Donnerstag, Dezember 26

Der Konzern hat seine drei Druckstandorte Immobilieninvestoren zum Kauf angeboten. In den Verkaufsunterlagen legt die TX Group ihre Strategie offen: Die letzte Druckerei soll 2032 zugehen.

Vor kaum einem Monat ist bekannt geworden, dass die Druckerei Swissprinters in Zofingen im Herbst den Betrieb einstellt. Bei der gemeinsamen Tochtergesellschaft der Medienunternehmen Ringier und NZZ sind 144 Mitarbeitende betroffen. Nun folgt die nächste Hiobsbotschaft aus der Branche: Die TX Group plant die Schliessung ihrer drei Tamedia-Druckereien. Dies geht aus einem mehrseitigen Dokument hervor, von dem die «NZZ am Sonntag» Kenntnis hat. Die börsenkotierte TX Group hat dieses Investoren aus der Immobilienbranche vorgelegt.

Im Dokument werden den Investoren die drei Druckerei-Liegenschaften in Zürich, Bern und Lausanne sowie Büros zum Kauf angeboten. Doch das ist nicht alles. Das Dokument nennt auch mögliche Schliessungszeitpunkte für den Druckereibetrieb an diesen Standorten. Für den Standort Zürich wird 2029 angegeben. Die letzte der drei Druckereien soll gemäss dem Papier 2032 schliessen.

Umnutzungen im Fokus

Für Investoren, die sich einen Kauf der Standorte überlegen, sind die möglichen Schliessungszeitpunkte zentral. Sie sind nicht daran interessiert, die Druckereien weiterzuführen, sondern die Grundstücke nach der Übernahme zügig neu zu nutzen. Interessenten können für das Gesamtpaket nun offenbar Gebote abgeben.

Die «NZZ am Sonntag» hat auch Kenntnis vom Preis, den die TX Group ungefähr erwartet. Diese Zahl – sie liegt im hohen dreistelligen Millionenbereich – kann die TX-Group-Sprecherin Ursula Nötzli allerdings nicht bestätigen, wie sie auf Anfrage sagt. Weiter führt sie aus, die TX Group habe im Dezember 2022 kommuniziert, dass sie in den kommenden Jahren ihre Immobilienstrategie weiterentwickeln werde. «In diesem Zusammenhang werden alle Möglichkeiten für alle im Besitz der TX Group befindlichen Immobilien geprüft», sagt sie.

Das besagte Immobilien-Portfolio umfasst laut Nötzli insgesamt fünf Liegenschaften: die Druckzentren sowie Bürogebäude in Zürich und Bern, ausserdem das Druckzentrum in Bussigny bei Lausanne. «Die Überarbeitung der Immobilienstrategie ist ein laufender Prozess mit offenem Ausgang», sagt Nötzli. Das Druckzentrum Zürich wurde 1984 eröffnet, jenes in Lausanne-Bussigny im Jahr 1989. Die Druckerei in Bern startete den Betrieb 2005.

Neue Unternehmensstrategie

Bei der TX Group liegt aber nicht nur die Zukunft der Immobilien auf dem Tisch. «Gleichzeitig befindet sich Tamedia aktuell in der Entwicklung einer neuen Unternehmensstrategie», sagt Nötzli. Die Tochter der TX Group umfasst das Geschäft mit abonnierten Tages- und Wochenzeitungen sowie Zeitschriften. Zu ihnen gehören der «Tages-Anzeiger», die «Sonntags-Zeitung», die «Schweizer Familie» sowie eine Reihe von kleineren, regional verankerten Zeitungen in der Deutsch- und der Westschweiz.

Die neue Strategie soll laut Nötzli voraussichtlich im Juni 2026 finalisiert sein. «Diese Strategie umfasst auch den Druck und die Druckzentren. Mögliche Schliessungen und Schliessungsdaten sind derzeit nicht bekannt, der Strategieprozess ist noch im Gang.»

Tatsächlich muss es nicht zwingend zu einem Verkauf kommen. Etwa dann, wenn die TX Group kein befriedigendes Angebot erhält. Aus Sicht von Branchenkennern markiert das Angebot dennoch eine Zäsur. Die TX Group habe damit ihre Karten auf den Tisch gelegt, was die Zukunft ihrer Druckereistandorte betreffe, heisst es.

Auch Kunden informiert

Hinzu kommt: Die TX Group spricht nicht nur im Angebotsprospekt von Schliessungsdaten. Der «NZZ am Sonntag» ist der Fall eines Kunden eines der Tamedia-Druckzentren bekannt. Dieser wurde bereits über das absehbare Betriebsende von einer der drei Druckereien informiert. Zudem kam es bereits zu Diskussionen über Anschlusslösungen.

Hinter den Überlegungen der TX Group über die Zukunft ihrer Druckereien stehen offenbar detaillierte Berechnungen darüber, wie sich das Auftragsvolumen entwickeln dürfte. Unklar ist, welche Strategie die Gruppe für die verbleibenden Druckvolumen hat – ob sie zum Beispiel eine Druckerei nach dem Verkauf der Immobilie doch noch weiter betreibt oder ob sie allenfalls neue Standorte aufbaut, andere Druckereien übernimmt, Aufträge extern vergibt oder Joint Ventures anstrebt. Auf entsprechende Fragen gab das Unternehmen keine Antwort.

Offen lässt die TX Group auch, wo künftig Produkte von externen Kunden gedruckt werden. Zu diesen gehört auch die NZZ. Man werde «zum gegebenen Zeitpunkt die Details zur neuen Unternehmensstrategie der Öffentlichkeit kommunizieren», sagt Nötzli einzig.

Verlage unter Druck

Die Überlegungen bei der TX Group zeigen, unter welchem Druck die Medienbranche steht. Im Jahr 2009 lag die verbreitete Auflage von Zeitungstiteln laut dem Verlegerverband Schweizer Medien bei rund 9,2 Millionen Titeln. Im Jahr 2023 waren es noch etwas mehr als 4,5 Millionen, also noch halb so viel. Die Anzahl Titel sank von 312 auf 245.

Zwar digitalisieren sich die Verlage zunehmend, die Bedeutung der Online-Kanäle nimmt im Vergleich zur gedruckten Zeitung stetig zu. Das Problem ist jedoch, dass die Werbung in Print-Titeln für die Zeitungsverlage deutlich einträglicher ist als Online-Werbung. Die Medienunternehmen schaffen es darum nicht, wegbrechende Erträge aus dem Print-Geschäft im gleichen Ausmass zu ersetzen.

Grosser Investitionsbedarf

Dazu kommt, dass die Probleme umso grösser werden, je stärker die Print-Auflagen sinken. Je weniger Exemplare gedruckt werden, desto mehr kostet die Produktion pro Exemplar. Gleichzeitig stellt sich ein ähnliches Problem im Vertrieb: Je weniger Kunden noch eine gedruckte Zeitung beziehen, desto aufwendiger pro Kopf wird es, sie zu beliefern.

Dazu kommt, dass viele Druckereien angesichts der ungewissen Zukunft die Investitionen heruntergefahren haben. Auch bei der TX Group soll es zumindest bei einem Teil der Anlagen in den nächsten Jahren grösseren Investitionsbedarf geben. Entsprechende Nachfragen liess das Unternehmen ebenfalls unbeantwortet.

Der grosse Investitionsbedarf war auch Swissprinters in Zofingen zum Verhängnis geworden. «Wie soll ein Unternehmen einen hohen zweistelligen Millionenbetrag in ein Geschäft investieren, das mit dem alten Equipment schon Verluste schreibt?», fragte der Ringier-Verwaltungsratspräsident Michael Ringier vor einem Monat im «Zofinger Tagblatt». Auf dem Gelände der Druckerei soll nun eine Überbauung mit rund 240 Wohnungen entstehen.

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