Freitag, Dezember 27

Nach dem müden Remis gegen die Grasshoppers beklagt der FCZ-Coach die Schiedsrichterleistung. GC verpasst in Überzahl den Befreiungsschlag und bleibt auf dem letzten Tabellenplatz.

Es ist ein bekanntes Muster im Fussballsport, dass Spieler und Trainer nach dem Match sagen, dass sie jetzt keinesfalls über den Schiedsrichter sprechen wollen. Das leuchtet ein, denn was passiert ist, ist passiert, und es ist eher die Ausnahme, dass sich nach dem Schlusspfiff beispielsweise das Resultat verändern lässt oder dass die Flugbahn eines Balles korrigiert werden kann.

«Das Spiel kaputtgemacht»

So sass also der FCZ-Trainer Ricardo Moniz eine halbe Stunde nach dem 1:1 gegen die Grasshoppers vor den Journalisten im Medienraum des Letzigrunds und eröffnete seine Analyse mit dem Mustersatz, dass er jetzt keinesfalls über den Schiedsrichter sprechen wolle. Zum Muster gehört, dass in der Folge jeweils das Gegenteil passiert. Man redet breit und ausführlich über den Schiedsrichter. Wie es Moniz machen sollte.

Der FCZ-Trainer hatte reichlich Zeit, um sich den Schiedsrichter-Satz zu überlegen. Zuerst sass er ein paar Minuten alleine auf dem Podium. Der neue GC-Trainer Tomas Oral hatte sich in den langen Katakomben-Gängen verlaufen, wie er seine Verspätung entschuldigte. Dann setzte er sich neben den FCZ-Mediensprecher und gab ein paar seiner Eindrücke vom Spiel wieder.

Anschliessend begann Moniz seine Analyse damit, nicht über die Fehlentscheidungen des Spielleiters zu sprechen. Er stiess direkt ins Grundsätzliche und Persönliche vor. Er sagte: «Der Schiedsrichter ist eine Katastrophe für den Schweizer Fussball.» Der Schiedsrichter Luca Piccolo bedachte in der Schlussphase den FCZ-Coach mit einer gelben Karte, nachdem Moniz «etwas auf den Platz gerufen» hatte, wie er sagte. Was er gerufen hatte, wusste Moniz nicht mehr. Nur, dass es aus seiner Sicht keinen Grund gegeben haben kann für die gelbe Karte.

Ebenso keinen Grund sah Moniz für die gelbrote Karte, die Piccolo kurz vor der Pause dem FCZ-Stürmer Emmanuel Umeh gezeigt hatte. Umeh spielte für den gesperrten Juan José Perea, der vor einer Woche in Lugano einen Gegner per Ellbogenschlag niedergestreckt hatte. Am Samstag musste nun Umeh vom Platz, weil er wenige Minuten nach der ersten Verwarnung wegen groben Fouls den GC-Verteidiger Maksim Paskotsi hart zu Boden gestossen hatte. Moniz sagte: «Der Schiedsrichter hat das Spiel kaputtgemacht.»

Das «kaputte Spiel» war freilich schon vor dem Platzverweis nie so richtig in Gang gekommen, wie sich das der Niederländer vorgestellt haben dürfte. Dabei hatte das Derby mit einem Geschenk für den FCZ begonnen. 37 Sekunden dauerte es, bis Umeh im GC-Strafraum am richtigen Ort stand, als der Ball nach einem Durcheinander vor seine Füsse fiel und er das 1:0 erzielte. Doch das Geschenk der Grasshoppers schien den FCZ zu verwirren statt zu beflügeln.

Dazu passte die morbide Stille der über 18 000 Zuschauerinnen und Zuschauer, die während der ersten Halbzeit aus Protest gegen die Polizeimassnahmen vor dem Match keinen Ton von sich gaben. Dafür war Moniz umso lauter. Denn seine Spieler rannten ohne Orientierung und Plan auf dem Platz herum. Der Ausgleich von Tsiy Ndenge in der 41. Minute war die Folge. Der Rest wurde zum müden Kick, in dem die GC-Spieler nichts mit ihrer Überzahl anzufangen wussten und der FCZ keine Anstalten machte, mit einem Konter das Glück zu suchen. Kurz: Es war ein enttäuschendes, schlechtes Fussballspiel.

Moniz war ganz anderer Meinung. Als er im Anschluss an die Schiedsrichter-Klage mit diesem Befund konfrontiert wurde, reagierte er patzig. Er fand die Frage unanständig und aggressiv. Moniz lobte seine Mannschaft dafür, dass sie «mit einem Mann weniger einen Punkt über die Ziellinie gerettet» habe. Moniz war genervt wie ein Trainer, der lieber über den Schiedsrichter, den «sehr guten Gegner» oder über den Tonfall von Fragen redet statt über die eigene Leistung an diesem Abend.

Der Lack blättert ab beim FCZ

Denn der FCZ ist auch gegen die verunsicherten Grasshoppers den Nachweis schuldig geblieben, als Favorit einen Match zu dominieren, attraktiv zu spielen und am Ende drei Punkte gewinnen zu können. Noch am Freitag hatte Moniz wiederholt, was er schon mehrfach gesagt hatte: «Als FCZ wollen wir die Nummer eins sein – alles andere interessiert mich nicht.»

Seine Mannschaft hatte mehrfach die Gelegenheit verstreichen lassen, den Platz an der Tabellenspitze zu behaupten und auszubauen. Beim 1:4 in St. Gallen war das so, beim 1:3 gegen Servette, letztmals beim 1:4 in Lugano. Die Vorstellung gegen GC legte nahe, dass Moniz und seine Mannschaft bis jetzt eher zu hoch geflogen sind und der Lack vom Nummer-eins-FCZ abzublättern beginnt. Das dürfte auch Moniz nicht entgangen sein. Er sagte am Samstag: «Ich bin immer sympathisch. Ich bin immer offen. Ich bin nicht berechnend. Wir sind der FCZ, ein normaler, gerader Verein, wir verkaufen den Schweizer Fussball. Das ist alles.»

Schon am Dienstag bietet sich Moniz und seiner Mannschaft im Cup die Gelegenheit, ein anderes Gesicht zu zeigen als am Samstag. Mit den Grasshoppers wartet der gleiche Gegner. Vielleicht wird Moniz nach dem zweiten Derby innert vier Tagen dann vom «nächsten Schritt auf dem kürzesten Weg in den Europacup» sprechen. Und nicht davon, dass er «keinesfalls über den Schiedsrichter reden» will.

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