prinz William werden die nächsten Wochen und Monate hart, denn seine Frau Kate, die Prinzessin von Wales, erholt sich gerade von einer offenbar schweren Unterleibsoperation. Sie fällt mindestens bis Ostern aus – ebenfalls eine Sorge für die Familie. William hatte ihr und ihrer Erholung mehr Zeit widmen wollen, muss nun aber bei öffentlichen Verpflichtungen für Charles III. einspringen. Zum Selbstverständnis des Monarchen gehört es, viel in der Öffentlichkeit aufzutreten. Königin Elizabeth II. hatte gesagt: «Nur wenn wir gesehen werden, glaubt das Volk auch an uns.»

Für die Öffentlichkeit ist es neu, dass der Monarch seine Krankheiten dieser mitteilt. Aber Charles setzt um, was er schon als Prinz of Wales angekündigt hatte. Er wolle ein moderner König sein, offen, zugänglich, und zeigen, dass sich die königliche Familie nicht hinter den Mauern ihrer Paläste verschanzt. Die medizinischen Befindlichkeiten seiner Mutter waren immer im Verschwiegenen behandelt worden.

Bewusstsein für Krebserkrankungen steigern

König Charles III. hat nun eine Politik der Transparenz durchgesetzt, auch mit dem Hintergedanken, die Öffentlichkeit über die Probleme und Gefahren von Prostata-Erkrankungen aufzuklären – dies mit Erfolg. Seit der Monarch seine Diagnose einer vergrösserten Prostata am 17. Januar veröffentlichte, ist die Zahl der Anfragen bei Ärzten und medizinischen Stiftungen zum Thema Prostata um 60 Prozent gestiegen. Charles ist der Schirmherr mehrerer Krebs-Organisationen.

Charles hat keinen Prostatakrebs. Dies liess der Palast die Öffentlichkeit wissen. Die exakte Diagnose wurde jedoch nicht mitgeteilt. Der Grund: Buckingham Palace zieht die feine Linie zwischen der Privatperson Charles und dem Staatsoberhaupt. Die Öffentlichkeit soll wissen, dass das Staatsoberhaupt erkrankt ist und Auftritte verschoben werden, der Monarch aber weiterhin seine Sitzung mit dem Premierminister Rishi Sunak per Telefon oder Zoom abhält und die Staatspapiere bearbeitet und Dokumente abzeichnet. Die Öffentlichkeit soll auch wissen, dass die Prinzessin von Wales wegen ihrer Unterleibsoperation derzeit ihre Arbeit für den Hof nicht fortsetzen kann.

Doch die Privatpersonen Charles und Kate haben das Recht, dass ihre exakte Diagnose privat bleibt. Und so spekulieren die britischen Medien, ob der Monarch nun Chemotherapie, Radiotherapie, eine Immunbehandlung oder eine Kombination dieser Therapien erhält und was sein homöopathisch ausgerichteter Hausarzt, Dr. Michael Dixon, als Vorsitzender des medizinischen Teams des Palastes auszurichten hat.

Der Fall ist offenbar ernst genug, dass sein Sohn Prinz Harry aus Kalifornien einflog, um seinen Vater zu besuchen. Die beiden haben ein angespanntes Verhältnis, seit Harry in den Medien und in seinem Buch «Reserve» den Vater und dessen Frau Camilla diffamierte und den Hof des Rassismus beschuldigte. Vater und Sohn haben im letzten halben Jahr kaum miteinander gesprochen, ebenso wenig wie Prinz William und Prinz Harry.

Krankheitsfälle und die Tatsache, dass Prinz Harry und Prinz Andrew nicht mehr aktiv für den Hof arbeiten, führt dazu, dass nur noch wenige Familienmitglieder bleiben, die die Arbeit des Monarchen – zumindest kurzfristig – übernehmen können. Diese sind formal die «Räte» des Königs, die Counsellors. Es sind alle Thronfolger, die älter als 21 Jahre alt sind, also neben der Königin Prinz William, Prinz Andrew, Prinz Harry und Prinzessin Beatrice. Da die letzten drei Personen jedoch nicht mehr öffentlich für die Krone arbeiten, treten nach einer Gesetzesänderung im Jahr 2022 Prinz Edward und Prinzessin Anne an ihre Stelle.

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