Mittwoch, November 20

Es hat Familienzuwachs gegeben bei den Trumps, der neue Mensch heisst Elon Musk. Der «First Buddy» weicht kaum mehr von Donald Trumps Seite. Der Freundschaft liegt ein Deal zugrunde, aber nicht nur.

Wie viel ihm Familie bedeutet, hat Elon Musk vor kurzem gezeigt. Der Unternehmer soll in Texas ein Anwesen für seine elf Kinder und zwei der drei Mütter gekauft haben. Damit würden alle vereint unter einem Dach leben, verbrächten Zeit miteinander und wären auch für ihn besser erreichbar. Der Vater behält den Überblick, und niemand kommt zu kurz.

Angeblich ist erst eine der Frauen eingezogen. Aber auch Elon Musk wird sich auf dem Anwesen ausserhalb von Austin noch nicht oft gezeigt haben. Denn er ist gerade damit beschäftigt, sich in einer anderen Familie einzurichten. Seit Donald Trumps Wahlsieg weicht Musk kaum noch von der Seite des zukünftigen Präsidenten. So wohnte er eine ganze Woche in dessen privater Residenz Mar-a-Lago in Florida.

Musk wurde zum Gast, der sich nie verabschiedet. Oder zur Person, die sich immer ins Bild drängt, die man immer irgendwo sichtet, am Rand oder im Hintergrund.

Musk begleitet Trump überallhin, Trump nimmt Musk überallhin mit, was sie in den sozialen Netzwerken in Bild und Wort begeistert dokumentieren. Voller Bewunderung für den andern, es ist ein Sich-Huldigen, das Verhältnis hat eine Innigkeit erreicht, wie man es zwischen zwei mächtigen Männern selten sieht.

Man nennt es «bromance», was Trump und Musk verbindet. Das Wort ist eine Verschmelzung von «brother» und «romance» und bezeichnet eine innige, nicht erotische Beziehung zwischen zwei Männern.

Eine Freundschaft, wie sie der französische Philosoph Michel de Montaigne im 16. Jahrhundert definiert hat, dürfte die Bromance zwischen Trump und Musk dennoch nicht sein. Das Bündnis zwischen zwei Freunden sei zweckfrei und selbstlos, sagt Montaigne. Man hat sich gern, «weil er er war, weil ich ich war». Die Liebe hat kein Preisschild.

Die Beziehung zwischen Trump und Musk beruht auf einem Deal, Trump kennt nichts anderes. Der Tech-Milliardär hat Trump im Wahlkampf mit mehreren Millionen Dollar unterstützt. Dafür hat Trump Musk zu seinem persönlichen Berater bestimmt, der den Staatsapparat effizienter machen soll. Dies schliesst Respekt und Achtung nicht aus, wäre alles bloss politisches Kalkül, liesse man sich nie so ein.

Am Tisch der coolen Jungs

Die Anziehung jedenfalls ist gross. So verbrachten die beiden auch das vergangene Wochenende zusammen. Am Samstagabend besuchten sie einen Kampfsportanlass der Ultimate Fighting Championship (UFC) im Madison Square Garden in New York. Man sah sie mit leuchtenden Augen vor dem käfigartigen Ring sitzen, in dem sich die Mixed-Martial-Arts-Kämpfer aufeinanderstürzten, um sich boxend und kickend zu bezwingen. Die Halle dürfte vor Testosteron gedampft haben.

Nach dieser Feier der Männlichkeit, die ein solcher öffentlicher Auftritt symbolisiert, bestiegen Trump und Musk Trumps Privatflugzeug. Dort wurden ihnen Hamburger und Pommes von McDonald’s serviert, dazu tranken sie Coca-Cola. Das wurde bekannt, nachdem ein Selfie viral gegangen war, auf dem die Männer in die Kamera grinsen.

Ins Bild, das Nutzer mit «at the cool kids’ table» kommentierten, lehnt sich aus einem hinteren Abteil auch Mike Johnson, der Vorsitzende des Repräsentantenhauses, der zu Trumps «innerem Kreis» gehört und mit am Sportanlass war. Aber neben Trump ist nur ein Platz frei, dies sagt das Bild ebenfalls aus: Diesen Platz besetzt Elon Musk.

Den 78-jährigen Trump und den 53-jährigen Musk trennt altersmässig eine Generation. Elon Musk kommt deshalb auch ein bisschen die Rolle von Donald Trumps Adoptivsohn zu. Trumps 17-jährige Enkelin Kai Trump hat Musks Familienanschluss in den sozialen Netzwerken offizialisiert.

Als die Hobbygolferin den Sonntag nach dem Wahlsieg mit ihrem Grossvater auf dem Golfplatz verbrachte, war auch Elon Musk mit seinem kleinen Sohn dabei. Kai Trump postete ein Bild von sich und den beiden mit den Worten: «Elon achieving uncle status». Elon hat nun Onkel-Status.

Trump: «Ich bringe ihn hier nicht raus»

Nach Trumps Triumph durfte Musk dabei sein, als Trump mit Staatsmännern wie dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski telefonierte. Trump reichte ihm sogar den Hörer. Er war bei den Vorstellungsgesprächen für die zukünftige Regierung im Raum. Dann wieder liess Musk die Welt wissen, dass er beim Frühstück mit dem Familienoberhaupt auf der Terrasse sitze.

An einer Maga-Gala erwähnte Trump selber Musks Allgegenwart in Mar-a-Lago und sagte vor Publikum: «Wisst ihr, er mag diesen Ort. Ich bringe ihn hier nicht raus. Er mag diesen Ort einfach. Und wisst ihr was? Ich mag es auch, ihn hier zu haben.»

Deshalb durfte der «First Buddy», wie die Medien Musk nennen, was diesem gefällt, nach dem Wahltag mit auf das Familienfoto. Breitbeinig steht er in der vorderen Reihe, seinen Sohn auf dem Arm, und dominiert das Bild, während die anderen so posieren, dass sie möglichst schmal aussehen.

Ein Neuankömmling verändert die Beziehungsdynamik. Was wohl Trumps leibliche Kinder zum Familienzuwachs sagen? «First Daughter» Ivanka, die lange als Donald Trumps Lieblingstochter galt, war die wichtigste Beraterin während seiner ersten Amtszeit. Sie hält sich seither politisch zurück. Nun hat sie die Rolle an Elon Musk abgetreten.

Die widerwillige First Lady

Nur Melania Trump fehlt auf dem Familienfoto. Sie zeigte sich an der Wahlfeier in Mar-a-Lago, jetzt ist sie wieder verschwunden. Schon während des Wahlkampfs trat sie fast nie öffentlich auf, um ihren Mann zu unterstützen.

Als Donald Trump vor ein paar Tagen Joe Biden im Weissen Haus zum Gespräch traf, hätten sich eigentlich auch die künftige First Lady Melania Trump und die jetzige First Lady Jill Biden treffen sollen. So ist es üblich vor einer Amtsübergabe. Doch Melania Trump foutierte sich darum. Vermutlich wird sie auch in den kommenden vier Jahren selten in Washington anzutreffen sein. Sie bleibt in New York, wo Sohn Barron studiert. Melania definiert mit ihrem Widerwillen die Rolle der First Lady neu.

Dafür steht ein anderer bereit. Neben den Funktionen als Kumpel und Sohn kann Musk vielleicht auch die Pflichten der Frau an der Seite des zukünftigen Präsidenten übernehmen. Was er ja schon tut: Er lobt Trump, springt zu ihm auf die Bühne, er reist mit ihm im Flugzeug, und sie gehen zusammen in den Ausgang. Maureen Dowd, Kolumnistin der «New York Times», schlug deshalb vor, Elon Elonia zu nennen.

Elon Musk verkörpert die Effizienz, mit der er das Politestablishment das Fürchten lehren soll, in seiner Person: Er füllt viele Rollen aus für Donald Trump. Nur als etwas würde dieser ihn wohl nicht bezeichnen: als «bessere Hälfte». Sobald Musk zu dieser wird, dürfte es mit der Bromance vorbei sein.

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