Mittwoch, März 12

Am Montag ist die Social-Media-Plattform X zuerst ganz stillgestanden und kämpfte dann für den Rest des Tages mit Problemen. Elon Musks Hinweise auf die Ukraine überzeugen Experten keineswegs.

Vermutlich hat Elon Musk schon bessere Tage als diesen Montag erlebt. Die Aktie seines Elektroauto-Unternehmens Tesla befand sich im Sinkflug: ein Minus von mehr als 15 Prozent. Und gleichzeitig stockte und stotterte seine Social-Media-Plattform X den ganzen Tag lang nach einer Cyberattacke. «Something went wrong», steht dann jeweils als Fehlermeldung, wenn der Kurznachrichtendienst keine Posts mehr laden kann. Dumm gelaufen, irgendwie auch für Elon Musk.

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Zeitweise fiel X am Montag ganz aus, später lud die Plattform ihre Inhalte nur mit Verzug. In der Schweiz war sie laut dem Portal Allestörungen.ch vor allem zwischen 10 und 11 Uhr kaum zugänglich, am frühen Abend ebenso. In den USA erreichte die Störung einen Höhepunkt, als fast 40 000 User gleichzeitig Probleme meldeten.

Kein alltäglicher Angriff

Musk, der ohnehin Posts am Laufmeter vom Stapel lässt, bestätigte auf X prompt die Probleme und sprach von einem «massiven Cyberangriff». X sei zwar täglich die Zielscheibe solcher Attacken. Die aktuelle werde aber mit vielen Ressourcen verübt. Er vermutete, dass eine grosse, koordinierte Gruppe oder gar ein Land dahinterstecke.

Kurz darauf bekannte sich die Gruppe Dark Storm Team auf Telegram dazu. «Wir haben Twitter vom Netz genommen», schrieb sie. Dark Storm Team wurde 2023 gegründet und ist eine Gruppe angeblicher propalästinensischer Aktivisten, also sogenannter «Hacktivisten». Diese verüben meist DDoS-Attacken (Distributed Denial of Service), bei denen ein Netzwerk von Rechnern einen ausgewählten Server mit Anfragen überhäuft, bis dieser nicht mehr erreichbar ist oder gar unter der Last abstürzt. Das war auch bei X am Montag der Fall.

Dark Storm Team ist für ähnliche Aktionen gegen institutionelle Einrichtungen und Regierungsportale bekannt. Vor allem hat die Gruppe Angriffe auf Israel sowie auf dessen Verbündete oder auch auf Nato-Staaten verübt. Ob es tatsächlich sie war, die am Montag X ins Visier genommen hat, blieb vorerst unklar.

IP-Adresse ist kein Beweis

Trotz dem Bekenner-Post auf Telegram brachte Musk andere potenzielle Urheber ins Spiel. In einem Interview mit dem Sender Fox News, der Trumps Republikanern nahesteht, lenkte Musk die Aufmerksamkeit auf die Ukraine. Die Angriffe seien von IP-Adressen aus dem ukrainischen Raum gestartet worden, behauptete er.

Diese Aussage des engsten Beraters des amerikanischen Präsidenten Donald Trump kann auch als politische Instrumentalisierung der Attacke verstanden werden. Höchst angespannt ist die Lage zwischen den USA und der Ukraine. Zudem gilt für IT-Sicherheitsexperten eine IP-Adresse nie als Hinweis auf die Herkunft einer Cyberattacke. DDoS-Angriffe werden meist von infizierten Rechnern oder Geräten gestartet, die sich auf der ganzen Welt verstreut befinden. Teilweise agieren die Gruppen über VPN-Netze und nutzen so Rechner, die geografisch woanders als sie selbst stationiert sind.

Das dürfte der Tech-Milliardär Musk wissen – und bewusst verschweigen. Die USA haben sich unter Trump jüngst schroff von der Ukraine distanziert. Kürzlich hatte Musk mit einem Abschalten des Satellitensystems Starlink in der Ukraine gedroht, das entscheidend für die Kommunikation und auch die Armee des Landes ist. Auch wenn Musk gerade am Montag beteuerte, Starlink «niemals» zu kappen, blieb die Drohung als Zeichen der Verstimmung zurück.

Die USA stoppten jüngst Waffenlieferungen, stellten den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski vor laufenden Kameras in einem gemeinsamen Treffen bloss. In dieser Woche stehen Verhandlungen an, auch zum Rohstoffabkommen, das den USA wertvolle ukrainische Erden zusichern soll. Musks Aussage könnte auch als ein weiteres Druckmittel verstanden werden.

Unterstützung von Trump

Die Anschuldigung des X-Besitzers führte zu vielen Kommentaren auf der Plattform. Die Kritiker argumentieren, X sei für die Ukraine eine wichtige Kommunikationsplattform im Krieg gegen Russland. Ein Nutzer bezeichnete Musk als «Verräter». Die Behauptung mit der ukrainischen IP-Adresse sei eine «nicht wirklich intelligente Lüge». Warum sollte die Ukraine den Zugang zu X blockieren?, fragt er rhetorisch.

Strauchelnde Plattform, undurchsichtige Aussagen, fallender Aktienkurs seiner Elektroautos: An diesem schwarzen Montag erhielt Musk wenigstens Unterstützung von seinem grössten Verbündeten. Präsident Trump zeterte, «radikale linke Wahnsinnige» würden Tesla boykottieren, um Musk zu schaden. Deshalb werde er gleich am Dienstag einen Tesla kaufen. Die Nachricht schrieb Trump allerdings auf seinem eigenen Netzwerk, Truth Social. Dieses funktionierte am Montag.

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