Knapp 3 Millionen Franken will die Stadt dem organisierenden Verein zahlen, um seinen Konkurs abzuwenden.
Die Rad-WM vom letzten September haben für die Stadt Zürich ein teures Nachspiel: Um die Zahlungsunfähigkeit des organisierenden Vereins abzuwenden, will die Stadt dem Verein zusätzlich 2,95 Millionen Franken zahlen.
Wie die Stadt am Donnerstag mitteilt, verzichtet sie konkret auf die Rückzahlung eines Darlehens von 2 Millionen Franken, das der Stadtrat zur Vermeidung von Liquiditätsengpässen gewährt hatte. Auch ein Defizitbeitrag in der Höhe von 950 000 Franken wird nicht zurückverlangt.
So könne insbesondere der finanzielle Schaden für private Gläubiger und damit das betroffene lokale Gewerbe geschützt werden. Laut der Mitteilung erhöht sich der Zusatzkredit der Stadt aus finanzrechtlichen Gründen um 700 000 Franken – für zusätzliche nicht verrechnete Eigenleistungen und Gebührenerlasse.
Für die Durchführung der Rad-WM hat die Stadt bereits im Vorfeld 8 Millionen Franken bezahlt. Der Kanton steuerte 4,42 Millionen Franken bei, der Bund 5 Millionen. Dazu waren weitere Kredite nötig, auch die von den Rad-WM betroffenen Gemeinden hatten Ausgaben. Insgesamt müssen die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler rund 21 Millionen Franken tragen.
Ungenügende Reserven im Budget eingebaut
Wie konnten sich die Organisatoren derart mit der Finanzierung verschätzen? Entlarvend ist in diesem Zusammenhang der Bericht des Beratungsunternehmens Deloitte, das der Stadtrat Raphael Golta Ende Januar 2025 mit einer externen Untersuchung beauftragt hatte.
Das Fazit des Berichts lässt sich wie folgt zusammenfassen: Der zuständige Verein hat viel zu optimistisch geplant – und die Organisationsstruktur war unübersichtlich. Im sechsköpfigen Vorstand sind die jeweiligen Chefs der Sportämter von Kanton und Stadt dabei, aber auch der Geschäftsführer von Swiss Cycling.
Die Stadt selbst formuliert die Schlüsse etwas freundlicher: Unsicherheitsfaktoren seien zu wenig berücksichtigt worden, zudem habe man ungenügende Reserven ins Budget eingebaut. Sie räumt aber ein: «Nach dem Zuschlag der Austragung hätte den Verantwortlichen mindestens zwei Jahre vor dem Anlass klar sein müssen, dass nur optimale Umstände zu einem ausgeglichenen Resultat führen würden.»
«Optimale Umstände» sind eine abenteuerliche Ausgangslage. Man könnte meinen, dass Veranstalter für einen noch nie in dieser Form durchgeführten Sportanlass – zum ersten Mal wurden Rad-WM zusammen mit Para-Cycling-WM organisiert– eher vom Schlimmsten ausgehen müssten, um nicht negativ überrascht zu werden.
Die Stadt schreibt weiter: «Konsequente Massnahmen – zwischen der Beantragung zusätzlicher öffentlicher Mittel und der Absage des Anlasses – hätten die Folge sein müssen.» Schliesslich hätten unvorhersehbare Ereignisse wie ein Stromausfall und schlechtes Wetter zu weiteren Einbussen geführt.
Tatsächlich, auch das ist im Bericht festgehalten, waren die Regenmengen im September 2024 im Kanton Zürich fast doppelt so hoch wie normalerweise zu dieser Jahreszeit. Im Bericht heisst es allerdings auch, dass solche Regenfälle alle paar Jahre auftreten könnten und in den letzten Jahren häufiger geworden seien.
Golta: «Rad-WM waren ein Unikat»
Der Stadtrat Raphael Golta sagt, die Rad-WM seien als Anlass, für den viel öffentlicher Raum beansprucht worden sei, «ein Unikat» gewesen. «Was die WM im Nachhinein leider auszeichnet, ist das Defizit.» Es seien Fehler an verschiedenen Stellen zu verschiedenen Zeiten passiert.
Rückblickend hätte man wohl einiges anders gemacht, sagt Golta. Als «nicht optimal» habe sich etwa die Organisationsstruktur herausgestellt. Die Stadt habe Geld gesprochen, aber nicht überall gleichermassen Einfluss nehmen können – «eine schwierige Konstellation». Und: Die Organisatoren seien trotz vielen Unsicherheiten zu optimistisch gewesen.
Trotzdem findet Golta, man dürfe die WM nicht nur negativ sehen. «Das Herren-Strassenrennen am letzten WM-Wochenende lieferte Wahnsinnsbilder aus Zürich», sagt er. «Wir sind eine Sportstadt, deshalb sollen hier auch weiterhin grosse Sportanlässe stattfinden können.» Er fügt aber an: «Wir sprechen nicht von zweiten Rad-WM.»
Mit einer externen Analyse will der Stadtrat nun weitere Erkenntnisse und Lehren für die Organisation, Finanzierung und Steuerung von künftigen Veranstaltungen gewinnen. Zuständig dafür ist Golta. Aus politischer Sicht ist die Causa Rad-WM ebenfalls noch nicht abgeschlossen: Über die zusätzlich nötigen 2,95 Millionen Franken wird das Stadtparlament entscheiden.