Freitag, September 27

Die neue Virusvariante namens XEC ist ansteckender als ihre Vorgängerinnen. Zudem steht die kalte Jahreszeit mit Zusammenkünften in Räumen bevor. Damit steigt das Risiko für Infektionen.

Wer sollte sich impfen lassen?

In der Schweiz ebenso wie in Deutschland wird eine erneute Corona-Impfung nur Personen empfohlen, die ein höheres Risiko haben, schwer an Covid-19 zu erkranken. Zu dieser sogenannten Risikogruppe gehören ältere Menschen. Die Schweiz gibt 65 Jahre, Deutschland 60 Jahre als Altersgrenze an.

Des Weiteren zählen zur Risikogruppe auch Personen mit Vorerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Problemen, Krebs, Übergewicht, Diabetes, einem geschwächten Immunsystem oder auch Menschen mit Trisomie 21. In der Schweiz sollten diese sich impfen lassen, wenn sie älter als 16 Jahre sind, in Deutschland schon jene ab 6 Monate. In der Schweiz wird zudem allen Schwangeren eine Auffrischungsimpfung empfohlen, in Deutschland nur jenen mit bereits bestehenden Erkrankungen.

Die deutsche Impfkommission rät zusätzlich auch Bewohnerinnen und Bewohnern von Pflegeeinrichtungen sowie medizinischem Fachpersonal mit direktem Kontakt zu Menschen aus der Risikogruppe zu einer weiteren Auffrischungsimpfung.

Ich gehöre nicht zur Risikogruppe. Kann mir eine erneute Impfung nützen?

Gesunden Personen, die bereits dreimal mit dem Coronavirus in Kontakt kamen – sei es durch Impfungen oder Infektionen –, wird kein weiterer Booster empfohlen. Denn durch die mehrfachen Kämpfe, die das Immunsystem mit dem Coronavirus ausgefochten hat, haben sie einen Schutz vor einer schweren Covid-19-Erkrankung aufgebaut. Das betrifft nahezu alle Geimpften und Genesenen.

Auch gesunde Personen können allerdings von einer erneuten Impfung profitieren. Die Spritze könnte auch sie vor einer weiteren Infektion bewahren. Nur, wie hoch dieser Schutz tatsächlich ist, das können Experten derzeit nicht vorhersagen. Denn das hängt vor allem davon ab, ob diesen Herbst diejenige Corona-Variante dominiert, gegen die zuvor geimpft wurde. Auch wie gross die Wahrscheinlichkeit sein wird, sich anzustecken, ist unklar. Es hängt davon ab, wie viele Viren beispielsweise in Tram und Büro herumschwirren und wie viele Infektionen es im Freundeskreis gibt.

Im Gegensatz zur Schweiz und zu Deutschland empfiehlt die Gesundheitsbehörde CDC der USA präventiv allen Personen über 6 Jahre, sich in den kommenden Wochen eine weitere Corona-Impfung mit einem angepassten Impfstoff geben zu lassen. Für jüngere Kinder gelten spezifische Regeln.

Kann eine weitere Impfung schaden?

Corona-Impfungen können in sehr seltenen Fällen gesundheitliche Schäden verursachen. Allerdings treten diese gemäss Studien in der Regel nach der ersten Impfung auf. Somit brächten Wiederholungen von Corona-Impfungen kein grösseres Risiko als eine einzige Spritze, betonen Experten beidseits des Atlantiks.

Wann sollte man sich impfen lassen?

Der Booster sollte ab Mitte Oktober verabreicht werden. Denn dann beginnt die Hochsaison für Atemwegserkrankungen. Da die nach der Impfung vom Immunsystem gebildeten Antikörper gegen das Coronavirus nur für einige Monate in grosser Zahl im Körper zirkulieren, ist genau in der Virenhochsaison der grösste Schutz vorhanden. Allerdings sollte der Booster frühestens sechs Monate nach der letzten Impfung oder Infektion erfolgen.

Gefühlt startet die Virensaison heuer früher, stimmt das?

Ja, es gibt derzeit tatsächlich mehr Infektionen als vergangenen September. Da bereits diesen Sommer sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland und vielen anderen Ländern weltweit mehr Corona-Infektionen auftraten als in den vorherigen Sommern, startet die diesjährige Herbst-Winter-Welle auf einem höheren Niveau. Ursache der Sommerwelle war die schnelle Ausbreitung von besonders ansteckenden Virusvarianten aus der sogenannten Flirt-Familie seit April.

Kann eine Corona-Impfung mit einer anderen Impfung kombiniert werden?

Ja. Studien haben gezeigt, dass die gleichzeitige Impfung mit verschiedenen Impfstoffen sowohl gut vertragen wird als auch das Immunsystem effektiv stimuliert. Es wird empfohlen, dass die Personen der Risikogruppe sich gleichzeitig gegen Corona und gegen Influenza impfen lassen. Älteren Personen wird auch eine Impfung gegen RSV im Herbst empfohlen. Das ist ein weiteres Virus, das schwere Atemwegserkrankungen verursacht. Für Säuglinge und Kleinkinder steht eine sogenannte passive Immunisierung gegen RSV zur Verfügung. Hierbei werden spezielle Antikörper gegen dieses Virus injiziert.

Gibt es neue, dem Virus angepasste Corona-Impfstoffe?

Ja. In der EU, den USA und auch in der Schweiz stehen an neue Varianten angepasste mRNA-Vakzine zur Verfügung. Für den Peptidimpfstoff von Novavax soll ab Oktober eine Zulassung für einen angepassten Impfstoff vorliegen.

In Europa wurden allerdings leicht andere mRNA-Vakzine zugelassen als in den USA. Hierzulande enthalten die Produkte von Pfizer/Biontech und Moderna jeweils Bestandteile der Virusvariante JN.1, in den USA hingegen von KP.2. JN.1 war diejenige Variante, die die hohe Infektionswelle im Winter 2023/2024 ausgelöst hat. Im Frühjahr wurde sie dann von den Flirtvarianten KP.2 und kurz darauf KP.3 verdrängt.

Doch mittlerweile hat sich bereits eine neue Sars-CoV-2-Variante namens XEC entwickelt, die sich rasch verbreitet. Diese wurde erstmals im Juni in Deutschland entdeckt. Sie ist ansteckender, aber gemäss allen bisherigen Erfahrungen nicht gefährlicher. Ob sie sich weltweit durchsetzen kann und dann der Treiber der kommenden Herbstwelle sein wird, ist noch nicht sicher.

Obwohl die verfügbaren Vakzine nicht exakt an die derzeit grassierenden Virusvarianten angepasst sind, schützen sie gemäss den Studien zuverlässig vor einer schweren Covid-Erkrankung – aber voraussichtlich deutlich weniger gut vor einer Infektion.

Gibt es neue besorgniserregende Corona-Varianten?

Derzeit nicht. Das Coronavirus entwickelt sich zwar ständig weiter, und somit entstehen ständig Varianten, die genetisch leicht anders aufgebaut sind. Derzeit sind alle entdeckten Corona-Varianten Abkömmlinge von Omikron. «Solange alle von Omikron abstammen, bin ich entspannt», sagt die Virologin Sandra Ciesek von der Universität Frankfurt.

Manche der neuen Varianten schaffen es, uns zu infizieren, weil nicht genügend passende Antikörper im Körper patrouillieren. Je mehr Veränderungen eine neue Variante besitzt, desto leichter kann sie diesen Wachhunden unseres Immunsystems entkommen.

Steigt bei einer erneuten Corona-Infektion das Risiko für Long Covid?

Das kann man noch nicht genau sagen. Prinzipiell kann sich nach jeder Covid-19-Erkrankung auch Long Covid entwickeln. Doch es gibt Hinweise, dass das Risiko steigt, je mehr Viren im Körper zirkulieren. Doch ein durch Impfungen und durchgemachte Infektionen vorbereitetes Immunsystem sorgt dafür, dass bei einer erneuten Ansteckung weniger Viren im Körper vorhanden sind. Demnach könnte das Risiko für Long Covid nach einer erneuten Corona-Infektion sehr viel kleiner sein als beim ersten Mal.

Funktionieren die Selbsttests noch?

Ja, solange ihr Haltbarkeitsdatum noch nicht abgelaufen ist, funktionieren die gängigen Selbsttests. Allerdings entdecken sie jede Corona-Infektion nur dann zuverlässig, wenn die infizierte Person Symptome aufweist.

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