Freitag, Februar 7

Anleger hoffen darauf, dass sich Musks Nähe zum amerikanischen Präsidenten bezahlt macht. Bis anhin ist eher das Gegenteil der Fall, wie die jüngsten Verkaufszahlen aus Europa und Kalifornien zeigen.

War es das beste Investment aller Zeiten? Elon Musk hat knapp 300 Millionen Dollar in die Präsidentschaftskampagne von Donald Trump investiert. Seit Trumps Wahl ist sein Nettovermögen um weit mehr als 100 Milliarden Dollar angestiegen; auch dank Musks Zugang zum amerikanischen Präsidenten. Der Tech-Unternehmer leitet für Trump sogar eine neue Sparbehörde und ist dabei, die amerikanischen Bundesbehörden komplett umzukrempeln und Zehntausende Beamte zu entlassen.

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Die Anleger haben seit Trumps Wahl fleissig Tesla-Aktien gekauft und damit den Wert des Autokonzerns in die Höhe getrieben. Auch die nicht kotierte Weltraumfirma SpaceX, die Musk führt und an der er beteiligt ist, hat einen Bewertungsschub erfahren. Trump hat in seiner Inaugurationsrede versprochen, dass die USA mit Astronauten zum Mars fliegen würden. Das ist ein langgehegter Traum von Musk, und es könnte dem Raketenbauer SpaceX viele Geschäftsmöglichkeiten bieten.

Glück in der Bromance, Pech im Beruf

Doch für den Elektroautobauer Tesla, noch immer die Hauptquelle von Musks Vermögen, hat sich die steile politische Karriere ihres Chefs noch nicht ausgezahlt. Ganz im Gegenteil: Die Absatzzahlen sind vielerorts auf der Welt im freien Fall. Die am Donnerstag publizierten Januarzahlen zeigen etwa, dass in Deutschland 59 Prozent weniger Teslas registriert wurden als im Vorjahresmonat. Dabei hätte sich der Markt für Elektroautos in Deutschland nach einem schwachen Jahr 2024 im Januar eigentlich erholt. Der Marktanteil von Tesla fiel von 14 auf noch 4 Prozent.

Der Elektroautobauer hat auch auf allen anderen europäischen Märkten Terrain eingebüsst. In Frankreich ging die Zahl der verkauften Fahrzeuge um 63 Prozent zurück, in Norwegen – über Jahre ein Schlüsselmarkt für Elektroautos – um 38 Prozent. Auch in der Schweiz wurden im Januar bloss 240 Teslas immatrikuliert; ein Minus von 27 Prozent. Selbst in Kalifornien, dem einst so wichtigen Heimmarkt für Tesla, sanken die Verkaufszahlen im Januar um 36 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.

Warten auf die neuen Modelle

Mehrere Gründe für die Flaute kommen zusammen. Tesla erhält in Europa stärkere Konkurrenz von den etablierten Autoherstellern, die immer mehr Elektroautos auf den Markt bringen. Stellantis, VW und Renault müssen in Europa strenge Flotten-Emissionsziele einhalten und haben daher einen grossen Anreiz, mehr Elektroautos zu verkaufen.

Tesla leidet zudem darunter, dass seine bisherigen Verkaufsschlager, die Modelle Y und 3, in die Jahre gekommen sind. In den kommenden Monaten soll deshalb eine modernisierte Version des Model Y auf den Markt kommen. Ebenfalls im ersten Halbjahr 2025 will die Tesla-Spitze ein günstigeres Einsteigermodell vorstellen, das neue Käufergruppen anlocken soll. Beides dürfte die Verkaufszahlen mittelfristig wieder beleben. Kurzfristig führt es aber dazu, dass potenzielle Kunden mit dem Autokauf noch zuwarten.

Es ist zudem möglich, dass Tesla-Standorte wie üblich versucht haben, vor dem Jahresende noch möglichst viele Verkäufe abzuschliessen, um die Jahreszahlen für 2024 aufzubessern. Der Januar ist daher traditionell ein schlechter Monat. Das erklärt aber nicht, warum Tesla im Januar 2025 so viel schlechter abschneidet als im Januar 2024.

Es ist zu vermuten, dass Elon Musks politische Aktivitäten Teslas Stammkundschaft vergraulen, etwa ökobewusste, gutverdienende Managerinnen und Beamte. In den USA schämen sich manche Tesla-Fahrer für Musk und bekleben ihr Fahrzeug mit Entschuldigungen: «Ich kaufte es, bevor Elon verrückt wurde», steht zum Beispiel darauf. In Deutschland sollen sich diese Aufkleber mittlerweile ebenfalls gut verkaufen.

Denn Musk mischt sich nicht nur in den USA in die Politik ein, sondern auch in Europa. In Deutschland hat er dazu aufgerufen, die Rechtspartei AfD zu wählen, was zahlreiche empörte Reaktionen und Medienberichte nach sich gezogen hat. In Grossbritannien führt er seit Monaten eine Fehde mit der Labour-Regierung.

Die Börse hofft weiter

Der Aktienmarkt glaubt noch nicht wirklich daran, dass Musks Ausflug in die hohe Politik seinem Unternehmen tatsächlich schadet. Der Aktienkurs von Tesla ist seit dem Höchst im Dezember zwar von 489 auf noch 374 Dollar gefallen. Damit liegt er noch rund 50 Prozent höher als an Trumps Wahltag am 5. November.

Die Aktionäre setzen weiterhin darauf, dass sich Musks Nähe zum Präsidenten noch bezahlt machen wird. Zum Beispiel könnte die neue Administration dafür sorgen, dass vollständig selbstfahrende Teslas rascher bewilligt werden. Erste Versuche auf der Strasse sollen in der texanischen Hauptstadt Austin im Juni beginnen und schrittweise auf das ganze Land ausgeweitet werden.

Die Einstellung der Anleger ergibt bis zu einem gewissen Grad Sinn: Schon heute lässt sich ein Grossteil des Werts, den sie in Tesla sehen, nicht aus den bestehenden Verkaufszahlen herleiten, sondern aus der Erwartung, dass Tesla mit autonomen Taxiflotten das Verkehrswesen in den USA revolutionieren wird. Ein paar schlechte Monate machen diese Story noch nicht kaputt.

Tesla-Optimisten und -Pessimisten müssen aber gleichermassen anerkennen: Das Schicksal des Autobauers ist aufs Engste mit dem Erfolg seines Langzeit-Chefs und -Grossaktionärs verknüpft. Ob dies Tesla in den Abgrund treibt oder ob der Autobauer, wie Musk selbst verspricht, sich zum mit Abstand wertvollsten Unternehmen der Welt entwickelt, bleibt völlig offen.

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